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EschSchnell vollendete Tatsachen geschaffen

Esch / Schnell vollendete Tatsachen geschaffen
Sie schmiedeten am Sonntagabend die neue und alte Koalition für Esch Foto: Editpress/Julien Garroy

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In Esch wird es mit der schwarz-grün-blauen Koalition weitergehen. Obwohl die LSAP hauchdünn als stärkste Partei aus den Gemeindewahlen hervorging, trafen sich CSV, „déi gréng“ und DP am späten Sonntagabend zu Sondierungsgesprächen und machten Nägel mit Köpfen. In den Gemeinderat zogen auch die Piraten und die ADR ein.  

Es war schon etwas paradox: Während die Escher LSAP im „Café Pirate“ in Lallingen einen erfolgreichen Wahlabend feierte, wurden im Zentrum bereits Sondierungsgespräche geführt. Jedenfalls saßen Bürgermeister Georges Mischo (CSV), Meris Sehovic („déi gréng“) und Pim Knaff (DP) zusammen. Auch Daliah Scholl (DP), André Zwally, Christian Weis (CSV), Mandy Ragni und Andy Bausch („déi greng“) stießen hinzu. Um 23.15 Uhr wurde dann Vollzug vermeldet und vor der versammelten Presse auf den Treppen des Rathauses die Fortführung der schwarz-grün-blauen Koalition verkündet. Eigentlich nur der Auftakt zu den Sondierungsgesprächen der nächsten Wochen, doch es besteht kein Zweifel, dass es mit der schwarz-grün-blauen Koalition in Esch weitergehen wird.

In Lallingen zeigte man sich von der Nachricht überrascht, war man doch davon ausgegangen, als stärkste Kraft den Lead bei etwaigen Koalitionsverhandlungen haben zu können. Das Team um Spitzenkandidat Steve Faltz hatte 1,7% im Vergleich zur Wahlschlappe von 2017 zulegen können und war mit 29,57% stärkste Partei geworden, mit ganzen 36 (!) Stimmen mehr als die CSV, die auf 29,55% kam und somit 1,3% verlor. Beide haben unverändert sechs Sitze im Gemeinderat. „Wir reden hier über 36 Stimmen“, sagte Georges Mischo am späten Abend, „und ich sehe ein klares Votum für den Bürgermeister Georges Mischo“. Der Amtsinhaber kam auf 4.977 persönliche Stimmen, während Herausforderer Steve Faltz 4.514 Stimmen einheimste. Auch habe man mehr Listenstimmen als die LSAP sammeln können, hob der amtierende Bürgermeister hervor.

Die Wahlverlierer von den Grünen waren derweil recht erfinderisch, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen. „Wir hatten 2017 ein historisch gutes Ergebnis, nun aber unseren damals errungenen Restsitz verloren. Durch die Zersplitterung der Parteilandschaft war uns Kontinuität wichtig“, sagte der Co-Präsident der Grünen, Meris Sehovic. Seine Partei hatte 4,4% eingebüßt und ist mit 9,1% nur noch durch zwei Vertreter im kommunalen Gremium dabei. Das sind Sehovic und Ragni, während der vormalige erste Schöffe Martin Kox leer ausging. Die DP wurde bei der gestrigen Wahl gestärkt und legte 1,7% zu auf nunmehr 10,8%. Pim Knaff und Daliah Scholl sehen somit ihre Arbeit vom Wähler honoriert.

Sieben Parteien: ADR und Piraten dabei

Der Gemeinderat wird in Zukunft aus sieben Parteien bestehen, denn sowohl die ADR (5,5%) als auch die Piraten (5,3%) errangen einen Sitz, den Bernard Schmit (ADR) und Tammy Broers (Piraten) besetzen werden. Das ging auf Kosten der Linken, die mit 7,9% (-1,6%) doch etwas überraschend ein Mandat einbüßten und nur noch durch Marc Baum im Gemeinderat vertreten sein werden. 

„Es ändert nichts an meiner Einschätzung, dass wir die Erneuerung geschafft haben. Auch wenn mich das Vorgehen der anderen Parteien ziemlich anwidert“, sagte Steve Faltz, nachdem die Sondierungsgespräche der vormaligen Mehrheitsparteien verkündet waren. „Es war kein einfacher Prozess, er hat viel Arbeit gemacht und Kraft gekostet. Doch die Wähler haben das honoriert“, so Faltz weiter. In der Tat ziehen mit Liz Braz,  Enesa Agovic, Sacha Pulli und ihn selbst vier ganz neue Gesichter in den Gemeinderat ein, während Ben Funck und Jean Tonnar bestätigt wurden. Auf der Strecke blieben die bisherigen Räte Mike Hansen, Stéphane Biwer, Joëlle Pizzaferri und Nelly Fratoni.   

Kopf-an-Kopf-Rennen

Die LSAP hatte sich den ganzen Tag über ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CSV geliefert. Zeitweise sah es sogar so aus, als könnten die Sozialisten einen siebten Sitz für sich beanspruchen, was die Situation komplett verändert hätte. „Ja, wir haben prozentual gewonnen und der Bürgermeister hat mit seiner Mannschaft verloren. Ein Fußballspiel gewinnt auch nicht nur der Goalgetter, sondern stets die Mannschaft. Deshalb kann ich die Argumentation des Bürgermeisters mit den meisten persönlichen Stimmen nicht nachvollziehen“, so Faltz in Richtung der CSV, auf deren Liste nach Georges Mischo lange nichts kommt. Der zweitplatzierte auf der CSV-Liste, Christian Weis, hat 1.320 Stimmen weniger aufzuweisen als Mischo. Außerdem in den Gemeinderat gewählt wurden André Zwally, Bruno Cavaleiro und die Neulinge Pascal Bermes und Joy Weyrich.

Eineinhalb Stunden hatten die Sondierungsgespräche gedauert. Begonnen wurden sie schon, als die Resultate der letzten Escher Wahlbüros noch nicht vorlagen. Also auch noch nicht gewusst war, wer stärkste Kraft in Luxemburgs zweitgrößter Stadt werden würde. „Die Idee ist ein starkes Esch, daher wollen wir die Arbeit der letzten fünfeinhalb Jahre fortführen. Und es ist ja nicht so, als wenn die größte Oppositionspartei einen Sitz hinzugewonnen hätte“, so Mischo abschließend. Die Frage nach dem „Stop ou encore“ (siehe Tageblatt vom Samstag) wurde demnach nicht voll umfassend vom Wähler entschieden, sondern in den anschließenden Sondierungsgesprächen. 

       

Tony
12. Juni 2023 - 13.35

Die Erneuerung der LSAP hat geklappt. Die alten Zöpfe Hansen, Biwer, Pizzaferi und Fratoni wurden nicht mehr gewählt. Moment einmal, so alt sind die nicht und lange waren die auch nicht dabei. Wer die Hintergründe kennt, weiss dass die weggeputscht wurden, genau wie Vera Spautz und Lisa Kersch.