In den Morgenstunden durchsuchten Polizisten das Trainingszentrum der Azzurri in Florenz und lösten damit ein Schock im italienischen Fußball aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach übereinstimmenden Medienberichten gegen Nationalspieler Domenico Criscito vom russischen Club Zenit St. Petersburg wegen des Verdachts der Wettmanipulation. Auch sein Haus in Genua wurde durchsucht. Nationaltrainer Cesare Prandelli stich am Montag Verteidiger Domenico Criscito aus dem vorläufigen Aufgebot. Criscito beteuert seine Unschuld: «Ich habe damit nichts zu tun.» Verbands-Vizepräsident und Delegationsleiter Demetrio Albertini zweifelt nicht an dem 25-Jährigen. «Ich glaube seiner Version», sagte er. «Domenico hat sich bei der Mannschaft für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigt.»
In einer landesweiten Razzia wurden 19 Personen festgenommen, darunter 13 Profi-Fußballer. Zu den Inhaftierten zählt auch der Kapitän von Lazio Rom, Stefano Mauri. Cremonas Staatsanwalt Guido Salvini eröffnete auch ein Ermittlungsverfahren gegen Juventus Turins Coach Antonio Conte. Er ließ das Haus des Meistertrainers durchsuchen. Als Trainer des AC Siena soll er in der vergangenen Saison an Ergebnisabsprachen in den Partien gegen Novara und AlbinoLeffe beteiligt gewesen sein. Sein ehemaliger Spieler Filippo Carobbio hatte Conte schwer belastet. Auch gegen Sienas Club-Präsidenten Massimo Mezzaroma wurde ein Verfahren eingeleitet.
«International operierende Organisation»
Unter des festgenommenen Fußballern ist auch ein früherer Spieler des CFC Genua, der nun bei Padua in der Serie B spielt. Bei einem Profi vom Erstligisten Chievo Verona wurde eine Hausdurchsuchung durchgeführt.
Wie die Polizei in Cremona am Montagmorgen mitteilte, wurden auch im Ausland Durchsuchungen durchgeführt. Die Aktion richte sich gegen eine «international operierende Organisation». Da den Verdächtigten die «Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel des Betrugs und des Sportbetrugs» vorgeworfen wird, drohen ihnen im Fall einer Verurteilung mehrjährige Haftstrafen.
Trainingszentrum Coverciano durchsucht
Im Trainingslager der Nationalelf waren am Montag um 6:25 Uhr fünf Beamte vorgefahren. Sie übergaben Criscito den offiziellen Ermittlungsbescheid und durchsuchten Medienangaben zufolge Räume im Verbands-Trainingszentrum Coverciano. Bis zu dieser Razzia galt Linksaußen Criscito als gesetzt für den EM-Kader von Nationaltrainer Cesare Prandelli. Bereits vor dem WM-Coup 2006 war der italienische Fußball vom Liga-Manipulationsskandal um Juventus Turin erschüttert worden. Damals waren aber keine Spieler der Nationalmannschaft verstrickt.
Die Staatsanwaltschaften Cremona und Bari haben seit dem vergangenen Jahr bereits Dutzende Personen wegen des Verdachts der Wettmanipulation festnehmen lassen. Darunter war im Dezember auch der ehemalige italienischen Nationalspieler Cristiani Doni. Der Ex-Kapitän von Atalanta Bergamo gehört auch zu den Angeklagten eines Prozesses, den der italienische Fußballverband (FIGC) ankündigte. Dabei werden 22 Vereine, 61 Spieler und Manager anklagt. FIGC-Chefankläger Stafano Palazzi bezeichnete Italien als das «Epizentrum der Wettmanipulation». Der Prozess soll nach der EM im Juli beginnen.
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