Joël Adams wohnt und arbeitet in Paris. Er fährt seit seiner Jugend Radrennen, vor allem mit nicht-behinderten Athleten. Zum Para-Radsport ist er vor gut 20 Jahren gekommen. Vor drei Jahren hat der Athlet, der seit 2018 die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt, sich dazu entschieden, international für Luxemburg zu starten. „Zu Beginn habe ich an den französischen Meisterschaften teilgenommen und lediglich ein paar internationale Wettbewerbe bestritten. Trotz guter Ergebnisse wurde ich nie in die Nationalmannschaft berufen, sodass ich danach wieder mit meinem Pariser Klub bei den Nichtbehinderten gestartet bin. Da ich luxemburgische Vorfahren habe, konnte ich die Nationalität annehmen. Weil ich Luxemburg etwas zurückgeben wollte, habe ich mich informiert und bin auf das LPC (Luxembourg Paralympic Commitee) gestoßen. Ich habe Kontakt mit Sportdirektor Marc Kiefer aufgenommen und ihn gefragt, ob Interesse bestünde, internationale Rennen für Luxemburg zu bestreiten“, erklärt Joël Adams seinen Weg von den sportlichen Anfängen in Paris bis zu seiner WM-Teilnahme für Luxemburg.
Adams hat eine angeborene Dysmelie der rechten Hand. Diese Fehlbildung bereitet ihm Probleme sowohl beim Lenken als auch beim Bremsen. Letzteres wurde technisch gelöst, da die rechte Bremse auf die linke Seite des Lenkers umgelegt worden ist. Er tritt in der Klasse C5 an, die für die Sportler mit den leichtesten Behinderungen reserviert ist. Beim Zeitfahren fährt der hauptberufliche Ingenieur erstmals auf einem speziellen Zeitfahrrad. „Es freue mich sehr darauf, bei diesem Top-Event antreten zu dürfen. Auf das Zeitfahren habe ich mich ganz spezifisch vorbereitet. Bislang war ich fast der Einzige, der noch auf einem normalen Straßenrad unterwegs war. Das Zeitfahrrad, das ich mir vor Kurzem zugelegt habe, wird mir erlauben, mich um einige Plätze zu verbessern. Mein bestes Ergebnis erwarte ich mir dann auch im Kampf gegen die Uhr. Unter den rund 30 Teilnehmern erhoffe ich mir einen Platz in den Top 15. Im Straßenrennen will ich unter die besten 20 kommen, was mir erlauben würde, Punkte für die Olympia-Qualifikation zu holen. Das Leistungsniveau in meiner Klasse ist sehr hoch. So fährt ein Teil meiner Konkurrenten in Kontinentalmannschaften und kann sich, im Gegensatz zu mir, komplett auf den Radsport konzentrieren. Mein Alter spielt natürlich auch eine Rolle“, so der Athlet, der sich die Teilnahme an den Paralympischen Spielen in seiner Heimatstadt zum Ziel gesetzt hat.
Integration als Ziel
Für dieses Ziel hat Joël Adams seine Wochenarbeitszeit freiwillig reduziert, damit er mehr trainieren kann, dies ohne finanziellen Ausgleich. Um einen der begehrten Slots zu erhalten, muss er ein Maximum an Punkten sammeln. Bei den Weltcups in Maniago (I) und Ostende (B) ist er als 21. und 22. jeweils knapp an den Punkten vorbeigeschrammt. Bei der WM in Glasgow soll jetzt ein Schritt in Richtung Qualifikation für die Paralympics in Paris 2024 gemacht werden.
Sein Anliegen ist jedoch nicht nur rein sportlicher Natur. „Es geht mir vor allem um die Sache selbst und um all die Leute, die sich voll und ganz in den Para-Sport einbringen. Tagtäglich bekomme ich es mit, dass mit den Fingern auf behinderte Personen gezeigt wird. Die Integration liegt mir sehr am Herzen. Wenn die Leute einmal mit dem Para-Sport in Kontakt kommen, fallen die Barrieren sofort“, gibt Adams, der sich in diesem Zusammenhang auch einen engeren Kontakt mit dem Radsportverband wünscht, zu verstehen.
Wenige Tage nach der WM stehen dann bereits die Europameisterschaften auf dem Programm. Die Koffer sind bereits gepackt, da er sich zusammen mit seinem Begleiter Marc Kiefer von der Insel aus auf den Weg zu den European Para Games, die in Rotterdam (NL) stattfinden, macht. „Bei der EM habe ich mir eine Platzierung unter den Top 10 zum Ziel gesetzt“, so Adams voller Optimismus.
Zweimal Berton am Donnerstag
Neben Joël Adams werden am Donnerstag zwei weitere FSCL-Athleten bei der Radsport-WM Mountainbike Cross-Country der Junioren startet Noa Berton um 15 Uhr, seine Schwester Nina wird beim Zeitfahren der Espoirs-Damen an den Start gehen. Der Kampf gegen die Uhr startet um 14:55 Uhr, Nina Berton wird um 15:42 Uhr ihr Rennen beginnen.
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