Die ersten beiden Auflagen in der „Hölle des Nordens“ waren an die Formation Trek-Segafredo gegangen. Nach dem Sieg der Britin Elisabeth Deignan im Jahr 2021 war es vor Jahresfrist die Italienerin Elisa Longo Borghini, die sich nach einer 33 km langen Solofahrt alleine im Velodrom von Roubaix präsentierte. Mit einem Vorsprung von 23 Sekunden konnte sie sich vor Lotte Kopecky (SD Worx) und Lucinda Brand (Trek-Segafredo) behaupten.
Seit Beginn dieser Saison ist es die Mannschaft SD Worx, die das Geschehen fast schon nach Belieben dominiert. Bei den WorldTour-Rennen Strade Bianche, Gent Wevelgem, Omloop Het Nieuwsblad und der Flandern-Rundfahrt konnte sich die niederländische Mannschaft sogar über Doppelsiege freuen. Das SD-Worx-Sextett hat sich fest vorgenommen, den elften Saisonsieg Samstag in Roubaix unter Dach und Fach zu bringen. Mit der Hilfe von Christine Majerus, den beiden Italienerinnen Elena Cecchini und Barbara Guarischi sowie dem holländischen Duo Femke Markus und Lorena Wiebes soll Lotte Kopecky, im dritten Anlauf, den Sieg beim berühmt-berüchtigten Rennen holen. Um 13.45 Uhr nehmen insgesamt 144 Konkurrentinnen die anspruchsvolle Strecke, die mit 145,4 km gut 20 km länger ist als im Vorjahr, in Angriff.
Nicht dabei ist erneut der gefürchtete Sektor im Wald von Arenberg. Organisator ASO bezeichnete ihn als zu gefährlich, da der über zwei Kilometer lange und mit der Höchstschwierigkeit von fünf Sternen bewertete Abschnitt nicht weit genug vom Start entfernt liegt. „Wenn dort ein geschlossenes Feld ankommt, ist es zu gefährlich“, sagte Franck Perque von der ASO. „Wenn wir in Zukunft dort lang wollen, müssen wir davor einige andere Kopfsteinpflastersektoren legen, um das Feld zu teilen.“
Nachfolger von Michotte gesucht
Mit 36 Jahren ist Christine Majerus die zweitälteste Teilnehmerin, was jedoch keineswegs von Nachteil ist. Neben ihrer großen Erfahrung werden ihr auf den insgesamt 18 Pflastersteinpassagen auch ihre Cyclocross-Fähigkeiten hilfreich sein. In der weltbesten Mannschaft wird sie auch bei ihrem Lieblingsrennen die Rolle der Edelhelferin einnehmen. „Lotte (Kopecky) ist derzeit extrem stark und hat auch das notwendige Selbstvertrauen, das ihr im vergangenen Jahr vielleicht etwas gefehlt hat. Mit jedem Sieg wächst natürlich auch der Druck. Persönlich freut es mich, zu den Rennen zu fahren, mit dem ausgesprochenen Ziel, dieses zu gewinnen. In den beiden letzten Jahren haben wir den Sieg in Roubaix vielleicht auch deswegen verpasst, weil wir mit zu vielen „Leadern“ an den Start gegangen sind. In diesem Jahr wollen wir unbedingt gewinnen und das wird höchstwahrscheinlich nicht mit mir sein. Lotte fährt ganz klar auf Sieg. Ich hoffe darauf, dass sie meine Unterstützung erst nach 100 km benötigt“, so die siebenfache Sportlerin des Jahres, für die ein Topresultat auch in dieser Konstellation, sollte sie von Stürzen und Materialproblemen verschont bleiben, durchaus drin ist.
Auch die Junioren werden neben den Damen und Herren das Rennen an diesem Wochenende bestreiten. Am Sonntag fällt um 11.45 Uhr der Startschuss. Nach 111,9 km wird der Nachfolger von Niels Michotte (L), der sich im vergangenen Jahr überraschend durchgesetzt hatte, feststehen. Die luxemburgischen Farben vertreten diesmal Mats Berns, Oliver Korva, Fynn Ury, Noah Massen, Noa Berton und Luke Gremling.
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