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Giro d’ItaliaFuglsang hat die Italien-Rundfahrt im Visier

Giro d’Italia / Fuglsang hat die Italien-Rundfahrt im Visier
Der Däne Jakob Fuglsang möchte endlich auch am Ende einer der großen Rundfahrten jubeln dürfen Foto: AFP/Ander Gillenea

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Mit einem 15 km langen Zeitfahren beginnt heute Mittag auf Sizilien der Giro d’Italia. Alle Favoriten wollen sich dabei in die beste Position bringen. Unter ihnen der Luxemburger Däne Jakob Fuglsang, der einen Platz auf dem Podium anpeilt. Für das Ag2r-Team geht Ben Gastauer zum sechsten Mal beim Giro an den Start.

Zwei Klassiker (Liège-Bastogne-Liège 2019, Il Lombardia 2020) stehen bereits in seinem Palmarès, nun will Jakob Fuglsang sich auch bei einer „Grand Tour“ behaupten. Der 35-jährige Däne (geb. am 22.3.1985 in Genf) geht heute beim Giro d’Italia mit der festen Absicht an den Start, aufs Podium zu steigen, wenn vielleicht nicht auf die allerhöchste Stufe, dann aber doch auf das mittlere oder schlimmstenfalls auf das untere Treppchen.

Fuglsang spricht fließend Luxemburgisch, er ist mit einer Luxemburgerin (Loulou Schinker) verheiratet, beide haben eine drei Jahre alte Tochter (Jamie Lou) und leben auch teilweise in unserem Land. Der joviale Däne begann seine Berufsfahrer-Laufbahn bei der dänischen Mannschaft Designa Køkken (2006-2008). Danach wechselte er zu den Teams Saxo-Bank (2009-2010), Leopard-Trek (2011) und RadioShack Nissan (2012), ehe er sich 2013 dem Astana-Rennstall anschloss. Dort fühlt er sich seit fast acht Jahren wohl.

Wetterpoker

Fuglsangs größte Siege neben den beiden „Monumenten“ (Liège und Lombardei) waren die Gesamterfolge beim „Critérium du Dauphiné“ in den Jahren 2017 und 2019. Der Däne war 2008, 2009 und 2010 bei der Rundfahrt seines Landes vorne, er wurde Dänischer Meister sowohl im Zeitfahren (2010, 2012) als auch im Cyclocross (2006) und im Mountainbike (2007). Zudem gewann er die Slowenien-Rundfahrt (2009), die Tour de Luxembourg (2012), die Österreich-Rundfahrt (2012) und die Andalusien-Rundfahrt (2019 und 2020). 

Bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro wurde Fuglsang als Zweiter hinter dem Belgier Greg van Avermaet mit der Silbermedaille belohnt. Sein bestes Resultat bei einer großen Rundfahrt ist ein siebter Platz in der Tour de France 2013. In den Jahren 2017 und 2019 musste er die Tour nach Stürzen aufgeben. 

Am Giro nahm Fuglsang bisher erst einmal teil (2016). Dabei klassierte er sich auf dem 12. Rang. Um seine Ziele zu erreichen, kann er sich auf die Dienste des Kolumbianers Miguel Angel Lopez-Moreno verlassen, der die Königsetappe der Tour de France gewann, 7. im Schlussklassement wurde und die beiden letzten Italien-Rundfahrten als 3. (2018) und als 7. (2019) beendete. Im Astana-Team, das am Donnerstag wegen Covid-19 kurzfristig zwei kasachische Fahrer ersetzen musste, steht auch der junge Russe Alexandr Vlasov, der vor zwei Monaten den „Mont Ventoux Dénivelé Challenge“ gewann. 

Für die Bergetappen sind Fuglsang und Co. also bestens gerüstet, vorausgesetzt, dass diese Etappen auch wie geplant durchgeführt werden können. Wer garantiert den Veranstaltern beispielsweise, dass am 22. Oktober, wenn der Giro auf 2.758 m hoch soll, nicht schon meterhoch Schnee auf dem Stelvio liegt? Sollte die Streckenführung wegen der Wetterbedingungen im Laufe der Rundfahrt neu gestaltet werden müssen, kann das Auswirkungen auf das Klassement haben. Fahrer wie der zweimalige Giro-Sieger Vincenzo Nibali (2013, 2016), der Vuelta-Gewinner von 2018 Simon Yates oder Jakob Fuglsang sind dann klar benachteiligt gegenüber dem Zeitfahrspezialisten Geraint Thomas (Toursieger 2018), der von drei Chrono-Etappen (insgesamt 64,8 km) profitieren kann, um die Gegner auf Distanz zu halten.

Ben Gastauers 6. Giro

Mit Ben Gastauer ist auch ein Luxemburger Fahrer am Start des Giro. Der 32-Jährige (geb. am 14.11.1987 in Düdelingen) geht im Ag2r-Team an der Seite der Franzosen François Bidard, Geoffrey Bouchard, Tony Gallopin und Aurélien Paret-Peintre, des Finnen Jaako Hänninen, des Italieners Andrea Vendrame sowie des Amerikaners Larry Warbasse ins Rennen. 

Gastauer ist der erfahrenste Fahrer in der französischen Mannschaft. Er bestreitet den Giro zum sechsten Mal. Sein bestes Klassement erzielte er im Jahr 2017 mit einem 29. Rang. Seine weiteren Platzierungen: 2011: 88.; 2012: 67., 2013: 51.; 2019: 79. 

Kapitän des Teams ist Tony Gallopin, der einen Etappensieg anpeilt. Das ist ihm in den Jahren zuvor schon in der Tour de France und in der Vuelta gelungen. In den Bergen baut Ag2r vor allem auf das 24-jährige Talent Paret-Peintre und den letztjährigen Sieger des Bergpreises in der Vuelta, Geoffrey Bouchard.

Bis der Gesamtsieger am 25. Oktober feststeht, müssen die 176 Konkurrenten aus 22 Mannschaften 3.497,9 km hinter sich bringen, sieben Bergankünfte meistern, drei Zeitfahren bestreiten und darauf hoffen, dass ihnen kein Unfall passiert. 

„Ci vediamo a Milano?“

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*) Viel Glück Jakob!

Giro 2020 – Fakten

* 103. Giro d’Italia, von Monreale nach Mailand (3.-24. Oktober 2020).
* 21 Etappen mit insgesamt 3.497,9 km durch Italien, davon 4 Etappen in Sizilien.
* 3 Zeitfahren: 1. Et. Monreale-Palermo (15 km), 14. Et. Conegliano-Valdobbiadene (34,1 km), 21. Et. Cernusco sul Naviglio-Mailand (15,7 km)
* 7 Ankünfte oben auf einer Steigung oder auf einem Berg (2. Et. in Agrigento, 3. Et. auf dem Ätna, 9. Et. in Roccaraso, 15. Et. in Piancavallo, 17. Et. in Madonna di Campiglio, 18. Et. in Laghi di Cancano, 20. Et. in Sestrière.
* „Cima Coppi“ („Dach des Giro“): Stelvio (24,7 km Anstieg, 2.758 m hoch) auf der 18. Etappe am 22. Oktober.
* 2 Ruhetage: 12. und  19. Oktober (jeweils montags).
* 22 Mannschaften mit je 8 Fahrern am Start: Ag2r La Mondiale (Fra); Astana Pro Team (Kaz); Bahrain McLaren Team (Brn); Bora hansgrohe (Ger); CCC Team (Pol);  Cofidis (Fra); Deceuninck – Quick-Step (Bel); EF Pro Cycling (Usa); Groupama FDJ (Fra); Lotto Soudal (Bel); Movistar Team (Esp); Mitchelton Scott (Aus); NTT Pro Cycling (Rsa); Team Jumbo Visma (Ned); Ineos Grenadiers (Gbr); Team Sunweb (Ger), Trek – Segafredo (USA), UAE Team Emirates (UAE); Androni Gioccatoli-Sidermec (Ita); Bardiani CSF-Faizanü (Ita); Israel Start-Up Nation (Isr); Vini Zabù – KTM (Ita).
* Ein Luxemburger Fahrer am Start: Ben Gastauer (Ag2r).
* Rekordsieger: Alfredo Binda (Ita), Fausto Coppi (Ita), Eddy Merckx (Bel) mit je 5 Siegen.
* 2 Luxemburger Siege: Charly Gaul (1956, 1959).
* Die Sieger der letzten Jahre: 1999: Ivan Gotti (Ita); 2000: Stefano Garzelli (Ita); 2001: Gilberto Simoni (Ita); 2002: Paolo Savoldelli (Ita); 2003: Gilberto Simoni (Ita); 2004: Damiano Cunego (Ita); 2005 Paolo Savoldelli (Ita); 2006: Ivan Basso (Ita); 2007: Danilo Di Luca (Ita); 2008: Alberto Contador (Esp); 2009: Denis Menchov (Rus); 2010: Ivan Basso (Ita); 2011: Michele Scarponi (Ita); 2012: Ryder Hesjedal (Can); 2013: Vincenzo Nibali (Ita); 2014: Nairo Quintana (Col); 2015: Alberto Contador (Esp); 2016: Vincenzo Nibali (Ita); 2017: Tom Dumoulin (Ned); 2018: Chris Froome (Gbr); 2019: 1. Richard Carapaz (Equ),  2. Vincenzo Nibali (Ita) auf 1’05“,  3. Primoz Roglic (Slo) auf 2’30“, 4. Mikel Landa (Esp) auf 2’38“, 5. Bauke Mollema (Ned) auf 5’43 … 79. Ben Gastauer auf 3.09’32“.
* Wettquoten:  Thomas 2,10; Yates 4,25; Fuglsang 7,00; Kruijswijk 7,00; Nibali 9,00; Vlasov 13,00; Majka 26,00; Lopez 26,00; Keldermann 34,00.
* Direkt im Fernsehen täglich bei RAI2, La Chaîne L’Equipe und Eurosport. (P.L.)