Von unserem Korrespondenten Mario Nothum
Die belgische Mannschaft Marlux-Bingoal ist mit einem Starensemble bei der Flèche du Sud unterwegs. Mit Kevin Pauwels, Michael Vanthourenhout und Eli Iserbyt sind derzeit gleich drei absolute Topstars der Cyclocross-Szene auf den Luxemburger Straßen unterwegs, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten.
Kein Unbekannter bei der Flèche du Sud ist Kevin Pauwels, der bereits zum vierten Mal dabei ist. Vor drei Jahren kam er auf der Königsetappe in Bourscheid auf Platz zwei, hinter seinem Landsmann und späteren Schlussgewinner Gaëtan Bille, und belegte in der Endabrechnung Rang drei. Im Jahr 2010 gewann er die Auftaktetappe in Rümelingen. Dritter wurde damals sein ehemaliger Fidea-Teamkollege Jempy Drucker.
Im ellenlangen Palmarès des mittlerweile 34-Jährigen steht jeweils ein Weltmeistertitel bei den Junioren und den Espoirs. Bei der Elite stand der Flame schon mehrere Male auf dem Podest. In Beles erkämpfte er sich im vergangenen Jahr, hinter Wout Van Aert (B) und Mathieu Van Der Poel, Bronze. „Die Flèche du Sud ist unser erstes Vorbereitungsrennen. Die hügeligen Etappen kommen uns entgegen, auch wenn das Streckenprofil diesmal weniger anspruchsvoll ist“, so der Routinier, der gestern Etappen-32. wurde, zehn Sekunden hinter Andreas Kron.
Kein Wechsel auf die Straße
Eli Iserbyt, der zweifache U23-Weltmeister, kam gestern ebenfalls mit der ersten Verfolgergruppe ins Ziel und liegt in der Zwischenwertung auf Rang neun. An die WM in Luxemburg hat er jedoch keine guten Erinnerungen. „Das war eine sehr rutschige Angelegenheit. Auf einer solch eisigen Strecke komme ich nicht gut zurecht. Ende der Saison strebe ich den dritten WM-Titel bei den Espoirs an. Im Gegensatz zu Wout (Van Aert) und Mathieu (Van Der Poel) bin ich nicht gleich zur Elite gewechselt. Beide fahren derzeit noch auf einem höheren Niveau. Vielleicht orientieren sich beide ja in ein paar Jahren Richtung Straßenrennen“, so der 20-Jährige, der erst in die oberste Liga hineinwachsen will.
„Die kommende Saison werde ich die Hälfte meiner Rennen dort fahren. Ein Wechsel auf die Straße kommt für mich derzeit nicht in Frage“, so der zielstrebige Youngster, dessen bildhübsche Freundin Puck Moonen vor knapp zwei Wochen erstmals am Start des Festivals Elsy Jacobs war. Die Teamkollegin von Chantal Hoffmann bei Lotto Soudal fuhr das Rennen jedoch nicht zu Ende.
Michael Vanthourenhout musste bei der diesjährigen Cyclocross-WM in Valkenburg lediglich Wout Van Aert den Vortritt lassen. Der 24-Jährige ist zusammen mit seinem älteren Bruder Dieter ein gern gesehener Gast in Luxemburg. Beide konnten sich bereits in Contern in die Siegerliste eintragen. „Ich komme immer wieder gerne nach Luxemburg. Die Strecke in Contern gehört zu meinen absoluten Lieblingstrecken. Was die Flèche du Sud anbelangt, so bot die hügelige Etappe mit der ansteigenden Zielpassage ein ideales Terrain für uns“, so der Espoirs-Weltmeister von 2015, der in Wintger den Worten Taten folgen ließ und Elfter wurde.
Keine konkrete Zielsetzung
Nicht mehr an den Start gegangen war am Freitag Angelo De Clercq, der Sohn von Mario De Clercq, dem Querfeldein-Weltmeistern der Jahre 1998, 1999 und 2002. Auch der sportliche Leiter des Teams ist alles andere als ein Unbekannter. Gianni Meersman wird den meisten sicherlich noch ein Begriff sein. Im Jahr 2016 konnte er noch zwei Etappen bei der Spanienrundfahrt gewinnen. Wegen Herzproblemen musste er den Profiradsport im Alter von 30 Jahren frühzeitig verlassen. „Im September vergangenen Jahres hat Jurgen Mettepenningen, der Teammanager von Marlux-Bingoal, mich angerufen und mir den Job des Sportlichen Leiters angeboten. Das traf sich gut, da ich sowieso nach meiner Karriere in diese Richtung gehen wollte. Ich hab nicht lange gezögert und bin gleich eingestiegen“, so der 32-Jährige, der seine ersten Erfolge auf der Piste erzielte. „Mein schönster Erfolg war der Etappensieg bei Paris-Nice im Jahr 2012. Damals wurde mir bewusst, dass ich auch Siege bei großen Rennen herausfahren kann“, so der ehemalige Mannschaftskollege von Bob Jungels bei Etixx Quickstep.
„Bob war schon zu seiner Zeit bei Trek ein ausgezeichneter Fahrer. Sein Wechsel zu unserem Team kam im richtigen Moment. Er konnte schon beim Giro glänzen und hat mit Lüttich-Bastogne-Lüttich jetzt eines der größten Eintagesrennen gewonnen. Für mich ist er jedoch kein Fahrer für die Gesamtwertung bei der Tour de France. Ein Platz zwischen 5 und 10 traue ich ihm zu, mehr jedoch nicht. Ich hoffe für ihn, dass ich damit falsch liege. Ein Etappensieg wäre für ihn mehr wert als ein achter Platz in Paris“, so die klare Meinung des jungen Taktikers.
Es war auch seine Idee, zum Saisoneinstieg an der Flèche du Sud teilzunehmen. „Ich weiß, dass das Niveau bei dieser Rundfahrt sehr hoch ist. Zudem sind die Straßen in einem ausgezeichneten Zustand und wir haben keine weite Anreise. Für uns ist es das erste Rennen der Saison, ich habe keine konkrete Zielsetzung ausgegeben. Meine Fahrer sollen nach den fünf Tagen mit einem guten Gefühl zurückschauen können. Die Cross-Saison beginnt schon im September. Zu diesem Moment soll die Form zu 95 Prozent da sein. Ab dann müssen die Fahrer im Stande sein, während fünf Monaten jede Woche samstags und sonntags Vollgas zu geben.“
Zu Demaart
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