Léandre Lozouet, der 2021 in seinem ersten Jahr bei den Junioren bereits an gleicher Stelle Rang elf erreicht hatte, war, zusammen mit Niels Michotte, der Kapitän der französischen Mannschaft. Gleich nach dem Start ging es zur Sache: „Noch vor dem offiziellen Start war eine große Nervosität zu spüren“, erklärte Michotte am Montag. „Jeder wollte vorne mit dabei sein, sodass wir zu Beginn mit einer Geschwindigkeit von mehr als 50 km/h unterwegs waren. Es dauerte rund 45 Minuten, bis sich diese Aggressivität gelegt hatte.“ Michotte, der noch bis 2021 Rennen für Velo Woolz bestritt und seit 2022 bei der UC Dippach lizenziert ist, ging nach 28 km optimal platziert in die erste von insgesamt 17 Pflastersteinpassagen.
„Ich habe meinen Beinen vertraut und versucht, clever zu fahren und das Material so gut wie möglich zu schonen. Im Gegensatz zu einigen Mannschaftskollegen hatte ich weder einen Platten noch einen Kettenriss zu beklagen. Das Schwierigste war, über die volle Distanz konzentriert zu bleiben, um die jeweils richtige Linie zu fahren. Mein Vorteil war es, zum Schluss alleine vorne zu sein, dadurch hatte ich freie Sicht. Wegen der vielen Zuschauer war es nicht immer möglich, seitlich an den Pflastersteinen vorbeizufahren. Nach rund 50 Kilometern bin ich, durch eine Unaufmerksamkeit, in einer Kurve weggerutscht und zu Boden gegangen. Ohne größere Probleme konnte ich jedoch gleich wieder zur Spitzengruppe aufschließen“, schilderte Michotte den Verlauf der ersten Rennhälfte aus seiner Sicht.
„Wunderschön, das zu erleben“
Zusammen mit den Profis, unter anderem Greg van Avermaet, dem Sieger von 2017, hatten die Junioren die Strecke am vergangenen Donnerstag unter die Lupe genommen. Das sollte sich auszahlen. „Auf einer Autobahnbrücke hatten wir seitlichen Rückenwind und die Gruppe hat das Tempo dort etwas rausgenommen. Diese Stelle hatten wir bei der Besichtigung ausgemacht. Dort hatte ich mich ganz vorne platziert und dann Geschwindigkeit aufgenommen, ohne wirklich zu attackieren. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass ich einen Abstand von 50 m zu den anderen Fahrern hatte. ‚Komm, probier’s jetzt‘, sagte ich mir. Ein Franzose und ein Däne schlossen zunächst zu mir auf, leisteten jedoch keine Führungsarbeit. Im nächsten Pflastersteinsektor konnte ich beide abwimmeln. Das habe ich den Profis zu verdanken, die uns, neben technischen Tipps, auch die optimale Fahrlinie gezeigt haben. Dadurch konnte ich mir eine Menge Kraft aufsparen. Das war der ‚Gamechanger’“, so Michotte.
„Als ich am Start stand, hatte ich nicht erwartet, dass ich etwas später den Pflasterstein in die Höhe heben würde. Es war verrückt, die Zuschauermassen auf den verschiedenen Sektoren, wie dem ‚Carrefour de l’Arbre‘, zu erleben. Mit meinem Ag2r-Trikot wurde ich noch mehr nach vorne gepeitscht. Genial war auch der letzte Kilometer. Kurz vor dem Velodrom war es sehr ruhig. Bei der Einfahrt brauste dann ein regelrechter Jubelsturm auf. Es war wunderschön, das zu erleben“, so Michotte, dessen „Urschrei“ beim Passieren der Ziellinie dennoch nicht zu überhören war.
Lange Zeit vorne mit dabei waren auch Mathieu Kockelmann und Mil Morang im Trikot des Teams Lëtzebuerg. Beide hatten allerdings in der entscheidenden Rennphase Pech, ansonsten wäre noch mehr drin gewesen als die Plätze 35 (auf 2:17) und 41 (auf 2:21). Auch Fynn Ury (77. auf 17:27), Noa Berton (80. auf 18:34) und Matteo Giampaolo (83. auf 19:03) erreichten das Ziel nach 111 km im prall gefüllten Oval von Roubaix. Einzig Andru-George Vlad beendete das Rennen vorzeitig.
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