Im „Palais des Congrès“ von Paris, unweit der „Porte Maillot“, wird es heute Donnerstag um die Mittagsstunde ein Novum geben. Erstmals werden zwei „Tours de France“ nacheinander vorgestellt. Um 11.30 Uhr ist die Reihe an der Tour für Frauen, die nach langen Jahren Dornröschenschlaf wieder zum Leben erweckt wird. Danach „schwebt“ die Streckenführung der Rundfahrt für Männer über die Riesenleinwand des Kongresspalastes. Hier erfährt die im Saal versammelte Prominenz der Radsportszene dann offiziell, was die Insider zum größten Teil längst wissen: wo es bei der Tour de France 2022 langgeht!

Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass die nächste Rundfahrt mit einem 13 km langen „Contre-la-montre“ in Kopenhagen beginnt. Der „Grand départ“ hätte eigentlich schon 2021 in Dänemark sein sollen, doch wegen der Corona-Pandemie und der um ein Jahr zurückverlegten Fußball-Europameisterschaft waren die lokalen Organisatoren nicht in der Lage, beide Mammutaufgaben gleichzeitig zu stemmen. Brest sprang als Veranstalter 2021 ein, das Projekt Dänemark wurde auf den Juli 2022 verschoben.

Am Freitag, den 1. Juli 2022 geht es los im schönen Kopenhagen. Danach bleibt die Tour für zwei weitere Etappen auf nordischem Boden, ehe für Montag, 4. Juli, gleich ein Ruhetag mit einem Transfer der Karawane auf französischen Boden, wahrscheinlich nach Lille, eingeplant ist. Die nächsten Etappen führen nach Calais und Wallers-Arenberg, wobei mit Sicherheit „Pavé“-Abschnitte in die Strecke eingebaut werden. Sozusagen ein Paris-Roubaix in Miniaturausgabe und in entgegengesetzter Richtung.

Für die Luxemburger Radsportfans wird es am Donnerstag, 7. Juli, besonders interessant. Die Fahrer werden in der für ihren wundersamen Karneval bekannten belgischen Ortschaft Binche auf die Reise geschickt. Die Strecke führt Richtung Osten bis nahe an die Luxemburger Grenze nach Longwy, wo die Tour bereits 2017 haltmachte.

Weil Organisator ASO sich damals einen Anstieg im Schlussteil wünschte, erhielt Longwy den Zuschlag gegenüber Esch. Auf derselben Etappe machte die Rundfahrt 2017 einen Bogen durch unser Land und bezog u.a. auch die Minettemetropole in den Parcours ein.

Am Tag nach der nächstjährigen Ankunft in Longwy geht es in den Vogesen auf den letzten Kilometern erneut den Berg hoch zum fast schon traditionellen Etappenort La-Planche-des-Belles-Filles.

Danach macht die Tour einen Abstecher in die Schweiz (Lausanne, Aigle) und gelangt in Châtel wieder auf französischen Boden. Für Montag, den 11. Juli ist der zweite Ruhetag eingeplant. Für die Konkurrenten eine willkommene Gelegenheit, die Batterien vor der Fahrt in die Alpen aufzuladen.

Genau wie letztes Jahr rollt die Tour im Uhrzeigersinn durch Frankreich, sodass die Alpen vor den Pyrenäen auf dem Programm stehen. Am ersten „Alpentag“ geht es von Morzine nach Megève, tags darauf zum Col de Granon, der erstmals seit dem Erfolg von Bernard Hinault im Jahr 1986 wieder im Fahrplan auftaucht. Die Alpe d’Huez ihrerseits war nur drei Jahre in „Vergessenheit“ geraten. Nächstes Jahr wird am französischen Nationalfeiertag („14 juillet“) dort der Etappensieger gekürt. Die Garantie für einen Festtag ist gegeben!

Über Saint-Etienne, Mende („Montée-Laurent-Jalabert“) und Carcassonne werden die Pyrenäen erreicht. Dort ist eine Ankunft auf dem durch einen James-Bond-Film – und den Sieg von Romain Bardet im Jahr 2017 – bekannt gewordenen „Altiport“ von Peyragudes vorgesehen. Tags darauf startet die Tour auf dem Gelände des „Sanctuaire“ von Lourdes und endet in Hautacam, das seit 2014 nicht mehr Etappenankunft war. Vor 25 Jahren (1996) siegte hier ein gewisser Bjarne Riis.

Eine letzte Gelegenheit, ihr Klassement zu verbessern, bietet sich den Fahrern am vorletzten Tag bei einem Einzelzeitfahren zwischen Lacapelle-Marival und Rocamadour.