Im spektakulären Endspurt in der Altstadt des baskischen Städtchens war Neuling Phil Bauhaus perfekt positioniert und musste sich nach einer Energieleistung nur dem hohen Favoriten Jasper Philipsen von Alpecin-Deceuninck geschlagen geben. Der 25-Jährige hatte bereits im vergangenen Jahr zwei Etappen bei der Tour gewonnen, unter anderem auch den Prestigesprint auf den Champs-Élysées in Paris. Damit untermauerte er seinen Anspruch, der beste Sprinter der Welt sein zu wollen. Seit seiner erfolgreichen Tour 2022 hat sich Philipsen noch einmal weiterentwickelt. In diesem Jahr spielte er auch bei den Klassikern eine Rolle, belegte sogar den zweiten Platz bei Paris-Roubaix – hinter seinem Teamkollegen Mathieu van der Poel.
Adam Yates, Teamkollege des Topfavoriten und Gesamtzweiten Tadej Pogacar, verteidigte auf der Bummelfahrt, die dem Etappenfinale vorausgegangen war, problemlos sein Gelbes Führungstrikot. Der britische Sprintstar Mark Cavendish wurde Sechster und verpasste bei seiner Abschiedstour die erste Chance, sich zum alleinigen Rekord-Etappensieger aufzuschwingen. Er teilt sich die Bestmarke somit weiter mit Belgiens Legende Eddy Merckx.
Kurz nach 13.00 Uhr war der Startschuss für das dritte Teilstück der 110. „Grande Boucle“ im spanischen Amorebieta-Etxano erklungen. 193,5 km, und somit gut 6 km mehr als ursprünglich geplant, galt es zu überwinden. Der Grund für die plötzliche Änderung: Straßenbauarbeiten. Doch trotz der zusätzlichen rund 150 Höhenmeter und insgesamt vier kleinerer Anstiege fehlten dem Teilstück die ganz großen Herausforderungen.
Der US-Amerikaner Neilson Powless attackierte wie schon am Sonntag mit dem Ziel, seine Führung in der Bergwertung auszubauen – was ihm im Laufe der Etappe gelingen sollte. Das Feld hingehen ließ es ruhig angehen – die Fahrer plauderten miteinander und rollten im Bummeltempo an der bildschönen baskischen Atlantikküste entlang. Rund 70 km vor dem Ziel wurde die Idylle plötzlich von einem gefährlichen Zwischenfall getrübt. Wie schon am Sonntag hatten Unbekannte offenbar Reißzwecken auf der Straße verteilt, mehrere Profis mussten innerhalb kürzester Zeit ihre Reifen wechseln.
Aus sportlicher Sicht läuft indes alles nach Plan. Nachdem beim extrem stimmungsvollen Auftaktwochenende im spanischen Teil des Baskenlandes bereits der Kampf der Topfavoriten entbrannt war, verlebten diese auf der dritten Etappe einen ruhigen Nachmittag. Herausforderer Pogacar, der aus dem ersten Schlagabtausch mit Titelverteidiger Jonas Vingegaard mit elf Sekunden Vorsprung herausgegangen war, ließ sich die gute Laune auch von einem kleinen Defekt nicht verderben.
Gut gelaunt war auch Powless, als er sich frühzeitig ins Peloton zurückfallen ließ, den nun einsam an der Spitze fahrenden Franzosen Laurent Pichon ließ das Feld noch bis 37 km vor dem Ziel zappeln, ehe das Finale begann. Aus Luxemburger Sicht stand besonders Alex Kirsch im Fokus, der seinen Lidl-Trek-Teamkollegen Mads Pedersen in Position bringen sollte: Der Däne landete auf Platz 9, Kirsch auf Platz 18. Ebenfalls zeitgleich ins Ziel kam Bob Jungels (Bora-hansgrohe). Kevin Geniets (Kevin Groupama-FDJ) hatte in Bayonne einen Rückstand von 59 Sekunden auf den Sieger.
Auch am Dienstag dürfen die Sprinter wieder auf eine Massenankunft hoffen, wenn auf der vierten Etappe über 181,8 Kilometer von Dax nach Nogaro das Ziel auf der Motorsport-Rennstrecke Paul Armagnac liegt. 800 Meter geht es zum Schluss leicht ansteigend schnurstracks geradeaus.
Im Überblick
3. Etappe: Amorebieta-Etxano – Bayonne (193,5 Kilometer):
1. Jasper Philipsen (Belgien/Alpecin-Deceuninck) 4:43:15 Stunden, 2. Phil Bauhaus (Deutschland/Bahrain Victorious), 3. Caleb Ewan (Australien/Lotto Dstny), 4. Fabio Jakobsen (Niederlande/Soudal-Quick Step), 5. Wout Van Aert (Belgien/Jumbo-Visma), 6. Mark Cavendish (Großbritannien/Astana Qazaqstan), 7. Jordi Meeus (Belgien/Bora-hansgrohe), 8. Dylan Groenewegen (Niederlande/o Alulua), 9. Mads Pedersen (Dänemark/Lidl-Trek), 10. Bryan Coquard (Frankreich/Cofidis), 11. Biniam Girmay (Eritrea/Intermarche-Circus-Wanty), 12. Luca Mozzato (Italien/Team Arkea Samsic), 13. Sam Welsford (Australien/Team dsm-firmenich), 14. Alexander Kristoff, 15. Sören Waerenskjold (Beide Norwegen/ Beide Uno-X-Pro Cycling Team), … 18. Alex Kirsch (Luxemburg/Lidl-Trek), 28. Bob Jungels (Luxemburg/Bora-hansgrohe) alle gleiche Zeit, 115. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) auf 0:59 Sekunden
Gesamtwertung:
1. Adam Yates (Großbritannien/UAE Team Emirates) 13:52:33 Stunden, 2. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 0:06 Minuten zurück, 3. Simon Yates (Großbritannien/Team Jayco AlUla) gleiche Zeit, 4. Victor Lafay (Frankreich/Cofidis) 0:12, 5. Van Aert 0:16, 6. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 0:17, 7. Michael Woods (Kanada/Israel-Premier Tech) 0:22, 8. Jai Hindley (Australien/Bora-hansgrohe), 9. Carlos Rodriguez (Spanien/INEOS Grenadiers), 10. Mattias Skjelmose (Dänemark/Lidl-Trek), 11. Mikel Landa (Spanien/Bahrain Victorious), 12. David Gaudu (Frankreich/Groupama-FDJ), 13. Wilco Kelderman (Niederlande/Jumbo-Visma) alle gleiche Zeit, 14. Romain Bardet (Frankreich/Team dsm-firmenich) 0:43, 15. Thomas Pidcock (Großbritannien/INEOS Grenadiers) gleiche Zeit … 45. Jungels auf 8:47, 82. Geniets 19:12, 106. Kirsch 25:45
Jungels und Bora müssen Trikot wechseln
Das für die 110. Tour de France entworfene Sondertrikot des deutschen Teams Bora-hansgrohe bleibt im Kleiderschrank. Die Mannschaft um Bob Jungels wurde vom Veranstalter ASO angewiesen, wieder auf das normale Jersey zu wechseln. Grund ist die zu große Ähnlichkeit zum Grünen Trikot in der Wertung des Punktbesten. Das Sondertrikot soll aber bei den Trainingsfahrten an den beiden Ruhetagen getragen werden. Bora-hansgrohe hatte das Sondertrikot, das nur auf der ersten Etappe getragen wurde, entworfen, um die zehnte Teilnahme an der Frankreich-Rundfahrt zu feiern. In den Stoff waren alle Namen der Fahrer eingearbeitet, die jemals für das Team bei der Großen Schleife an den Start gegangen sind. Der Grünton wurde aufgehellt, schwarze und rote Elemente wurden entfernt.
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