Am Ende eines chaotischen ersten Tour-Wochenendes mit schlimmen Stürzen zupfte Mathieu van der Poel die gelbe Maske unter das Kinn und zeigte sein breitestes Lächeln. Stolz stand der Erbe der französischen Rad-Ikone Raymond Poulidor auf dem Podest und präsentierte das Gelbe Trikot – eine Ehre, die seinem in Frankreich überaus beliebten und vor zwei Jahren verstorbenen Großvater nie zuteilgeworden war.
Der in Belgien geborene Niederländer van der Poel brauchte für das Kunststück dagegen nur zwei Tage. „Ich bin ziemlich sprachlos und überglücklich“, sagte van der Poel: „Man kann von so einem Szenario träumen. Es zu verwirklichen, ist aber ziemlich unglaublich.“
Der Tour-Debütant vom Team Alpecin-Fenix war den Top-Favoriten im Ziel der 183,5 km langen zweiten Etappe an der steilen Mur-de-Bretagne enteilt. Zuvor hatte er über eine Zeitbonifikation den Grundstein für die Gesamtführung gelegt.
Van der Poel hatte im Ziel sechs Sekunden Vorsprung auf das slowenische Duo Pogacar (UAE Team Emirates) und Roglic (Jumbo-Visma). Erster Gratulant van der Poels war Julian Alaphilippe. Frankreichs Publikumsliebling vom Team Deceuninck-QuickStep war am Samstag beim Tour-Auftakt in Landerneau ins „Maillot jaune“ gestürmt, musste Gelb aber schon nach einem Tag wieder abgeben.
Alaphilippes großer Triumph war tags zuvor angesichts des brutalsten Tour-Starts der jüngeren Vergangenheit in den Hintergrund geraten. Schürfwunden, Prellungen, Knochenbrüche – zwei schwere Massenstürze überschatteten den „Grand Départ“ in der Bretagne.
Die verregnete zweite Etappe in der Bretagne nahmen zahlreiche Fahrer sichtbar lädiert in Angriff. Sturzopfer wie Martin trugen Bandagen an den diversen Schürfwunden, auch der viermalige Tour-Sieger Chris Froome musste angeschlagen auf die Zähne beißen.
Die Entscheidung fiel im „L’Alpe d’Huez der Bretagne“, das gleich zweimal erklommen werden musste. Klassiker-Jäger van der Poel, Pogacar und Roglic sicherten sich bei der ersten Überquerung Bonussekunden. Im Finale schlug dann erneut die Stunde von van der Poel, seiner Attacke konnte niemand folgen.
Am Montag kommen die schnellsten Fahrer im Feld auf ihre Kosten. Die 182,7 km lange dritte Etappe von Lorient nach Pontivy wird höchstwahrscheinlich in einem Massensprint entschieden. (SID)
Im Überblick
1. Etappe: Brest – Landerneau über 197,8 km:
1. Julian Alaphilippe (Frankreich/Deceuninck-Quick-Step) 4:39:05 Stunden, 2. Michael Matthews (Australien/BikeExchange) 0:08 Minuten zurück, 3. Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma), 4. Jack Haig (Australien/Bahrain Victorious), 5. Wilco Kelderman (Niederlande/Bora-hansgrohe), 6. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates), 7. David Gaudu (Frankreich/Groupama-FDJ), 8. Sergio Higuita (Kolumbien/EF Education-Nippo), 9. Bauke Mollema (Niederlande/Trek-Segafredo), 10. Geraint Thomas (Großbritannien/Ineos) alle gleiche Zeit
2. Etappe: Perros-Guirec – Mur de Bretagne Guerledan über 183,5 km:
1. Mathieu van der Poel (Niederlande/Alpecin-Fenix) 4:18:30 Stunden, 2. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 0:06 Minuten zurück, 3. Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma), 4. Wilco Kelderman (Niederlande/Bora-hansgrohe) alle gleiche Zeit, 5. Julian Alaphilippe (Frankreich/Deceuninck-Quick-Step) 0:08, 6. Bauke Mollema (Niederlande/Trek-Segafredo), 7. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma), 8. Sergio Higuita (Kolumbien/EF Education-Nippo), 9. Pierre Latour (Frankreich/TotalEnergies), 10. Jack Haig (Australien/Bahrain Victorious)
Gesamtwertung nach 2 von 21 Etappen:
1. van der Poel 8:57:25 Stunden, 2. Alaphilippe 0:08 Minuten zurück, 3. Pogacar 0:13, 4. Roglic 0:14, 5. Keldermann 0:24, 6. Haig 0:26, 7. Mollema, 8. Higuita, 9. Vingegaard, 10. Gaudu
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