Nach den beiden Auswärts-Auftaktsiegen gegen Litauen (2:0) und die Färöer Inseln (1:0) kehrte die FLF-Auswahl am Freitagmittag ins Trainingslager in Lipperscheid zurück. Seitdem steht vor allem Regeneration auf dem Programm. Einer hat das Programm nicht überstanden. Mittelstürmer Edvin Muratovic hat die Mannschaft verlassen, da seine Sehnenprobleme nicht heilten und er seit dem Abschlusstraining im färöischen Torshavn keine Einheit mehr bestreiten konnte. Der Rest der Mannschaft ist fit, aber nach den Reisen und den zwei Duellen nicht unbedingt im Vollbesitz ihrer Kräfte. „Teams wie die Türkei haben die Möglichkeit, zu drehen, da ihnen genügend starke Spieler zur Verfügung stehen. Das haben sie auch in den ersten beiden Gruppenspielen gemacht. Kleinere Nationen haben diesen Vorteil nicht. Das wird sicherlich morgen (am Samstag) eine Rolle spielen“, sagte Luc Holtz während der Pressekonferenz am Freitag.
Wegen der Frische, aber auch wegen der großen Qualität des Kaders sieht der Nationaltrainer die Türkei als klaren Favoriten. „Sie haben 10:0 Tore und sechs Punkte aus zwei Spielen. Deshalb brauchen wir nicht länger darüber zu diskutieren, wer der Favorit ist. Aber das war schon im Vorfeld bekannt“, sagt Holtz, der sich der Schwere der Aufgabe bewusst ist. „Wir müssen jetzt nicht unnötig Druck aufbauen. Um den Türken Paroli bieten zu können, müssen wir uns noch einmal deutlich steigern. Unsere Zielsetzung sollte auch nicht zu hoch sein. Wir werden versuchen, die drei Punkte zu holen, wenn dies uns aber nicht gelingen sollte, dann hat sich die Logik durchgesetzt. Die Angst werden wir in der Kabine lassen und werden versuchen, die paar Schwächen des Gegners auszunutzen“, so Holtz weiter.
Der FLF-Coach freut sich auf das ausverkaufte Stadion und geht auch davon aus, dass seine Spieler gut mit dieser Atmosphäre umgehen werden. „Es besteht keine Gefahr, dass wir deshalb überpacen werden. Wir spielen immer gerne zu Hause, weil es ein tolles Stadion ist und freuen uns auf die Stimmung. Dementsprechend werden wir auch das Spiel angehen.“
Trotz des Verschleißes der vergangenen Tage sieht es derzeit nicht danach aus, als würde Holtz viele Veränderungen an der Startelf vornehmen. Mathias Olesen überzeugte auch auf den Färöer Inseln und könnte seinen Platz im zentralen Mittelfeld behalten. Ein Fragezeichen steht hinter Yvandro Borges, der sich nicht entscheidend durchsetzen konnte. Für den 18-Jährigen könnte Vincent Thill auf dem Platz stehen.
Tormaschine
Die Türkei kommt mit einer beeindruckenden Form nach Luxemburg. In den ersten beiden Gruppenspielen wurden die Färöer Inseln (4:0) und Litauen (6:0) locker weggeputzt. Besonders überzeugend waren die beiden Offensivspieler Dogukan Sinik (Antalyaspor/2 Tore), Serdar Dursun (Fenerbahçe/3 Tore) und Halil Dervisoglu (Galatasaray/2 Tore und 2 Vorlagen). „Dass sie zehn Tore geschossen haben und wir nur drei, hat nichts mit Effizienz, sondern mit dem Niveau zu tun. Die Türken sind eine sehr homogene Truppe mit starken Einzelspielern und mit viel Bewegung im Spiel“, sagt Holtz über den Gegner.
Das Prunkstück der Mannschaft sind aber eigentlich die Abwehr und das Mittelfeld, wo sich Spitzenkräfte wie Caglar Söyüncü (Leicester City/ENG), Merih Demiral (Atalanta Bergamo/I) und Hakan Calhanoglu (Inter Mailand/I) tummeln. Letztgenannter entschied das Freundschaftsspiel gegen die FLF-Auswahl 2015 in der 90. Minute mit einem herrlichen Weitschuss.
Trainer ist seit September 2021 der Deutsche Stefan Kuntz. Die FCK-Legende will seine Mannschaft in dieser Nations League für die kommende EM-Qualifikation testen. Der 59-jährige Saarländer nominierte u.a. vier Youngster und ließ einige gestandene Spieler zu Hause. In den beiden ersten Gruppenspielen bot Kuntz zwei fast komplett andere Startaufstellungen auf. Seit er im Amt ist, gewann die Türkei alle Spiele, in denen sie Favorit war, und verlor das Halbfinale der WM-Play-offs gegen Portugal (1:3) und ein Testspiel gegen Italien (2:3).
Dass in der Heimat auch ein deutlicher Sieg gegen Luxemburg erwartet wird, versteht sich von selbst. Die FLF-Auswahl will vor eigenem Publikum dagegenhalten und den Traum einer Überraschung so lange wie möglich am Leben halten.
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