Ein schwerer Unfall wenige Meter vor dem Ziel hat Nick Heidfeld den historischen Sieg bei der Premiere der Formel E gekostet. Als er zum entscheidenden Überholmanöver in der letzten Runde auf dem 3,44 Kilometer langen Kurs gegen den bis dahin führenden Nicolas Prost ansetzte, fuhr ihm der Franzose am Samstag seitlich in den Wagen. Der ehemalige Formel-1-Pilot rutschte über die Randsteine, krachte gegen die Streckenbegrenzung und überschlug sich mehrfach mit seinem Wagen, ehe das Auto kopfüber auf dem Asphalt aufschlug.
Die neue Formel E im Überblick
Teams: Insgesamt zehn Teams treten mit jeweils zwei Fahrern an. Damit stehen 20 Piloten am Start.
Auto: Anders als in der Formel 1 gibt es ein Standardmodell. Gefahren wird mit dem Spark-Renault SRT_01E.
Leistung: Der vollelektrische Motor erreicht maximal 270 PS. Im Rennmodus ist die Antriebspower auf 202,5 PS gedrosselt.
Lautstärke: Die Rennwagen erreichen bei Maximalgeschwindigkeit (225 km/h) etwa 80 Dezibel. Ein Pkw kommt im Schnitt auf 70.
Name: In der Formel 1 heißen sie Grand Prix, bei der Formel E steigen die ePrix.
Ablauf: Training, Qualifikation und das Rennen finden allesamt am selben Tag statt.
Rennen: Renndauer etwa eine Stunde. Weil die Batterien nicht ausreichen, wechseln die Piloten im Rennen den Wagen.
Topfahrer: Jarno Trulli (Italien/252 Formel-1-Rennen) Nick Heidfeld (Mönchengladbach/183) sind die erfahrensten Piloten.
Saison: Insgesamt zehn Rennen sind zunächst geplant. Gefahren wird in Metropolen weltweit.
Heidfeld konnte sich aber selbstständig aus dem Wrack befreien. «Damit es alle wissen: Mit geht es gut…körperlich…Hätte es gewinnen können/sollen/wollen. Jetzt nichts…», twitterte Heidfeld. Wütend war der Deutsche umgehend zu Prost gelaufen, nachdem er aus dem völlig demolierten Wagen des Venturi-Teams von Mitbesitzer Leonardo di Caprio gekrochen war.
Nicolas Prost: Ich habe ihn nicht gesehen
Prosts Vater Alain, Teambesitzer in der neuen Formel E, schüttelte in der Box ungläubig den Kopf über die rüpelhafte und hochgefährliche Aktion seines Zöglings, die womöglich nachträglich noch bestraft werden könnte. «Ich konnte ihn nicht sehen und habe versucht, ihn vorbei zu lassen», behauptete Nicolas Prost – auf der Strecke hatte das zuvor allerdings anders ausgesehen. Als Heidfeld links an ihm vorbeiziehen wollte, zuckte er mit seinem Wagen kurz vor der letzten Kurve in Richtung des Deutschen.
Durch den Unfall fuhr Lucas di Grassi den ersten Sieg der neuen Rennserie ein. Der Brasilianer vom deutschen Team Audi Abt hatte bis dahin auf Platz drei gelegen. Teamkollege Daniel Abt fuhr zwar als Dritter durchs Ziel, er wurde aber nachträglich auf Rang zehn strafversetzt. Seinen Platz auf dem Podium nahm der Brite Sam Bird ein. Zweiter wurde Franck Montagny aus Frankreich.
Bis zu dem heftigen Unfall von Heidfeld war das Rennen mit 25 Runden auf dem Kurs im Olympiapark von Peking weitgehend störungsfrei verlaufen. «Jetzt kommt unsere Arbeit nach zweieinhalb Jahren zum ersten Höhepunkt», betonte Formel-E-Chef Alejandro Agag kurz vor dem Start. «Es ist eine Zukunftsvision», sagte der Präsident des Internationalen Automobilverbandes FIA, Jean Todt, sichtlich stolz und zufrieden, als er mit Agag durch die Startaufstellung mit den umweltfreundlichen Rennwagen flanierte.
Zur Formationsrunde kamen drei Autos nur schwer in Fahrt, beim Start lief alles glatt. Prost verteidigte seine Pole Position, die er sich rund drei Stunden zuvor bei dem komprimierten Ein-Tages-Event gesichert hatte. Dahinter reihte sich di Grassi ein.
Heidfeld – Gewinner nach erstem Wagenwechsel
Nach einem Crash von Ex-Formel-1-Pilot Bruno Senna musste in der zweiten Runde das Safety Car auf die Strecke, die Autos konnten so Energie in ihren Akkus sparen. Als Gewinner des ersten Wagenwechsels – die Batterie-Power reicht nicht für ein ganzes Rennen – durfte sich Heidfeld fühlen. Er machte noch einmal zwei Plätze gut und nahm die Verfolgung von Prost auf, die dann unmittelbar vor dem Ende jäh und brutal endete.
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