Tageblatt: Joé Biever, Sie stehen mit Esch nach zehn Spieltagen gemeinsam mit Steinsel an der Spitze der LBBL. Kann man von einem gelungenen Saisonstart sprechen?
Joé Biever: Unser Fazit fällt relativ positiv aus. Wir hatten eine etwas schwierige Vorbereitung, da wir, wie eigentlich jedes Jahr, mit einigen Verletzungen zu kämpfen hatten. Danach sind wir auch schlecht in die Saison gestartet. Von unseren ersten drei Spielen haben wir zwei verloren – eines davon mit einem Punkt nach einem Buzzer-Beater von Steinsel. Gegen Fels haben wir dann zu Hause sehr schlecht gespielt und ebenfalls verloren. Wir haben uns danach zusammengesetzt und mussten uns zusammenreißen. Wir haben uns gesagt: „Auch wenn wir letztes Jahr Meister geworden sind, müssen wir uns diese Saison wieder beweisen.“ Von da an lief es besser. Wir haben jetzt sieben Spiele in Folge gewonnen. Damit können wir leben.
Wurde etwas Konkretes geändert?
Am Anfang hat der Hunger gefehlt. Wenn man Meister wird, ist es schwierig, in der darauffolgenden Saison genau an diese Leistung anzuknüpfen. Ich glaube, wir haben innerlich ein bisschen gedacht, dass es von alleine laufen wird. Auch wenn wir es nicht absichtlich gemacht haben, war das im Hinterkopf. Vielleicht war es im Nachhinein gar nicht so schlecht, dass wir diese beiden Spiele am Anfang verloren haben. Das hat uns gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. Von da an haben wir es wieder geschafft, so Basketball zu spielen wie in der Saison davor.
Ihr Trainer Franck Mériguet hatte Ende Oktober im Gespräch mit dem Tageblatt erklärt, dass Esch sich nach den ersten fünf Spieltagen in der Rolle des Underdogs befindet. In welcher Rolle sehen Sie Ihre Mannschaft heute?
Unser Anspruch ist es, einen Titel zu gewinnen. Das war in den letzten fünf, sechs Jahren immer so. Wir gehen in jede Saison, um einen Titel zu gewinnen. Franck weiß das auch. Aber ich glaube, er hat nicht unrecht, wenn er sagt, dass wir Außenseiter sind. Denn besonders der Kader von Steinsel ist wirklich gut. Sie haben drei Amerikaner, dazu Alex Laurent, der lange Profi war. Mit Bobby Melcher haben sie einen weiteren sehr starken Luxemburger. Außerdem haben sie noch mit Nationalspieler Lou Demuth und Jonas Theisen eine tiefe Bank. Ich denke daher schon, dass man bei uns von einem Underdog sprechen kann.
Haben Sie durch diese Rolle weniger Druck?
Ich denke nicht, dass wir dadurch mehr oder weniger Druck haben. Ich persönlich habe immer den Anspruch, Titel zu gewinnen. In dieser Phase der Saison geht es aber jetzt erst einmal darum, Spiele zu gewinnen und eine Siegermentalität aufzubauen. Erst in den Play-offs können wir dann über Druck reden.
Ich glaube, wir haben innerlich ein bisschen gedacht, dass es von alleine laufen wird. Auch wenn wir es nicht absichtlich gemacht haben, war das im Hinterkopf.
Sie haben am Donnerstag gegen Walferdingen gespielt. Am Sonntag geht es gegen Ettelbrück weiter und in einer Woche wartet Steinsel. Das sind drei Spiele gegen Mannschaften, die ebenfalls oben mitspielen. Kann man von einer richtungsweisenden Woche reden?
Es war extrem wichtig, dass wir das Spiel gegen Walferdingen gewonnen haben (72:71; Anm. d. Red.). Einziger Wermutstropfen: Jordan (Hicks) hat sich leider im ersten Viertel verletzt und fällt möglicherweise mehrere Wochen aus. Das ist für uns nicht so positiv. Ich denke aber, dass wir nach seinem Ausfall eine sehr positive Reaktion gezeigt haben. Wir haben mit einem Amerikaner, Clancy (Rugg), gegen drei Amerikaner, drei Vollprofis, gewonnen. Ich denke, das muss man auch erwähnen. Darauf können wir aufbauen. Aber die nächsten Spiele werden sicher nicht einfach. Wir haben sehr starke Gegner. Außerdem treffen wir am Mittwoch im Pokal auf Heffingen. Ohne Jordan wird das auch ein sehr schweres Spiel.
Sie gehen also geschwächt in diese wegweisenden Begegnungen?
Im Moment ist es wie gesagt einfach wichtig, eine Siegermentalität zu entwickeln und unseren Basketball zu spielen. Es war wichtig, dass wir zuletzt so viele Spiele gewonnen haben. Denn neben Jordan wird uns wahrscheinlich auch Thomas (Grün) ein paar Spiele fehlen (aus familiären Gründen; Anm. d. Red.). Sollten wir daher jetzt ein, zwei Partien bis Weihnachten verlieren, wäre das kein Beinbruch. Im März, April und Mai müssen wir dann unseren besten Basketball spielen. Nicht im Dezember.
Worauf wird es in den kommenden Spielen ankommen?
Wir sind im Moment ziemlich müde, zumindest aus meiner Sicht. Das Spiel gegen Walferdingen am Donnerstag war sehr anstrengend. Unsere Leistungsträger haben alle mehr als 35 Minuten gespielt. Wir müssen jetzt versuchen, uns so gut wie möglich davon zu erholen, um am Sonntag so frisch wie möglich auf dem Platz zu stehen. Wie immer wird es wichtig sein, dass wir sehr gut verteidigen. Das haben wir auch gegen Walferdingen getan. Wir haben gegen eine Mannschaft, die normalerweise weit über 90 Punkte erzielt und die beste Attacke der Liga hat, nur 71 Punkte zugelassen. Das ist unser Anspruch. Wir wollen unsere Gegner am besten unter 70 Punkten halten. Das wird auch am Sonntag gegen Ettelbrück wieder unser Ziel sein.
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