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Italien will die Krönung

Italien will die Krönung

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Viele hatten auf Spanien gegen Deutschland getippt. Doch das Endspiel der Europameisterschaft heißt Spanien gegen Italien. Der Titelverteidiger will zum dritten Mal in Serie ein großes Turnier gewinnen, Italien eine beeindruckende Entwicklung krönen.

Weltmeister gegen Ex-Weltmeister, Xavi gegen Pirlo, «Tiki Taka» gegen die Erfinder des Catenaccio: Statt am Sonntagabend in Kiew das Finale gegen Deutschland zu bestreiten, bekommt es Titelverteidiger Spanien im EM-Endspiel mit den äußert unangenehmen Italienern zu tun. «Dieser Sieg wäre wie die Kirsche auf dem Kuchen», sagte Verteidiger Sergio Ramos. Denn die Spanier haben in dieser Partie die historische Chance, als erste Mannschaft drei große Titel nacheinander zu gewinnen.

Aber auch Italien spielt nur zwei Jahre nach dem peinlichen WM-Aus in Südafrika wieder wie eine Fußball-Großmacht. Nach dem beeindruckenden 2:1-Sieg im Halbfinale gegen Deutschland haben die Azzurri selbst vor dem Welt- und Europameister keinerlei Angst. «Die Chancen stehen 51:49 – für uns!», sagte Riccardo Montolivo.

Pirlo und die Stürmer in den Griff bekommen

Die spanischen Spieler schauten sich das zweite Halbfinale am Donnerstagabend gemeinsam in ihrem edlen Mannschaftshotel im Zentrum von Kiew an. Doch von einer Erleichterung, nicht gegen ihren vermeintlich stärksten Rivalen Deutschland spielen zu müssen, war angesichts der starken Auftritte der Italiener bei dieser EM nichts zu spüren. «Italien hat eine brillante erste Halbzeit gespielt», meinte Mittelfeldspieler Cesc Fabregas. «Wir müssen versuchen, ihre beiden Stürmer und Andrea Pirlo in den Griff zu bekommen.»

Auch Trainer Vicente del Bosque wirkte nicht gerade entspannt bei der Aussicht, sich eine Strategie gegen Italiens Spielmacher Andrea Pirlo, den beweglichen Sturm um «Super Mario» Balotelli oder die gewohnt sichere Defensive um Torwart Gigi Buffon einfallen zu lassen. «Italien ist viermaliger Weltmeister. Es gibt keinen Favoriten», meinte der 61-Jährige nur knapp.

Spanien – Fussballsupermacht

Spaniens Aufstieg zur beherrschenden Macht im internationalen Fußball begann vor vier Jahren mit einem Sieg nach Elfmeterschießen im EM-Viertelfinale gegen den damaligen Weltmeister Italien. Angesichts der zuletzt eher ermüdenden Auftritte der langsam in die Jahre gekommenen Xavi, Xabi Alonso oder Andres Iniesta unken bereits die ersten Skeptiker, dass dieser erfolgreiche Zyklus am Sonntagabend auch mit einem Spiel gegen Italien enden könnte. Die Aussicht auf den historischen Titel-Hattrick aber spornt die Spanier an. «Die Mannschaft arbeitet sehr hart. Wir sind sehr motiviert, diesen dritten Titel gewinnen zu können», sagte Sergio Ramos.

Aber auch die Italiener sind nach ihrer atemberaubenden Entwicklung von der Skandalnudel über den Außenseiter zum Titelkandidaten dieses Turniers noch lange nicht satt. «Jetzt wollen wir den Titel», sagte Juventus-Profi Claudio Marchisio.

Glückwünsche von Präsident Napolitano

Immer mehr erinnert bei dieser Mannschaft an den WM-Gewinn von 2006. Auch damals wurde die Turnier-Vorbereitung von einem Manipulations-Skandal überschattet, auch damals schien das die Spieler eher anzustacheln als zu stören. Eine weitere Parallele ist der überzeugende Halbfinal-Sieg gegen Deutschland. «Es gibt keine Worte, um zu beschreiben, wie großartig ihr seid», sagte der greise Staatspräsident Giorgio Napolitano, als er die Mannschaft direkt nach ihrer taktischen Meisterleistung in Warschau anrief.

Die Italiener hatten die Spanier bereits beim 1:1 im Gruppenspiel in Danzig an den Rand einer Niederlage gebracht. Dieses Spiel war so etwas wie die Initialzündung für den weiteren und so erfolgreichen Verlauf dieses Turniers. Die Krönung soll am Sonntagabend in Kiew mit dem zweiten EM-Titel nach 1968 folgen. «Vor 20 Tagen war das nur ein Traum, jetzt ist es ein Traum, den Millionen Italiener mit uns erleben», meinte Verteidiger Giorgio Chiellini.