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Duell Contador-Froome

Duell Contador-Froome

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Vorjahressieger Chris Froome und Alberto Contador (2207, 2009) sind die großen Favoriten der Tour de France 2014. Mit Andy und Frank Schleck sowie Ben Gastauer sind drei Luxemburger dabei.

Die 101. Tour de France, die am Samstag (05.07.14) in Leeds beginnt und bis zum 27. Juli dauert, zählt zwei, bestenfalls drei große Favoriten. Die ersten beiden, Chris Froome und Alberto Contador, haben die Tour bereits gewonnen, Froome im letzten Jahr, Contador 2007 und 2009. Der Dritte im Bunde, Nibali, kann zwar einen Vuelta-Sieg (2010) und einen Giro-Erfolg (2013) vorzeigen, doch bei der Tour de France, dem größten aller Rennen, durfte er bisher nur auf das niedrigste Treppchen des Podests steigen (3. im Jahr 2013).

Meier für Matthews

Alle wichtigen Informationen zur 101. Tour de France können Sie unserer Samstag-Beilage (5. Juli 2014) von insgesamt 20 Seiten entnehmen.

Im Starterfeld ersetzte bei Orica der Kanadier Christian Meier (Dossard 187) kurzfristig den vorgesehenen Australier Michael Matthews (Verletzung nach Trainingssturz).

Von Nibali, der die Saison seelenruhig vorbereitet hat und wegen der Tour auf einen Giro-Start verzichtete, geht denn auch die Hoffnung aus, dass er die Karten diesmal gehörig durcheinandermischt. Die Dauphiné Libéré, die gemeinhin als Generalprobe auf die Tour de France angesehen wird, hat jedenfalls Hoffnung auf eine ausgeglichene Auseinandersetzung um den Schlusserfolg aufkommen lassen. Es braucht nämlich nicht viel, um einen oder gar zwei Favoriten auf dem weiten Weg nach Paris aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Überall lauert Gefahr

Bei der Dauphiné ist Chris Froome gestürzt, seine Verletzungen sollen aber in der Zwischenzeit ausgeheilt sein. Abwarten! Danach ließ Contador, der Froome das Leadertrikot abgejagt hatte, sich von Andrew Talansky und einigen anderen überraschen und musste dem Amerikaner den Gesamtsieg überlassen. Contador schwor, dass es diese Saison bei diesem Patzer bleiben werde. Wer wettet darauf?

Von ihren Streckenbauern ist die Tour 2014 so erdacht, dass der Tross nicht unbedingt bis in die Alpen oder gar die Pyrenäen rollen muss, um eine Vorentscheidung herbeizuzwingen. Schon an diesem Wochenende, auf den schmalen Straßen Englands, lauert an jeder Ecke die Gefahr.

Auf der Flachetappe von Leeds nach Harrogate wird der erste Träger des Gelben Trikots aller Wahrscheinlichkeit nach im Massensprint ermittelt. In Harrogate wohnt die Mutter von Mark Cavendish – ein jeder erwartet also einen Sieg des schnellen Sohns. Die Etappe von York nach Sheffield ist mit neun Hügeln gewellter, dasselbe gilt für die London-Etappe, wo am dritten Tourtag mit demselben Menschenauflauf wie beim „Grand départ“ 2007 gerechnet wird.

Auf der fünften Etappe Ypres – Arenberg Porte de Hainaut werden gleich zwei schreckliche Schlachten in Erinnerung gerufen, zum ersten der Weltkrieg von 1914-1918, zum zweiten die Schlacht von Bouvines, die Philippe Auguste vor 800 Jahren erfolgreich beendete. Diese Etappe führt zum Teil über die berüchtigten Kopfsteinpflaster von Paris – Roubaix (neun „secteurs pavés mit einem Total von 15,4 km), an die Frank Schleck keine guten Erinnerungen hat. Im Jahr 2010 brach er sich auf der dritte Etappe Wanze – Arenberg, die von Thor Hushovd gewonnen wurde, mehrmals das Schlüsselbein. Die Pavé-Sektoren werden übrigens in umgekehrter Reihenfolge als bei der „reine des classiques“ gefahren.

„Vive le 14 juillet“

Zwei Tage später, auf dem Weg von Epernay nach Nancy, wird der früheren Sieger Lucien Petit-Breton, François Faber und Octave Lapize gedacht, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben auf dem Schlachtfeld verloren, und danach geht es in die Vogesen, wo zwei schwere Etappen (Gérardmer – La Mauselaine am 12.7 und La-Planche-des-Belles-Filles am 14.7.) auf die Konkurrenten warten. Das „Brett der schönen Mädels“ ist der Abschluss einer anstrengenden Etappe über den Col du Firstplan, den Petit Ballon, den Col du Platzerwasel, den Col d’Oderen, den Col de Croix und den sehr steilen Col des Chevrères.

Wer am Abend des französischen Nationalfeiertags unter den Ersten der Gesamtwertung ist, darf berechtigte Hoffnungen hegen, auch in Paris ganz vorne dabei zu sein. Mit je zwei „arrivées au sommet“ halten sich der Schwierigkeitsgrad der Alpen und jener der Pyrenäen in etwa die Waage. In den Alpen entdecken die Fahrer den Col de Palaquit (13. Etappe), tags darauf müssen sie den Lautaret und den Izoard, der mit 2.360 m das „Dach der Tour“ ist, ersteigen.

In den Pyrenäen stechen der Col du Tourmalet (2.115 m) und der Port de Balès ins Auge. Dieser Berg wurde 2007 ins Tourprogramm aufgenommen. Als erster fuhr Kim Kirchen über den Scheitel. 20 Jahre nach der „Entdeckung“ von Hautacam (Luc Leblanc gewann im Nebel, 1996 festigte Bjarne Riis oben seinen Toursieg) müssen die Fahrer wieder dorthin. An den beiden Tagen zuvor wird Frankreichs Radsportidol Raymond Poulidor kräftig gefeiert. In Luchon siegte er vor einem halben Jahrhundert, auf dem Pla d’Adet vor 40 Jahren.

Nach den Pyrenäen steht am zweitletzten Tag das einzige Einzelzeitfahren über 54 km von Bergerac nach Périgueux auf dem Programm. Auf derselben Strecke gewannen schon Jacques Anquetil und Miguel Indurain. Normalerweise müssten die Bergsteiger bis dahin genügend Vorsprung haben, um nicht noch in der Gesamtwertung von einem Tempobolzer gefährdet zu werden.

Drei Luxemburger

Neben Contador, Froome und Nibali dürfen verschiedene andere Kandidaten Ambitionen auf einen der vorderen Plätze anmelden. Gleich zwei Amerikaner gehen mit guten Referenzen an den Start: Dauphiné-Sieger Andrew Talansky und Tejay van Garderen, der im BMC-Team diesmal nicht das „Gespenst“ von Cadel Evans im Nacken hat. Der Australier, Tour-Sieger von 2011, ist nicht dabei, genau wie übrigens der Gewinner von 2012, Bradley Wiggins. Zu den großen Abwesenden gehören auch die Kolumbianer Nairo Quintana, Rigoberto Uran und Carlos Betancur, der Norweger Thor Hushovd sowie der Tscheche Roman Kreuziger, der von seinem Team Tinkoff-Saxo vorläufig aus dem Verkehr gezogen wurde.

Von Luxemburger Seite aus dürften diesmal kleinere Brötchen als noch vor Jahren gebacken werden. Frank Schleck ist nach seiner letztjährigen Sperre das beste Trek-Eisen im Feuer. Bruder Andy soll ihm zur Seite stehen, aber (wer weiß?) vielleicht findet der Sieger von 2010 endlich wieder zur guten Form zurück und kann seine Trümpfe selbst ausspielen.

Dritter Vertreter des Großherzogtums ist Ben Gastauer, der die Tour de France entdeckt und als wertvoller Helfer im Ag2r-Team angeheuert wurde.