Nur zwei Jahre nach dem WM-Chaos in Südafrika steht Frankreichs Fußball-Nationalteam schon wieder vor dem Neuanfang. Laurent Blanc wird seinen auslaufenden Vertrag als Trainer der Équipe Tricolore nicht verlängern. Das bestätigte der nationale Verband FFF am Samstag auf seiner Internetseite.
Der 46-Jährige hatte sich am Donnerstag nach dem Viertelfinalaus bei der EM gegen Spanien zu Verhandlungen mit Verbandspräsident Noël Le Graët getroffen und 48 Stunden Bedenkzeit erbeten. «In unseren Gesprächen ist es uns nicht gelungen, eine gemeinsame Basis für die Leitung des französischen Nationalteams zu finden», schrieb Blanc in einem Statement, das über die Nachrichtenagentur AFP verbreitet wurde. Unter diesen Bedingungen habe er sich entschieden, seinen Kontrakt nicht zu verlängern.
Le Graët forderte von ihm unter anderem eine Reduzierung des Betreuerstabs. Nach Blancs Absage dankte der Verbandschef dem Coach mit knappen Worten für die Arbeit in seiner zweijährigen Amtszeit.
Platini bedauert
«Das wäre wirklich schade», hatte UEFA-Präsident Michel Platini schon am Samstagmittag zu ersten Spekulationen um einen Abtritt Blancs gesagt. «Die Mannschaft hat sich unter ihm weiterentwickelt.» Die Entscheidung über einen Nachfolger läge nun beim Verbandsboss. Am Dienstag trifft sich die FFF-Exekutive zu Beratungen. Vor der Sitzung werde es keine weiteren Auskünfte über Personalien geben, betonte Le Graët.
«Wenn Blanc geht, wäre Deschamps sicher ein guter Kandidat, wie andere auch. Er kennt den Laden ganz gut», sagte die französische Fußball-Legende Platini. Zuletzt hatte es Medienberichte gegeben, dass der Verband bereits erste Kontakte zu Didier Deschamps, Trainer von Olympique Marseille, aufgenommen habe.
Der 43-Jährige hatte angesichts der Sparzwänge von OM und internen Streitigkeiten erklärt, dass er seinen bis 2014 laufenden Kontrakt nicht erfüllen wolle: «Es ist unmöglich, unter diesen Bedingungen zu arbeiten.» An Blanc waren zuletzt Tottenham Hotspur und Inter Mailand interessiert.
Respektable Bilanz
Der Welt- und Europameister tritt mit einer respektablen sportlichen Bilanz ab. Im Anschluss an das ernüchternde Vorrundenaus bei der WM hatte er vor zwei Jahren das Amt von Raymond Domenech übernommen. Nach einem holprigen Start in die EM-Qualifikation blieb sein Team in 23 Spielen nacheinander ungeschlagen und stellte so die zweitlängste Serie an Partien ohne Niederlage der französischen Länderspielgeschichte auf. Durch die erfolgreiche Qualifikation und den Viertelfinaleinzug wurden zudem die EM-Ziele des Verbands erfüllt.
Beim Turnier in Polen und der Ukraine sorgten seine Spieler allerdings mit Eskapaden abseits des Platzes wie der Journalisten-Beleidigung von Samir Nasri für negative Schlagzeilen und beschädigten das gerade erst aufgebaute positive Image bei den Fans. Er wolle seinen Spielern für ihr Engagement danken, schrieb Blanc, «auch wenn nicht immer alles perfekt war».
Mögliches Verfahren gegen Nasri
Die Aufräumarbeiten stehen vor dem ersten Testspiel gegen Uruguay am 15. August und der anschließenden WM-Qualifikation erst noch bevor. Das Exekutivkomitee des Verbands könnte bei einem Treffen am Dienstag ein Verfahren gegen Nasri und drei weitere Profi einleiten.
Dem Mittelfeldspieler von Manchester City, der seine wüste Beschimpfung eines Reporters inzwischen öffentlich bereut hat, droht nach Medienberichten eine Verbannung von bis zu zwei Jahren. «Wenn ich jedes Mal gesperrt worden wäre, wenn ich einen Journalisten beleidigt habe, hätte ich nicht viele Länderspiele gemacht», meinte Platini mit einem Augenzwinkern, «er muss bestraft werden, aber eine Sperre von zwei Jahren ist lächerlich.»
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