„Endlich“ – das war auch die Reaktion des 26-Jährigen gleich zu Beginn des Telefon-Interviews, gefolgt aber gleich von der Erkenntnis: „Die Selektion, das war ja jetzt vergleichsweise einfach. Aber das Schwerste kommt erst noch!“
Wohl wahr. Das gilt für jeden Tour-Neuling, also auch für Gastauer. Die „Grande Boucle“ ist und bleibt nun mal das härteste (vielleicht) und prestigeträchtigste (mit Sicherheit) Radrennen der Welt.
Fährt man dann vor „heimischem“ Publikum noch für ein französisches Team, mit zwei französischen Leadern, verringert das den Druck nicht – eher das Gegenteil ist der Fall.
Denn seit der Verkündung der acht Namen am Dienstag ist sicher: Teamchef Vincent Lavenu muss auf den Kolumbianer Carlos Betancur verzichten. Er ist quasi „verschollen“, Ende April in die Heimat gereist und nicht Anfang Juni wie abgemacht zurückgekehrt. Lavenu ist natürlich „not amused“, will aber von einer Trennung vom Paris-Nice-Sieger dieses Jahres (noch) nichts wissen. Mit einer Disziplinarmaßnahme ist aber zu rechnen.
So führen nun die beiden französischen Hoffnungsträger Romain Bardet und Jean-Christophe Péraud das Ag2r-Team ab dem Tour-Start am 5. Juli in Leeds an. Assistiert von Christophe Riblon (gewann 2013 die Etappe auf der Alpe d’Huez), Mickaël Chérel, Samuel Dumoulin, Blel Kadri, Sébastien Minard und eben Gastauer. Der 9. Name wird nach dem Meisterschafts-Wochenende in Europa (29. Juni) bekannt gegeben, wird aber auch ein Franzose sein.
„Große Ehre“
„Das mit Carlos ist schon etwas komisch“, so Gastauer gestern, „ändert aber nichts an unserer Strategie. Wir sollten mit drei Leadern ins Rennen gehen, nun sind es eben zwei. Ziel bleibt das Gleiche: die Top-10, wenn möglich für alle beide. Dafür werden wir alles tun“, so der Luxemburger.
Der bisher in dieser Saison alles für seine Selektion tat: „Endlich stimmt schon, es ist ja meine 5. Profisaison. Aber andererseits ist es trotzdem auch die erste, wo ich mich wirklich so richtig für die Tour empfehlen konnte“, meint der bescheidene Gastauer, der 2013 zwei dreiwöchige Rundfahrten bestritt (Giro und Vuelta), 95 Renntage absolvierte und auf 30.000 Jahres-Kilometer kam.
Das war schon eine Empfehlung, die denn auch für 2014 in einem geänderten Rennprogramm resultierte, welches quasi ab März auf die Möglichkeit einer Tour-Teilnahme hindeutete. „Chance genutzt, aber noch ein weiter Weg“, titelte das Tageblatt während der Ardennen-Klassiker – dieser Weg ging nun beim Dauphiné zu Ende. „Erneut eine gute Rundfahrt für mich, ich war stets bis in die letzten Berge mit dabei“, so Gastauer rückblickend auf das letzte fehlende Puzzlestück zur Tour-Teilnahme.
Die er quasi als „Exot“ angeht: einziger Nicht-Franzose in einem französischen Team: „Das ist nicht so außergewöhnlich, das hatte ich schon oft“, lacht er verschmitzt, „und speziell Druck macht das auch nicht. Der Druck kommt eher noch von uns selbst: Wir sind ja in der World Tour immer noch auf Rang drei der Mannschaftswertung. Eine große Ehre ist es trotzdem.“
Gastauer wird vor der Tour nun noch die Luxemburger Meisterschaften (Zeitfahren und „en ligne“) bestreiten.
Zu Demaart
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