Rui Nunes ist der einzige Luxemburger, der sich im Großherzogtum offiziell als FIBA-Agent bezeichnen darf. 2013 hat der 31-Jährige die Agentur Coast to Coast gegründet. Der Basketballspieler der Arantia Fels, der sich momentan in der Verletzungspause befindet, geht im Tageblatt auf verschiedene Themen seiner Tätigkeit als Spielervermittler ein.
Von Laurent Neiertz
Die Rolle des Agenten
„Habe ich einen Spieler unter Vertrag, so arbeite ich für ihn. Es ist meine Aufgabe, sich um diesen ‹Mann› zu kümmern. Ich bin sozusagen die Zwischenperson zwischen dem Verein und dem Spieler. Wenn irgendwelche Probleme aufkommen, meldet sich der Spieler oder der Verein an erster Stelle bei mir. Mein Klient soll so wenig wie möglich belastet werden. Der Spieler soll seiner Aufgabe, dem Basketballspielen, ohne Komplikationen nachgehen können. Ich bin dessen Ansprechpartner Nummer eins. Vertrauen ist nämlich das A und O. Ich pflege auch einen guten Kontakt zu meinen Spielern und weiß auch, wie diese ticken. Das ist wichtig, denn nur so funktioniert eine reibungslose Zusammenarbeit.“
Die Notwendigkeit
„Ohne einen Agenten kann der Spieler an sich nicht Profi werden. Erkennt ein Agent, dass man in irgendeiner Weise mit einem Sportler Geld verdienen kann, wird dieser sich schon bei diesem jeweiligen Talent melden. Dieses Phänomen findet man sogar bei den kleinen Colleges wieder. Hier streiten sich dann vielleicht 15 Vermittler um diesen jeweiligen Spieler. Der Gefragte hat die Qual der Wahl. Dann kann man sich vorstellen, wie viele Angebote ein NBA-Profi erhält. Verrichtet man jedoch gute Arbeit, so kann man als Spieleragent immer wieder beim gleichen Trainer oder College anklopfen. Es ist deshalb z.B. auch kein Zufall, dass vor ein paar Jahren immer wieder Spieler von der gleichen Schule in der Total League landeten.“
Die Suche nach Spielern
„Das eigentliche Geschäft beginnt mit der Suche nach Spielern, die mit mir zusammenarbeiten wollen. Ich selbst gehe auf die Spieler und Vereine zu. Das stellt sich vor allem am Anfang als eine riesige Herausforderung dar. Es gibt nämlich viele andere Agenturen, die zum einen viel größer und zum anderen viel bekannter sind als meine Agentur. Das heißt, man muss möglichst viele Kontakte herstellen. Deshalb muss man Spieler auf die nicht traditionelle Weise kontaktieren wie z.B. die Trainer von verschiedenen kleinen Colleges anschreiben. Die sind sowieso immer die ersten Ansprechpartner, denn während der Schulzeit dürfen die Spieler nicht kontaktiert werden. Ansonsten bekommen sie Probleme mit der NCAA (National Collegiate Athletic Association). Ist man an Spielern interessiert, nimmt man per E-Mail, Telefon oder Facebook Kontakt zu ihnen auf. Spielen sie auf kleineren Schulen, bekommt man recht schnell eine Antwort von den betreffenden Verantwortlichen der Universität. Deshalb behalte ich diese auch immer zuerst im Auge. Diese sind es nämlich nicht gewohnt, dass einer ihrer Spieler möglicherweise den Schritt ins Profilager schaffen könnte. Hier geht es für das jeweilige College auch ums Prestige. Eine andere Möglichkeit ist, dass ich mir die Spielerprofile auf der Internetseite eurobasket.com anschaue. Am meisten Arbeit habe ich also im Sommer, wenn die Vereine auf der Suche nach neuen Talenten sind. Es ist an mir, die richtige Auswahl zu treffen. Wenn ein Spieler sich selbst auf die Suche nach einem Verein machen muss, dann ist etwas faul. Der Agent nimmt nämlich den Kontakt zu seinem potenziellen Klienten auf.“
Schwierigkeiten
„Der amerikanische Markt ist ein riesiges Haifischbecken. Viele Basketballspieler versuchen, mit ihrem Sport ihr Brot zu verdienen. Es ist natürlich so, dass das Angebot an Spielern deutlich höher ist als die Nachfrage. Deshalb muss ich schon auf gewisse Tricks zurückgreifen. Bei größeren Colleges nehme ich eine genaue Analyse von Spielern vor, die vielleicht noch verletzt sind oder waren oder sich einfach eine kleine Auszeit (aus persönlichen gründen) genommen haben. Diese Spieler hat nämlich nicht gleich jedermann auf dem Schirm. Auf kleineren Schulen suche ich meistens nach den besten Leuten. Ein Spieler, der gute Statistiken aufweist, muss jedoch nicht unbedingt vom spielerischen Level ein Superstar sein. Der Schein kann hier trügen. Es ist an mir, eine professionelle Auswahl zu treffen. Aber das gewisse Quäntchen Glück gehört immer dazu. Wie z.B. mit den US-Amerikanern Reggie Evans, der noch vor Jahren für Arantia Fels und Zolver auflief, und Antonio Bivins, der überragende Werte bei den Statistiken besitzt.“
Das Thema Geld
„In der Regel bekomme ich zehn Prozent vom Netto-Jahresgehalt meines jeweiligen Schützlings. Bei Kooperationen mit einem anderen Agenten erhalte ich immerhin noch fünf Prozent. Es kann aber auch gerne mal vorkommen, dass der Kuchen durch drei geteilt wird. Ein Agent lockt einen jeweiligen Spieler bei mich, ich versuche ihn bei einem Verein unterzubringen und ein Dritter macht die Erledigungen in einem jeweiligen Land für mich. So sind insgesamt drei Leute für den Transfer zuständig. Eine Ausgabe, die jedes Jahr aber auf mich zukommt, ist die Bezahlung der FIBA-Lizenz. Hier muss ich 1.000 Franken, also rund 900 Euro auf den Tisch legen.“
Zukunftspläne
„Momentan habe ich zwölf Spieler unter Vertrag. Natürlich will ich in Zukunft mein Spielerkontingent noch weiter aufstocken und vielleicht noch „bessere“ Spieler verpflichten. Deshalb versuche ich auch, eine Vertrauensperson in den USA zu finden, die mir bei der Spielersuche hilft. Der US-amerikanische Basketball ist nämlich ein riesiger Markt, wo sehr viele Talente zu finden sind. In Europa habe ich schon ein gutes Verhältnis mit so manchen Kontaktpersonen aufgebaut.“
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