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Nicht mehr willkommen!

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Am Mittwochabend hielt der Historiker Denis Scuto einen Vortrag im Düdelinger „Centre de documentation sur les migrations humaines“ mit dem Titel „Réfugiés juifs et football luxembourgeois dans les années 1930“. Die Konferenz ist Teil eines Zyklus, der sich rund ums Thema Fußball dreht.

Trotz ihrer Erfolge gerieten die vier jüdischen Trainer, auf die Denis Scuto in seinem Vortrag einging, während und nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit.

Hugo Fenichel, der Trainer bei den Red Boys Differdingen war, wurde 1942 im Konzentrationslager Neuengamme in der Nähe von Hamburg von den Nazis ermordet. Doch auch mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte keine Ruhe bei den jüdischen Flüchtlingen ein. Moses Heisler, genannt Häuslesch Max, der sechs Meistertitel mit Stade Dudelange feiern konnte, wurde für seine früheren Erfolge zwar geachtet. Offizielle Stellen sprachen sich jedoch dagegen aus, dass er in Luxemburg bleiben konnte. Wie der Historiker mit einer Originalquelle belegen konnte, beschuldigte die „Sûreté“ Häuslesch Max des Wettens und des Handels mit ausländischen Währungen.

Diese Anschuldigungen genügten, um ihm das Bleiberecht abzusprechen. So schrieb der Brigadegeneral Hubert Zeyen am 18. Dezember 1946 in besagter Quelle: „Einmal ist Heisler ein Flüchtling, der erst 1936 ins Land kam und dem die Rückreise in sein Ursprungs- und damaliges Heimatland jetzt offensteht.“

Auch Max Gold, ehemaliger Trainer der Jeunesse Esch, durfte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht bleiben. Ihm wurde Schwarzhandel und Glücksspiel vorgeworfen. Als Grund für diese Annahme wurden die teuren Kleider seiner Familie angegeben. Die Tatsache, dass Gold in den Vorkriegsjahren ein regelrechter Fußballstar war und unter anderem in Wien, New York und Chicago gespielt hatte, wurde nicht beachtet.

„Durch den Fußball konnten die Flüchtlinge in den Vorkriegsjahren in die Gesellschaft integriert werden. Vor allem bei der Ausländerpolizei waren die Spuren der Gestapo nach Kriegsende noch deutlich zu spüren und die ehemaligen Erfolgstrainer waren plötzlich nicht mehr willkommen in Luxemburg“, so der Historiker abschließend.


Opfer der Nazis

Foto: ANLux, MJPet, 175266

Hugo Fenichel wurde am 9. Mai 1898 in Ungarn geboren. Als Trainer legte er einen Stopp in Zweibrücken ein, bevor er 1919 bei der Firma Hadir in Differdingen als Arbeiter anheuerte. 1926 wurde er Trainer der Red Boys aus Differdingen. Dort blieb er rund zwei Jahre, bevor er weiter nach Belgien zog, um dort den Trainerberuf weiter auszuüben.

Dokumente, die belegen, wo genau er gearbeitet hat, fehlen allerdings. 1937 kehrte er zum letzten Mal nach Luxemburg zurück, wo er ein Jahr die Union Luxembourg trainierte.

Die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Neuengamme führt Fenichel als eines der zahlreichen Opfer der Nazis auf. Demnach soll er im Juni 1942 ums Leben gekommen sein. Weitere Dokumente zu seinem Leben konnte der Historiker bislang nicht ausfindig machen.


Erst erfolgreich, dann staatenlos

Foto: ANLux, MJPet, 314254

Willy Kissinger wurde 1903 in Nürnberg geboren. Sein Vater war jüdisch, seine Mutter katholisch. Kissinger half im Jahr 1921, den jüdischen Fußballklub Hakoah Nürnberg zu gründen. Er engagierte sich damals als Schriftführer des Vereins. Von 1927 bis 1929 spielte Kissinger bei Eintracht Frankfurt. 1933 kam er in Luxemburg an und übernahm den Trainerposten beim CA Spora.

Die Spora konnte sich in den kommenden drei Jahren über den Meistertitel freuen. 1939 wurde sein Pass in Luxemburg nicht erneuert. Im September 1942 wurde er von der Luxemburger Polizeidirektion als „Geltungsjude“ eingeordnet. Er protestierte jedoch schriftlich, um seine Deportation zu verhindern.

In seiner Verzweiflung schrieb er Briefe bis ins Rassenpolitische Amt in Berlin. Er entging somit dem letzten Deportationszug, der Luxemburg im Juli 1943 in Richtung eines der gefürchteten KZs verließ. Da ihm nach den Kriegsjahren die deutsche Nationalität verweigert wurde, lebte er bis zu seinem Tod 1983 als staatenloser Bürger in Luxemburg.


Auf der Flucht

Foto: ANLux, MJPet, 242991

Moses Heisler, genannt Häuslesch Max, wurde 1901 in der Ukraine geboren.

Von 1936 bis 1940 war er Trainer beim Stade Dudelange und führte die Mannschaft zu sechs Meistertiteln. Er wurde in Metz verhaftet, als er vor den Nazis fliehen wollte. Er kam in ein Arbeitslager, wo ihm abermals die Flucht gelang. Er konnte sich danach in die Schweiz absetzen. Zurück in Luxemburg, wurde er 1946 verurteilt, weil er anscheinend mit Essensmarken gehandelt hatte. 1950 wurde er wiederholt wegen Geldfälschung verurteilt. Nach diesem Urteil verließ er Luxemburg in Richtung Wien, wo er ein Kaffeehaus führte. Häuslesch Max starb 1952.


Der Ausgewiesene

Max Gold wurde 1900 in Lemberg in der Ukraine geboren. Während des Ersten Weltkriegs ging Gold freiwillig zur Armee. 1938 wurde er Trainer bei der Escher Jeunesse. Zwei weitere seiner Stationen in Luxemburg waren Mansfeldia Clausen und Rapid Neudorf. Als Kriegsveteran blieb er auch von den Deportationen in ein Konzentrationslager verschont. Er musste allerdings in ein Arbeitslager. Am 13. August 1946 wurde Gold von den luxemburgischen Behörden ausgewiesen. Er starb 1961 bei einem tragischen Unfall.

Michel Konrad
5. Juni 2018 - 18.30

Nur richtig so. Bloss keine schönmahlerei der Vergangenheit.