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PorträtDr. Leslie Ogorzaly: Mädchen sollen ihren Traum verfolgen

Porträt / Dr. Leslie Ogorzaly: Mädchen sollen ihren Traum verfolgen
Dr. Leslie Ogorzaly Foto: LIST

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Indem sie mit ihren Kolleg:innen in Luxemburgs Kläranlagen nach Rückständen des Coronavirus sucht, leistet Leslie Ogorzaly einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung. Das Tageblatt hat sich mit der Wissenschaftlerin über ihre Arbeit unterhalten und darüber, ob Frauen es in der Wissenschaft schwerer haben als ihre männlichen Kollegen.

Als die Pandemie begann, waren Leslie Ogorzaly und ihr Team gerade mitten in einem Experiment. Sie nahmen in Luxemburgs Kläranlagen Proben und untersuchten sie auf Mikroorganismen. Nach dem Ausbruch wurde klar, dass sich so auch Rückstände des Covid-Virus nachweisen lassen. Und sogar in den eingefrorenen Proben der Forschenden ließ sich das Virus nachweisen. So wurde eine genaue Datierung möglich, wann das Virus seinen Weg nach Luxemburg gefunden hat und die Erkenntnis, dass das Virus schon lange in Luxemburg war, bevor der erste offizielle Fall bekannt wurde.

„Wir haben nach Pathogenen im Wasser gesucht“, erklärt Ogorzaly ihre Arbeit im Gespräch mit dem Tageblatt. Die Wissenschaftlerin und ihre Kolleg:innen machen heute im Grunde nichts anderes als vorher, nur dass ihre Arbeit an Sichtbarkeit gewonnen hat. Erst kürzlich betonte Hochschulminister Claude Meisch die Bedeutung dieser Arbeit. Sie habe es der Regierung erlaubt, die Lage besser einschätzen zu können. Die Wissenschaftlerin freut sich darüber, dass ihre Arbeit einen richtigen Impakt hatte.

Leslie Ogorzaly stammt aus Frankreich. Ihre Studien hat sie in Frankreich absolviert, in den Bereichen Biologie und Umwelt. Im Master hat sie angefangen, sich auf öffentliche Gesundheit und Mikrobiologie zu spezialisieren, um später auch in diesen Bereichen zu promovieren. Nach ihrem Studium hat sie sich beim CRP Gabriel Lippmann (einem der beiden Institute, die zum heutigen LIST verschmolzen) beworben und wurde für ein mehrjähriges Forschungsprojekt engagiert. Danach wurde eine unbefristete Stelle bei dem Forschungsinstitut frei, auf die Ogorzaly sich erfolgreich bewarb.

„In der Biologie gibt es dann doch mehr Frauen als in anderen Bereichen“, stellt Ogorzaly fest. „Zum Beispiel verglichen mit der Mathematik“, fügt sie im Gespräch mit dem Tageblatt hinzu. Das lässt sich auch an ihrem Arbeitsplatz beobachten. Ogorzaly ist Mitglied der Forschungsgruppe Umweltmikrobiologie und Biotechnologie, die von Dr. Henry-Michel Cauchie geleitet wird. „80 Prozent der Mitglieder unserer Gruppe sind Frauen“, sagt die Wissenschaftlerin.

„Dann umso mehr“

Ob Ogorzaly während ihres Studiums und ihrer akademischen Laufbahn Hürden überwinden musste, mit denen männliche Kollegen nicht konfrontiert waren? „Ich persönlich habe diese Erfahrung nicht gemacht“, sagt sie. „Wenn man sich allerdings die Zahlen mancher Institutionen ansieht, wird schnell klar, dass es ein Gefälle zwischen Frauen und Männern bei äquivalenten Posten gibt – das wird noch deutlicher bei Führungsposten. Die meisten Direktoren sind Männer“, erklärt die Wissenschaftlerin. Darin stünden sich Frankreich und Luxemburg in nichts nach.

Woran liegt das? „Das ist schwer zu sagen“, sagt Ogorzaly. Vielleicht liege es daran, dass Frauen und Männer andere Ambitionen haben. Oder daran, wie Frauen und Männer den Rest ihres Lebens neben der Arbeit gestalten. „Es gibt eine ganze Reihe Erklärungsansätze. Welcher davon der richtige ist, kann ich nicht sagen“, gibt sie zu.

Ob das Geschlecht der Wissenschaftlerin eine Rolle dabei spielt, wenn sie mit Politikern spricht (etwa, ob sie weniger ernst genommen wird als ihre männlichen Kollegen)? „Nein“, sagt Ogorzaly. Diese Erfahrung habe sie noch nie machen müssen. „Ich bin der Meinung, dass Menschen nach ihrer Leistung und ihren Resultaten beurteilt werden sollten und nicht nach anderen Kriterien“, sagt sie.

Mädchen rät sie, ihren Traum zu verfolgen und sich auf keinen Fall entmutigen zu lassen. Auch wenn ihr Weg sie in eine Wissenschaft führt, die traditionell eher als Männerdomäne gilt. „Dann umso mehr“, sagt Leslie Ogorzaly. „Ich glaube schon, dass die Zeiten dabei sind, sich wandeln“, fügt sie hinzu.

marc
15. Februar 2022 - 9.49

80% Frauen in der mikrobiologischen Abteilung? Wäre es umgekehrt, dann ginge das Geschreie los und man würde Quoten verlangen.......

Übrigens: ein naturwissenschaftliches Studium steht jedem offen, auch den Frauen...man muss es nur wollen.