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Lehrmeister aus Süd und Nord: Analyse der Länderspiele gegen Portugal und Dänemark

Lehrmeister aus Süd und Nord: Analyse der Länderspiele gegen Portugal und Dänemark

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Die Fußballnationalmannschaft hat in den vergangenen fünf Tagen zwei Lektionen verpasst bekommen. Die Lehrmeister Portugal und Dänemark gehören jedoch zum Besten, was der Fußball aktuell zu bieten hat. Auch wenn die Bilanz unter dem Strich nicht zufriedenstellend ausfallen kann, sind die beiden Niederlagen keineswegs als Rückschlag zu werten. Eine Analyse.

Der „Kiki“-Effekt

Es war bereits gegen Serbien ersichtlich. Christopher „Kiki“ Martins ist der Chef im Mittelfeld. Der zurzeit verletzte Profi der Young Boys Bern ist körperlich stark, leistet ein enormes Laufpensum und bestimmt, wann das Tempo erhöht oder gedrosselt wird. Und das mit 22 Jahren. Ihn zu ersetzen, gestaltete sich als Ding der Unmöglichkeit. Mit Leandro Barreiro wächst ein weiterer Mittelfeldspieler heran, der in den kommenden Jahren neben Martins das Spiel diktieren wird. Der 19-Jährige von Mainz 05 kann diese Aufgabe jedoch nicht alleine erledigen. In beiden Länderspielen bewies Barreiro aber, dass er bereits über ein beachtliches Spielvolumen verfügt. Lars Gerson ist der einzige Mittelfeldspieler, der in der Lage wäre, die Martins-Lücke einigermaßen zu schließen. Der Schweden-Profi ist derzeit jedoch – wegen seiner starken Leistungen – aus der Abwehr nicht mehr wegzudenken.

Misslungene Experimente

Nationaltrainer Luc Holtz probiert gerne neue Sachen aus. In der Vergangenheit hatte er manchmal einen guten Riecher. Im Doppelduell gegen Portugal und Dänemark scheiterten seine beiden Experimente jedoch. In Lissabon stellte er Flügelspieler Florian Bohnert im zentralen Mittelfeld auf. Der Akteur aus der Reserve von Mainz 05 kam nie in die so wichtigen Duelle und musste nach 45 Minuten bereits vom Platz. Gegen Dänemark sollte Rechtsverteidiger Marvin Martins die linke Mittelfeldseite stabilisieren. Laut Holtz sollte der Profi von Karpaty Lwiw auf dieser Position vor allem die Räume der starken dänischen Flügelspieler zumachen. Martins kam nie ins Spiel und sah während seiner ganzen Einsatzzeit sehr unglücklich aus.

Back to basics?

In manchen Situationen hatte man den Eindruck, als würde Luxemburg die Defensivarbeit – also die Basis – zu sehr vernachlässigen. In beiden Länderspielen fielen Gegentore, weil die „Roten Löwen“ zu weit aufrückten und bei den Konterangriffen von Portugal und Dänemark diesen Rückstand nicht mehr wettmachen konnten. Nun stellt sich die Frage: Lernen eine Mannschaft und ein einzelner Spieler mehr, wenn man auch gegen einen fast übermächtigen Gegner sein Spiel durchzieht, oder wenn man sich zurückzieht und versucht, das Ergebnis auf Biegen und Brechen zu verteidigen? Wahrscheinlich ist die erste Variante die bessere mit Blick auf die Zukunft. Allerdings sind mit dieser Philosophie gute Ergebnisse oder Punkte gegen Topnationen schwerer einzufahren. Das Jahr 2019 hat jedoch die Erkenntnis geliefert, dass Luxemburg in der Lage ist, mit Nationen mitzuhalten, die sich zwischen dem 30. und dem 50. Platz der Weltrangliste befinden. Und das ist allemal ein großer Fortschritt.

Die Akte Chanot

Wohl kein Spieler stand in letzter Zeit so stark in der Kritik wie Maxime Chanot. Der Innenverteidiger leistete sich einen Ballverlust, der zum 2:0 für Portugal führte, und vernachlässigte beim 3:0 der Dänen seine Deckungsarbeit. Es wäre jedoch zu einfach, den Abwehrspieler von New York City FC als Alleinschuldigen auszumachen. Bis zu diesen Aussetzern bot Chanot gegen Portugal sowie Dänemark eine starke Leistung und gewann sehr viele Zweikämpfe. Es besteht kein Zweifel daran, dass die FLF-Auswahl mit Chanot stärker ist als ohne ihn. Nicht ohne Grund gehört der 29-Jährige zu den besten Verteidigern der US-amerikanischen Major League Soccer. Chanot wird diese Pechsträhne in Zukunft wohl wieder abschütteln und zum Leistungsträger der Luxemburger werden.

Was kommt jetzt?

Das nächste EM-Qualifikationsspiel findet am 14. November in Serbien statt. Danach folgt mit dem Heimspiel gegen Portugal (17.11.) ein Highlight in einem ausverkauften Stade Josy Barthel. Es sind die beiden letzten Möglichkeiten 2019, um doch noch ein gutes Ergebnis gegen eine Topnation erzielen zu können. Passiert dies nicht, werden die vergangenen Monate trotzdem in guter Erinnerung bleiben, denn die Fortschritte waren unverkennbar.