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Wurth: «Wir wollen nicht schließen»

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Den Luxemburger Stahlstandorten geht es gut. Sorgen bereiten nur Rodange und Schifflingen. Hier könnten Stellen verschwinden. ArcelorMittal legte am Dienstag den Jahresberich 2010 vor.

Die Krise ist auch in der Stahlindustrie vorbei. Waren im vierten Quartal 2010 die Produktionsanlagen in Luxemburg zu 70 Prozent ausgelastet, sind sie es in den ersten Wochen 2011 um 80 Prozent. Auf Belval und in Differdingen laufen die Anlagen mit 85 Prozent Auslastung. Diese Details gab am Dienstag Generaldirektor Michel Wurth vor der Presse bekannt. Rundum zufrieden zeigte sich der ArcelorMittal-Manager auch mit den Leistungen in den anderen Werken des Konzerns in Luxemburg, seien es die Drahziehereien in Bissen und Bettemburg als auch das Werk für Beschichtung von Kupferfolien in Wiltz.

Ende 2010 beschäftigte der Konzern in Luxemburg 6.072 Personen. Es könnten deren mittelfristig weniger werden. Tatsächlich ist man mit den Ergebnissen der Werke in Rodange in Schifflingen weniger zufrieden. Das Problem liege in der Produktionspalette dieser Anlagen. Beide sind auf die Herstellung von Massenware ausgerichtet, die vor allem in der Bauindustrie verwendet wird. Doch hier zieht die Konjunktur nur langsam an, und die Sparpolitik der europäischen Regierungen führt zu einer Reduzierung der öffentlichen Investitionen, was sich wiederum negativ auf die Bautätigkeit auswirkt. Hinzu kommt, dass die Preise für die Massenware sehr niedrig sind, so Wurth.

Verluste

2009 haben Rodange und Schifflingen Verluste von 30 Millionen Euro eingefahren. In den drei ersten Quartalen 2010 seien es nochmals 15 Millionen Euro gewesen, so Wurth. Die Vereinbarungen, die in Lux2011, dem Entwicklungs- und Investitionsprogramm für Luxemburgs Stahlstandorte, getroffen wurden, könnten nicht aufrechterhalten werden. Sie seien im 1.Quartal 2008, vor der Krise, getroffen worden. Angesichts der schlechten Ergebnisse könnte man nicht ohne Weiteres fortfahren wie vor der Krise.

Ziel der Konzernleitung ist laut Wurth, auch Rodange und Schifflingen in die Gewinnzone zurückzuführen. Das will man über die Einführung neuer Produkte, eine Kostenreduzierung und eine Erhöhung der Produktivität erreichen. In anderen, ähnlichen Produktionsanlagen liege die Produktivität bei 2.500 Tonnen pro Mann, in Rodange sind es 1.400 Tonnen/Mann. Derzeit arbeiten 900 Personen in den beiden Anlagen. 250 wären zu viel, gibt Wurth indirekt zu verstehen.

Zukunft Standorte absichern

Mit der Zukunft dieser Standorte soll sich eine Managment-interne Arbeitsgruppe beschäftigen. Diskutieren wolle man jedoch auch mit den Gewerkschaften. Zuerst müsse geklärt werden, auf welchen neuen Produkten man setzen werde, dann erst müsse über Investitionen und Maschinen geredet werden, so Wurth. Mit den Gewerkschaften wolle man einen Terminkalender vereinbaren. „Wir wollen nicht schließen“, beruhigt Wurth.

Ob er die Gewerkschaften überzeugen kann, dürfte in den kommenden Wochen gewusst sein. Die gemeinsame Plattform von OGBL und LCGB im Stahlbereich, Sidérurgie asbl., hat vor wenigen Tagen auf möglichen massiven Stellenabbau hingewiesen.