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Wohin fliegt die Cargolux?

Wohin fliegt die Cargolux?
(AP)

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Neun Monate nach der Übernahme von 35 Prozent des Kapitals der Cargolux beginnen in den Gremien des Unternehmens Diskussionen - ausgelöst von Qatar Airways – darüber, wie die Cargolux der Zukunft aussehen soll.

Ziel des Verkaufs des 35 Prozent Anteils, der vorher der in Konkurs gegangenen Swissair gehört hatte, war, einen strategischen Partner zu finden, der der Weiterentwicklung des Unternehmens hilft. Qatar Airways nimmt diese Absicht offensichtlich ernst und stellt nach Tageblatt.lu Informationen derzeit Fragen nach dem Geschäftsmodell, nach der Flotte, nach dem Unternehmen an sich. Dabei sollen möglicherweise auch Weichen gestellt werden.

Cargolux ist eine Gesellschaft mit einer Flotte aus einem Modell. Derzeit fliegen Jumbos des Typs 747-400 und auch schon zwei Nachfolger des Typs 747-8. Letztere können 136 Tonnen Fracht rund um die Welt tragen. Das Problem heißt: Sind diese Maschinen mit ihrer großen Kapazität für die heutigen Fracht-Aufgaben geeignet? Man kann einen 747-8 rund um die Welt wie einen Omnibus fliegen lassen, der an verschiedenen Orten landet, Fracht auslädt und Fracht zulädt und zur nächsten Haltestelle fliegt. Das lohnt sich mit einer 747-8 nur, wenn man auf jeder Strecke auch die 136 Tonnen Fracht fliegt. Geschieht das nicht, fehlt die Rentabilität. Die Frage lautet also, die von Qatar Aiways gestellt wird, wäre es nicht besser, auch Maschinen in seinem Park zu haben, die weniger Fracht transportieren können, aber auf solch einer Tour um die Welt dann ausgelastet sind. Qatar Airways hat sich im Frachtbereich nicht für die Boeing 747-8 entschieden, sondern für die Boeing 777F, ein ausgereiftes Flugzeug, dessen 1000. Exemplar gerade ausgeliefert wurde.

Zwei Modelle?

Ein solcher Gedankengang bricht mit der Tradition bei Cargolux. Ein solcher Gedankengang schließt Wege, die bisher unbestritten beschritten wurden und öffnet neue Möglichkeiten. Ein solcher Gedankengang lässt aber auch die Frage zu, ob Qatar Airways hier möglicherweise eigene Boeing 777 für gutes Geld bei der Cargolux unterbringen will. Auch wenn es sich dabei um einen Gesinnungsprozess handelt, ist die Frage doch erlaubt.

Denn unbestritten ist auf der Seite der Luxemburger Eigner der Gesellschaft, dass Cargolux auch in Zukunft über 16 Frachtmaschinen verfügen soll. In der Strategie von zwei Modellen würde in der Philosophie der Kataris die Cargolux-Flotte dann wohl aus Boeing 747-8 und aus Boeing 777F bestehen. Die Boeing 777 ist ein Langestreckenflugzeug, das auch extrem lange Strecken fliegen kann aber auch weniger Fracht transportiert. Eine solche Philosophie würde das bisherige Geschäftsmodell verändern, läge nach Sichtweise der Kataris aber im Trend der Zeit.

Andere Unternehmenskultur

Das Problem im Umgang der Kataris mit der Cargolux ist ein anderes. Akbar al Baker, der Chef der Qatar Airways, ist ein Dynamiker und auch ein ungeduldiger Mensch. Al Baker ist der Meinung, dass die Cargolux sich in die Kultur der Kataris einzubringen habe. Anders, als man das in Westeuropa gewöhnt ist, posaunt er in die Welt hinaus, was er für Cargolux getan hat und was Cargolux zu tun habe. Man liest also in der US-Presse, in der Regel in der Gulf Times oder in Fachzeitschriften, wie er sich vorstellt, dass es bei Cargolux zugehen müsse. Er hat bei der Cargolux einen bestehenden Verwaltungsratsvorsitzenden abgesägt und einen Mann seines Vertrauens in die Position des Vorsitzenden gebracht, der nun seine Vorstellung von Neutralität zu verwirklichen hat.

Al Baker der von Governance eines Unternehmens nichts wissen muss, weil es das in Katar nicht gibt, stößt sich an der westeuropäischen Auffassung von Gewaltenteilung. Die nämlich verlangt, dass solche Vorschläge in einen Verwaltungsrat eingebracht und dort diskutiert werden. Al Baker aber wirkt wie ein Bulldozer, der in die Gremien geht und glaubt, dass seine Ideen automatisch Gesetz für die Cargolux werden. Von Al Baker heißt es, dass er sein Gesetz bei Cargolux durchsetzen wird, wenn es im Verwaltungsrat keine einheitliche Linie der Luxemburger Mehrheitsaktionäre gibt. Von den Luxemburger Mehrheitsaktionären aber heißt es wiederum, dass sie keine Vision von der Zukunft der Cargolux und auch keine einheitliche Linie haben. Vorstellungen aber hat Al Baker und er will sie durchsetzen. Er erfüllt damit die Erwartungen, die an den Minderheitsaktionär gestellt wurden.

Am Mittwoch wurde die Zukunft der Cargolux im Strategieausschuss des Verwaltungsrates beraten, ohne dass Entscheidungen getroffen wurden. Am kommenden Montag tagt der Verwaltungsrat, der das Jahresergebnis formell feststellen muss und wohl auch erneut Strategien für die Cargolux diskutieren wird.