Der jüngste Fall ist erst wenige Tage alt: Versteckt zwischen Getreideflocken entdecken Zollbeamte am Flughafen in Kuala Lumpur 111 Kilogramm Elfenbein. Herkunftsort der Maschine ist Uganda. Mehr als 1100 Kilogramm afrikanisches Elfenbein haben die malaysischen Zollbehörden nach ihren Angaben insgesamt seit 2015 gefunden. Meist sind die geschmuggelten Stoßzähne, deren Verkauf durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites) verboten ist, für China oder Thailand gedacht. Dort steigt mit wachsender Wirtschaftskraft die Nachfrage nach Elfenbein oder Rhinozeros-Hörnern, denen, zu Pulver zerstoßen, heilende Kräfte nachgesagt werden.
Kurz vor der nächsten Cites-Artenschutzkonferenz in Johannesburg wollen Naturschützer auf dem Weltnaturschutzkongress Anfang September auf Hawaii deshalb schon einmal wichtige Pflöcke einschlagen: Zum effektiveren Schutz afrikanischer Elefanten und Nashörner, aber auch für eine nachhaltige Nutzung der Meere, für mehr sanften Öko-Tourismus und den Erhalt der von Rodung bedrohten Urwälder.
Planet am Scheideweg
Ein immens weites Themenspektrum steht also an für die etwa 6000 Teilnehmer, die sich, entsandt von Hunderten nationalen Umweltorganisationen, vom 1. bis 10. September in Honolulu treffen – darunter auch rund 170 Regierungsvertreter. Und für den erstmals in den USA veranstalteten Kongress der Weltnaturschutzunion (IUCN) hätte man kaum einen Ort finden können, der die Natur in all ihrer Pracht üppiger und farbenfroher feiert.
Doch die Probleme drängen: «Planet am Scheideweg» (Planet at the crossroads) lautet das Motto des Kongresses. «Kein IUCN Kongress zuvor hat an einem so entscheidenden Punkt in der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt gestanden», betont IUCN-Generaldirektorin Inger Andersen auch mit Blick auf die Auswirkungen des Klimawandels.
Eine Vielzahl von Forderungen und Vorlagen für politische Entscheider sollen deshalb in Honolulu erarbeitet werden: Von der strengeren Ahndung des Elfenbeinschmuggels über umweltbewusstere Palmöl-Produktion bis hin zur Aufnahme weiterer Tierarten auf die Rote Liste der gefährdeten Spezies. Schuppentiere, Haie und Rochen sollten demnach künftig noch mehr Schutz erhalten, so der derzeitige Entwurf.
Gegen Wildtierhandel
Aus Sicht des Naturschutzbundes Deutschland muss der Kongress deutlich machen, dass es mit dem Artenschutz immer noch zu langsam vorangeht. «Dabei geht es nicht nur um einzelne Arten, sondern vor allem auch um den Erhalt von natürlichen Lebensräumen und Ökosystemen», sagt Nabu-Sprecherin Kathrin Klinkusch.
Will Gartshore vom WWF ergänzt: «Auf dem Kongress wollen wir die Hauptprobleme angehen, inklusive der Finanzierung, der Ausweisung großflächiger Schutzgebiete, des Kampfs gegen Wildtier-Handel und der Vorbereitung von Kommunen auf die künftigen Auswirkungen des Klimawandels.» Naturschützer, Regierungen und der private Sektor müssten dabei eng zusammenarbeiten.
Denn dass Klimawandel und menschliche Sorglosigkeit unserem Planeten einen Stempel aufdrücken, zeigt sich auch auf dem so paradiesisch anmutenden Hawaii, dessen Bewohner sich bereits an einen steigenden Meeresspiegel anpassen. Außerdem bringen bestimmte Chemikalien aus den Sonnencremes der Badegäste die heimischen Korallenriffe in Gefahr – eine eigene Arbeitsgruppe soll auf der Konferenz Lösungen hierfür aufzeigen.
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