Sicherheit ist kein Grundrecht. Doch bleibt es eine ernste Sache, wenn Bürger Opfer von Straftaten werden. Es ist ja Aufgabe des Staates, seine Bürger davor zu bewahren. Ohne jemals Opfer einer Straftat zu werden, diesen Anspruch kann kein Bürger stellen. Ein Sicherheitsgefühl kann also auch nicht garantiert werden. Auch wenn es wohl maßgeblich zur Lebensqualität beiträgt.
Der Statec, in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg, hat eine für Luxemburger Verhältnisse große Umfrage mit Fragen an 3.000 Bürger gemacht. Gliedern lässt sie sich in zwei Teile: ob Personen oder Haushalte während der letzten fünf Jahre Opfer von Straftaten wurden und wie es sich mit ihrem Gefühl der Sicherheit verhält.
Rohes Datematerial liegt vor
Am Montagmorgen wurden die statistischen Erhebungen vorgestellt. Die Analyse wird folgen. Darum kümmert sich ein Forscherteam um den Psychologen Prof. Dr. Georges Steffgen von der Luxemburger Universität. In diesen Schlussfolgerungen sollen die interessanten Fragen geklärt werden.
Wie etwa hängen Lebensumstände und Delikte zusammen? Wie ist der emotionale Niederschlag bei Opfern von Delikten? Wie lässt sich das kriminalistische Paradoxon erklären, dass etwa die Altersschicht der über 60-Jährigen, die am wenigsten häufig Opfer von Delikten wird, am ängstlichsten ist? In diesem Bereich soll auch die Rolle der Mediennutzung analysiert werden. Es soll ein internationaler Vergleich aufgestellt werden. Und besonders werden sich für die Politik nutzbare Schlüsse erwartet.
Die vom Statec vorgestellten Zahlen, hier sprachen Serge Allegrezza und Cécile De Puydt, geben aber einen ersten Blick frei auf Häufigkeit verschiedener Delikte und auf das Sicherheitsgefühl der Bürger. Doch bleibt interpretatorische Vorsicht vonnöten. Es handelt sich ja, wie Allegrezza auch betonte, nicht um Fakten, sondern um das „Verständnis der befragten Personen“. Das ist nun einmal die Krux bei Statistiken zu Verbrechen, Gewalt, der Bereitschaft dazu und zum Sicherheitsgefühl. Alles hängt zusammen. Aussagekräftig sind die Statistiken aber nur bedingt und wohl nur nach eingehender Analyse durch die kompetenten Stellen.
Straftaten nehmen zu
Ein ähnliches Problem kennt man von den jährlichen Polizeistatistiken. Diese setzen sich aus den Einsätzen der Polizei und den Klagen zusammen. Was aber nachher vor Gericht landet und was schlussendlich rechtskräftig verurteilt wird, lässt sich aus diesen zwangsläufig nicht herauslesen. Daraus macht auch die Polizei keinen Hehl. Auch wenn sie angibt, die eigenen Statistiken bei Hand, dass die Zahl der Straftaten in Luxemburg während der letzten fünf Jahre gestiegen ist.
Dass angezeigte Straftaten und verurteilte Straftaten oft in einem sehr ungleichen Verhältnis stehen, darf aber nicht außer Acht gelassen werden. Doch die jetzt vorgestellte Erhebung bietet auf schwierigem Terrain neues Zahlenmaterial. Was auch die Polizei freut, die die Publikation als weitere Arbeitsgrundlage interpretieren will.
Opfer sind meistens Männer
Was das vorgestellte Zahlenmaterial angeht, seien an dieser Stelle einige Eckdaten genannt. Kreditkartenbetrug und Diebstahl ohne Gewalteinwirkung sind die häufigsten Delikte. So gaben 12,7 Prozent der Befragten an, jemand aus ihrem Haushalt sei während der letzten fünf Jahre Opfer von Kreditkartenbetrug geworden. 12,8 Prozent der befragten Personen gaben an, Opfer von Diebstahl ohne Gewalteinwirkung geworden zu sein.
Männer werden häufiger Opfer, außer bei Sexualdelikten. Offensichtlich lassen sie sich auch leichter übers Ohr hauen. Bei den sogennanten „Fraudes à la consommation“, also Betrügereien beim Einkaufen, die häufiger im Ausland als hierzulande beklagt werden, haben auch die Männer die Nase vorn. Ältere Personen werden laut eigenen Aussagen weniger oft Opfer von Delikten als jüngere.
Angst vor der Dunkelheit
In ihrem Viertel fühlen sich, nach Einbruch der Dunkelheit, vier Prozent der Befragten nicht sicher, elf Prozent eher nicht sicher und acht Prozent gehen gar nicht mehr vor die Tür, wenn es dunkel ist. Von diesen acht Prozent gibt wiederum ein Drittel an, dies aus Angst nicht mehr zu tun. 78 Prozent geben an, sich im eigenen Viertel, auch wenn es dunkel ist, sicher oder eher sicher zu fühlen. Die Angst, von einer Einzelperson physisch angegriffen zu werden, scheint nicht gering zu sein. In allen Altersgruppen sind die gar nicht Besorgten in der Minderheit.
Auffallend ist, dass die Angst und das Unsicherheitsgefühl bei denen steigen, die bereits einmal zum Opfer eines Deliktes wurden. 68 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Kriminalitätsrate in Luxemburg während der fünf letzten Jahre gestiegen ist. 23 Prozent halten sie für stabil, zwei Prozent gehen von einem Rückgang aus. Was die Arbeit von Justiz und Polizei angeht, so wird diese jeweils recht positiv beurteilt.
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