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Spanien in der Rezession – Grenzen dicht

Spanien in der Rezession – Grenzen dicht
(dpa)

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Die viertgrößte Euro-Wirtschaft Spanien ist im ersten Quartal 2012 in die Rezession gerutscht. Auch wird wegen des Treffens der Europäischen Zentralbank in Barcelona das Schengen-Abkommen zur Reisefreiheit vorübergehend ausgesetzt.

Spanien ist offiziell wieder in der Rezession. Das Nationale Statistikinstitut bestätigte am Montag, dass die Wirtschaft des Landes im ersten Quartal 2012 um 0,4 Prozent geschrumpft sei, nach einem Minus von 0,3 Prozent im letzten Quartal des Vorjahres.

Zwei aufeinanderfolgende Quartale mit einem Wirtschaftsrückgang stellen per Definition eine Rezession dar. Für Spanien ist es die zweite innerhalb von drei Jahren. Die Zahlen vom Montag bestätigten jene der spanischen Zentralbank von vergangener Woche. Erst am Donnerstag hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit Spaniens gesenkt. Zudem hatten neue Arbeitslosenzahlen die Sorge vor einer Verschärfung der Krise im Land genährt.

Grenzen geschlossen

Spanien setzt wegen des Treffens der Europäischen Zentralbank (EZB) in Barcelona das Schengen-Abkommen zur Reisefreiheit in Europa vorübergehend aus. Die Maßnahme gilt bis zum kommenden Freitag. Mit Kontrollen an den Grenzen soll verhindert werden, dass Demonstranten nach Spanien kommen. Besonders an der Grenze zu Frankreich und in den Flughäfen von Barcelona und Gerona könnte es deshalb zu verstärkten Kontrollen kommen, wie die Agentur dapd meldete.

Alle Reisenden und auch die Bürger der EU- und Schengen-Länder benötigen für die Einreise nach Spanien einen Reisepass. Der EZB-Rat tritt am 3. Mai in Barcelona zusammen.

Neuer Lösungsversuch

In Spanien bahnt sich ein neuer Lösungsversuch für die Not leidenden Hypothekendarlehen der heimischen Banken an. Die problematischen Kredite sollten aus den Büchern der Kreditinstitute herausgenommen und in neuen Vermögensverwaltungsgesellschaften gebündelt werden, berichtet die britische Tageszeitung Financial Times unter Berufung auf Regierungsvertreter und Banker.

Das Wort «Bad Bank» sei dabei ein Tabu. Erstens werde keine Bank ins Leben gerufen. Zweitens müssten die Kreditinstitute umfangreiche Rückstellungen für die problematischen Darlehen bilden, bevor sie diese an die Vermögensverwaltungsgesellschaften überweisen können. Nach dem Bericht der Financial Times ist der neue Plan ganz auf Linie der Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und wird vom spanischen Wirtschaftsminister Luis de Guindos entwickelt.

Spanische Zentralbank eingeschaltet

Die neuen Vehikel befreiten die Banken von einer schweren Bürde, sagte ein Regierungsvertreter. Sie müssten ansonsten in großem Stil Immobilien veräußern, die als Sicherheiten für die Not leidenden Hypothekendarlehen dienten. Statt dessen könnten sich die Geldhäuser wieder auf ihre Kernaufgabe konzentrieren und Kredite an die Privatwirtschaft vergeben.

Unterdessen schaltet sich auch die spanische Zentralbank in das Geschehen ein. Nach einem Bericht der Madrider Tageszeitung El Mundo hat sie die Beratungsfirmen BlackRock Inc und Oliver Wyman engagiert. Diese sollen Wege aufzeigen, um die toxischen Immobilienkredite aus den Portfolios der Finanzinstitute loszueisen.

Wie sehr die Zeit drängt, zeigen neueste Zahlen der spanischen Notenbank. Der Anteil der Not leidenden Darlehen am gesamten Kreditportfolio betrug im Februar rund 8 Prozent. Die Quote der zweifelhaften Kredite klettert stetig. So stieg sie bereits von 4,1 Prozent im Januar 2011 auf 4,5 Prozent im Juni 2011. Die Währungshüter sehen wenige Hoffnungsschimmer für das laufende Jahr: «Für das Jahr 2012 weist das makroökonomische Szenario auf einen zusätzlichen Anstieg der Not leidenden Kredite hin.»