Empört sind Rupert Murdochs Zeitungsmacher in Australien über die kriminellen Machenschaften ihrer Kollegen in Großbritannien. Noch schlimmer finden sie aber, dass Regierungschefin Julia Gillard sie offensichtlich in die gleiche Ecke stellen will.
Gillard hatte am Mittwoch in die Empörung über den Abhör- und Korruptionsskandal in Großbritannien rund um Murdochs inzwischen eingestellte Zeitung «News of the World» eingestimmt. «Wenn man sieht, wie Telefone gehackt worden sind, wenn man sieht, wie Menschen dadurch verletzt worden sind, dann denke ich, dass auch in diesem Land ein paar harte Fragen über die Geschäfte von News Limited zu stellen sind», meinte sie. Murdoch ist in Australien geboren und hat dort in den 50er Jahren den Grundstock zu seinem weltumspannenden Medienimperium gelegt. Seine News Ltd kontrolliert 70 Prozent des australischen Zeitungsmarktes, etwa 170 Titel. Sein selbst gegründetes Flaggschiff, «The Australian», hat nachgefragt, welche harten Fragen Gillard hat. Die Antwort blieb sie schuldig.
Konkret werden bitte
Die Regierungschefin stimme in den Chor zum «Festival der Schadenfreude» ein, ohne konkret zu werden, wirft die Zeitung ihr am Donnerstag in einem Leitartikel vor. «Wenn Frau Gillard in der Lage ist, die Fragen zu stellen, egal wie schwierig, werden wir unser Bestes tun, sie zu beantworten. Schließlich stellen wir Regierungschefs seit 47 Jahren schwierige Fragen.»
Da könnte der Hase im Pfeffer liegen: auf die schwierigen Fragen und die kritische Berichterstattung zu ihrer Amtsführung sind Gillard und ihre Labor-Regierung nicht gut zu sprechen. Sie sitzen seit Monaten im Umfragetief und sie haben vor allem «The Australian» und dessen Boulevard-Schwesterblatt «Daily Telegraph» auf dem Kieker. Kommunikationsminister Stephen Conroy meinte, Murdochs Holding News Ltd habe es wohl auf einen «Regimewechsel» abgesehen. Gillards Koalitionspartner, der Grüne Bob Brown, sprach im Zusammenhang mit News Ltd von «Hassmedien».
Seitenhieb von der Opposition
Der konservative Oppositionsführer Tony Abbott, den Gillard vor einem Jahr nur hauchdünn geschlagen hatte, nutzte die Gelegenheit für einen Seitenhieb: «Ich finde, dass die Presse uns hier ganz gut auf die Finger klopft», sagte er im Fernsehen. «Ich glaube nicht, dass es in den australischen Medien solche Probleme wie in Großbritannien gibt.»
Darauf pochen auch die Vertreter der Murdoch-Titel vehement. Die Rücksichtslosigkeit der britischen Boulevardpresse ist in Australien unbekannt. Auch gibt es kaum so kuschelige Beziehungen zwischen Politik und Presse, wie sie in London jetzt ans Licht kommen. Politiker buhlen höchstens um Einladungen zu den Talkshows einflussreicher Radio-Macher. «Ich kenne die Newsdesks, ich kenne die dortige Kultur, und ich bin fest überzeugt, dass es bei uns keine unangemessenen und skrupellosen Machenschaften (wie bei News of the World) gibt», meinte News Ltd-Chef John Hartigan im Rundfunk.
«Zweck muss die Mittel heiligen»
Der Jurist Mirko Bagaric zieht in einem Gastkommentar im «Australian» Parallelen zwischen dem Abhörskandal und der Aufregung um Wikileaks – in dessen Mittelpunkt der Australier Julian Assange steht. In beiden Fällen gehe es um Hacker und Datenklauer. Assange sei aber zum Kulthelden gemacht worden, Murdoch zum Schuft. Die Lektion sei klar: «Der Zweck muss die Mittel heiligen.»
Er warnt davor, den Medien nun die Daumenschrauben anzulegen, wie es zum Beispiel Kommunikationsminister Brown mit seinen Zeitungslizenzen vorschlug. Alles deute doch darauf hin, dass es sich bei dem «News of The World»-Skandal lediglich um ein kriminelles Problem bei einer einzigen Zeitung im Ausland handele.
Zu Demaart
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