Am frühen Nachmittag versammelten sich etwa 250 Schüler beim Postgebäude auf der Place Aldringer, um zusammen zum nahen Unterrichtsministerium zu marschieren. Auch einige Lehrer nahmen an der Demo teil. Dort wurden die Delegationen der verschiedenen Schulen bereits von der Unterrichtsministerin erwartet. Die angesprochenen Themen waren neben der geplanten Schulreform auch die aktuelle Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Berufsausbildung im Allgemeinen. Die Ministerin schlug vor, eine große Konferenz über die Schulausbildung zu veranstalten, bei der sie auf alle Fragen der Schüler antworten werde.
Durch die Protestaktion, die sehr ruhig verlief, wollten die Schüler ihrem Unmut zur Schulreform von Unterrichtsministerin Mady Delvaux Ausdruck verleihen. Auf Facebook hatten sich insgesamt 2700 Schüler zu der Kundgebung gemeldet. Gegen 16.15 Uhr sperrte die Polizei aus Sicherheitsgründen die Rue Notre-Dame für jeglichen Verkehr.
Nächste Reform im Secondaire
Luxemburgs Schullandschaft verändert sich. Die Reform der Grundschule wurde gerade beendet. Eine Reform des Secondaire steht nun auf dem Programm. Die Vorschläge vom Unterrichtsministerium liegen auf dem Tisch. Im Augenblick laufen die Diskussionen mit den betroffenen Akteuren.
Die Sprachkenntnisse sollen beibehalten werden. Gleichzeitig sollen Sprachen keine unüberwindbaren Hindernisse darstellen und die berufliche Zukunft der Schüler gefährden. Es soll „kompetenzorientiert“ unterrichtet werden. Der Allgemeinbildung räumt das Unterrichtsministerium jedoch immer noch eine wichtige Rolle ein. Ministerin Delvaux will aber auch den Forderungen aus Wirtschaft und von Universitäten Rechnung tragen und helfen Spezialisten auszubilden, die später auf dem Arbeitsmarkt benötigt werden.
Selbstständigere Schüler
Die Schüler sollen lernen, autonom zu arbeiten. Man will ihnen nicht nur Wissen vermitteln, sondern ihnen auch die Methoden beibringen, die sie brauchen, um zum Beispiel eine fundierte Recherche zu machen. Der ganze Schulverlauf soll fächerübergreifender werden. Ende 2011 soll die Ausarbeitung des Reformpakets in Form eines „avantprojet de loi“ fertig sein. Ziel ist es, im Frühjahr 2012 einen Gesetzentwurf im Parlament zu deponieren, sagte die Ministerin in einem rezenten „Tageblatt“-Interview.
Die Reform wird jedoch von den Schülern und den Lehrern kritisiert. Unter anderem der „Travail d’envergure“ (TE) ist ihnen ein Dorn im Auge. Es ist eine der Neuerungen in der Reform der Oberstufen des Secondaire und gilt als ein Herzstück der Reform. Beim TE handelt es sich um eine Aufgabe, die Schüler alleine oder in Gruppenarbeit auf 2e innerhalb eines Semesters abschließen müssen. Themen- und Sprachenwahl sind den Schülern freigestellt.
Auch der geplante Wegfall einiger Sektionen, wie der Musikklasse (F) wird heftig kritisiert.
Zu Demaart
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