Dem «Made in China» einen guten Klang zu verleihen, dürfte Zeit kosten. Hoffnung liefert den Chinesen aber ein Blick in die Geschichtsbücher: Das heute weltweit hoch geschätzte Gütesiegel «Made in Germany» wurde in Großbritannien am Ende des 19. Jahrhunderts ursprünglich eingeführt, um Käufer vor vermeintlich minderwertigen Produkten aus Deutschland zu warnen.
China hat sich in den vergangenen Jahren zwar zur zweitgrößten Volkswirtschaft auf dem Globus gemausert, aber es bislang nicht geschafft, chinesische Marken im Ausland bekannt zu machen. «Das ist ein riesiges Hindernis, vor allem bei Fahrzeugen. In den großen Metropolen wie Shanghai und Peking existieren fast keine heimischen Marken, weil keiner damit gesehen werden will», sagt James Roy von der Beratungsfirma China Market Research Group.
Neues Image
In einem symbolischen Akt lässt die Regierung in der prunkvollen Volkshalle des Parlaments die beiden Flachbild-Fernseher eines japanischen Herstellers nun abhängen und durch chinesische Modelle ersetzen. Mit 110 Zoll ist die vom chinesischen Elektronikriesen TCL gebotene Bildschirmdiagonale zwar nur minimal größer als das 108-Zoll-Modell von Panasonic. Politiker und TCL-Manager klopfen sich dennoch gegenseitig auf die Schulter: Für sie hat ein chinesisches Unternehmen damit das Monopol der Japaner und Koreaner auf dem Markt für Flatscreens geknackt.
Nicht nur im Ausland sind chinesische Marken weitgehend unbekannt, sondern auch im Reich der Mitte selbst finden sich heimische Produzenten in den Regalen häufig von ausländischen Anbietern verdrängt. Um das langsam aber sicher zu ändern, hat in diesem Monat auch das Industrieministerium neue Regeln erlassen: Staatsangestellte dürfen künftig nicht mehr die heiß geliebten Luxusautos aus Deutschland fahren, sondern müssen sich mit chinesischen Modellen begnügen. Bereits im vergangenen Jahr gab die Regierung in Peking ausländischen Autobauern zu verstehen, bei Joint Ventures mit chinesischen Partnern vor allem die Entwicklung chinesischer Markennamen zu fördern.
Global ausrichten
General Motors bietet bereits das Modell «Baojun» an, was soviel wie «kostbares Ross» bedeutet – wenngleich der US-Konzern abstreitet, dies habe etwas mit dem Druck durch die chinesische Regierung zu tun. Die Staatshilfe für heimische Firmen – insbesondere garantierte Käufe und die Einführung von Normen, die chinesische Firmen bevorzugen – brachte der kommunistischen Führung bereits wiederholt Kritik ein. Doch Zhao Yuhai vom Wissenschaftsministerium hält derartige Vorwürfe des Westens nicht für stichhaltig. Er argumentiert: «Wenn sich chinesische Unternehmen wirklich global ausrichten wollen, kommen sie nicht weit, wenn sie lediglich auf einem geschützten heimischen Markt gegeneinander antreten.»
Der Haushaltsgeräteriese Haier gehört zu den wenigen Konzernen in dem boomenden Schwellenland, der etwa Waschmaschinen und Kühlschränke in den USA und Europa unter seinem eigenen Namen vermarktet. Auch der Elektronikkonzern TCL verkauft seine Produkte nur in den aufstrebenden Schwellenländern unter eigener Marke – im Westen versteckt er sich dagegen meist hinter dem Label der Partner wie etwa Alcatel. «Nur noch unter unserem eigenen Namen zu verkaufen, hängt weniger von der Technologie als vom Marketing ab», sagte TCL-Chef Li Dongsheng. Und das erfordere Zeit.
Konsumhungrige Chinesen
Viele chinesische Unternehmen sind allerdings zunächst einmal in der komfortablen Lage, gar nicht außerhalb der Landesgrenzen nach Kunden suchen zu müssen. Anders als Südkorea oder Taiwan hat China als bevölkerungsreichstes Land der Erde genügend konsumhungrige Menschen im eigenen Land, um den Fokus nicht auf das Ausland legen zu müssen.
Dennoch hat der Imagewandel begonnen: Zumindest in der Großen Halle des Volkes können die Delegierten demnächst stolz auf die weltgrößten LCD-Bildschirme mit 3-D-Technik aus heimischer Produktion blicken. Vielleicht dauert es ja gar nicht mehr so lange, bis sich auch Luxemburger Verbraucher beim Kauf neuer Produkte auf die Suche nach einem begehrten Gütesiegel namens «Made in China» machen.
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