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Orthodoxe Christen feiern Weihnachten

Orthodoxe Christen feiern Weihnachten
(Reuters)

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Millionen orthodoxe Christen feiern Weihnachten. Ägyptens besorgte Kopten bekommen Zuspruch von Muslimbrüdern. In Russland offenbart Regierungschef Putin, heimlich getauft worden zu sein.

Mit stimmungsvollen Mitternachtsmessen und opulenten Familienfesten haben Millionen orthodoxe Christen in aller Welt am Samstag Weihnachten gefeiert. Nicht überall war die Stimmung so ungetrübt wie in Russland. Ägyptens koptische Christen begingen ihr erstes Weihnachtsfest nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak in Sorge um ihre Zukunft. Soldaten und Polizisten bewachten die Kirchen des Landes, um Attacken islamistischer Fanatiker zu verhindern. In Montenegro und im Kosovo überschatteten politische Streitigkeiten die Feiern.

In der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale verlas Patriarch Kirill I. vor rund 5.000 Menschen die frohe Botschaft und rief auf, im Glauben fest zu bleiben. In einem am Samstag vom Staatsfernsehen ausgestrahlten Interview forderte Kirill die Regierung nach den Massenprotesten gegen die Parlamentswahl unerwartet deutlich zum Dialog mit den Demonstranten auf. «Wenn die Macht ungerührt bleibt vom Inhalt der Proteste, ist das ein schlechtes Zeichen dafür, dass sie unfähig zur Selbstregulierung ist», sagte das einflussreiche Kirchenoberhaupt.

Hoher Besuch

Unter den Besuchern im prunkvollen Gotteshaus unweit des Kremls waren auch Präsident Dmitri Medwedew und seine Ehefrau Swetlana. Fernseh- und Rundfunksender übertrugen die stundenlange Messe live. Die russisch-orthodoxen Christen feiern Weihnachten nach dem julianischen Kalender 13 Tage später als die Katholiken.

Regierungschef Wladimir Putin offenbarte bei einem nächtlichen Gottesdienst in seiner Heimatstadt St. Petersburg, er sei wenige Wochen nach seiner Geburt 1952 in der Verklärungskathedrale geheim getauft worden. «Meine Mutter verriet meinem Vater nichts, weil er ein strenges Mitglied der Kommunistischen Partei war.»

Koptische Christen

In Ägypten befürchten koptische Christen, die etwa ein Zehntel der Bevölkerung stellen, noch mehr Diskriminierung und Gewalt gegen sie, sollten islamistische Kräfte an die Macht kommen. Es gab aber auch Zeichen der Hoffnung für die christliche Minderheit in dem islamischen Land: Zum zentralen Gottesdienst in der Markus-Kathedrale in Kairo kamen in der Nacht zum Samstag neben einigen Generälen erstmals auch Repräsentanten der Muslimbruderschaft.

Das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, Papst Schenuda III., hatte die Islamisten zu dem Mitternachtsgebet eingeladen. Schenuda ist seit 1971 Papst der Kopten.

Aufruf zur Toleranz

Die Partei der Muslimbrüder «Freiheit und Gerechtigkeit» hatte schon vor der Messe erklärt, der Islam verpflichte alle Muslime, gegenüber den Christen und ihrem Glauben tolerant zu sein. Gemeinsam zu feiern sei eine Chance, gegenseitige Wertschätzung zum Ausdruck zu bringen. Die islamistische Organisation wird aus der Parlamentswahl nach den vorliegenden Ergebnissen als stärkste Kraft hervorgehen und zusammen mit der radikaleren Partei des Lichts der Salafisten wohl mehr als 60 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

Serbien und Kosovo

Der serbische Staatspräsident Boris Tadic machte am Samstag am Rande seines Besuchs im Kloster Decani im Kosovo deutlich, dass sein Land trotz Drucks der EU an der Einheit mit der früheren Provinz festhält, die heute von mehr als 80 Ländern als unabhängiger Staat anerkannt ist. Tadic war am Freitag wegen gewaltsamer Proteste von Albanern erst nach stundenlangen Verzögerungen im Kloster Decani bei der Stadt Pec eingetroffen, um die orthodoxe Weihnacht zu feiern.

In dem kleinen Adriastaat Montenegro trat der seit Jahren schwelende Kirchenkampf am orthodoxen Weihnachtsfest wieder offen zutage. Der Metropolit der Serbisch-orthodoxen Kirche, Amfilohije, bezeichnete die rivalisierende Montenegrinisch-orthodoxe Kirche nach dem Weihnachtsgottesdienst in der Hauptstadt Podgorica als «schlichte Sekte». Nach der Unabhängigkeit Montenegros vor fünf Jahren versucht die Regierung bisher erfolglos, beide Kirchen zu einer nationalen Glaubensgemeinschaft zusammenzuschließen.