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Neuer Bakterien-Stamm verantwortlich

Neuer Bakterien-Stamm verantwortlich
(dpa)

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Die Weltgesundheitsorganisation erklärte, verantwortlich für die Erkrankungen sei ein ganz neuer Stamm von E. coli-Bakterien. Die Zahl der EHEC-Fälle steigt.

Einen Monat nach dem EHEC-Ausbruch gibt es immer noch keinerlei Hinweise auf die Übertragungswege des gefährlichen Darmkeims. Die Weltgesundheitsorganisation macht einen ganz neuen Stamm von E. coli-Bakterien für die Erkrankungen verantwortlich.

In Deutschland starben mittlerweile 17 Menschen; an dem Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) sind fast 500 Personen erkrankt. In Großbritannien sind nun drei britische Staatsangehörige an EHEC erkrankt. Alle drei hätten sich die Infektion vermutlich in Deutschland zugezogen und sie mit nach Hause gebracht, teilte die britische Gesundheitsbehörde am Donnerstag in London mit. Insgesamt gibt es damit sieben Fälle von EHEC auf der Insel – die vier weiteren sind deutsche Staatsbürger. Drei der sieben Betroffenen haben den Behörden zufolge die lebensgefährlichen Symptome entwickelt. Die britische Behörde rät Reisenden nach Deutschland, dort keine rohen Gurken, Tomaten oder Salat zu essen. Politiker bezeichneten die Situation als besorgniserregend. Die EU-Kommission hob unterdessen die europaweite Warnung vor spanischen Gurken auf. Russland verbot indes die Einfuhr von Gemüse aus der gesamten EU.

Spanische Gurken

Die spanischen Gurken trügen «nicht den eigentlichen Erreger», erklärte die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner – nämlich das Bakterium vom Stamm O104:H4. Nach Hunderten von Proben seien sich die Experten noch nicht einmal sicher, ob überhaupt ein Agrarprodukt für die Infektionen verantwortlich gemacht werden könne. Denn der Erreger kann auch bei Transport, Verladung und Verpackung auf die Ware gelangt sein.

Anfang Mai war nach Angaben des Robert-Koch-Instituts der erste HUS-Fall registriert worden. Mittlerweile verzeichnen einzelne deutsche Bundesländer wie Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen eine rasante Zunahme der Infektionsfälle. Die anfängliche Vermutung, dass Salatgurken vom Hamburger Großmarkt für die Erkrankungen verantwortlich sind, bestätigte sich nicht. Der Stamm sei bei keiner der vier untersuchten Gurken nachgewiesen worden, sagte ein Sprecher des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) der Nachrichtenagentur dapd.

Skandinavien

Die Gesundheitsbehörden in Dänemark und Schweden melden rückläufige Zahlen bei den Infektionen mit dem Darmbakterium EHEC. Nach Angaben aus Stockholm von Donnerstag sind bisher 46 Schweden erkrankt. Im Krankenhaus der Kleinstadt Borås war eine Frau Anfang der Woche gestorben.

Die Zahl der Infektionen in Dänemark gab das Kopenhagener Seruminstitut mit 17 an. So gut wie alle Infizierten seien kurz vor ihrer Erkrankung in Deutschland gewesen. «Die Entwicklung ist jetzt ziemlich friedlich», sagte der Institutssprecher Kåre Mølbak der Nachrichenagentur Ritzau. In Norwegen hat es bis zum Donnerstag eine nachgewiesene Infektion gegeben.

Extrem schwerer Verlauf der Erkrankungen

Andreas Samann vom Institut für Hygiene und Umwelt in Hamburg machte wenig Hoffnung, dass die Quelle des Darmkeims rasch entdeckt werde. In fast 80 Prozent aller Fälle weltweit finde man den Erreger nicht, erklärte er bei einer öffentlichen Sitzung im Ernährungsausschuss des deutschen Bundestages. Ähnlich sieht das auch BfR-Präsident Andreas Hensel: «In der Mehrzahl aller Ausbruchsgeschehen wird das Agens nicht isoliert», sagte er.

Sorgen bereitete Medizinern der schwere Verlauf, den die Infektion bei einigen Patienten nimmt. Der Direktor der Medizinischen Klinik I am UKSH- Standort Lübeck, Hendrik Lehnert, sagte, bei der Hälfte aller HUS-Patienten am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein träten neurologische Komplikationen auf. «Wir beobachten unerwartete Krankheitsverläufe, die wir bisher nicht kannten», sagte Lehnert in Kiel. Die Störungen auf der Ebene des Gehirns würden etwa drei bis vier Tage nach Beginn des HU-Syndroms auftreten. Sie reichten von milderen Symptomen wie Kopfschmerzen bis hin zu Sprachstörungen und Epilepsien.
Unterdessen erwägt die spanische Regierung rechtliche Schritte gegen die Hamburger Behörden, die im Zusammenhang mit EHEC vor Gemüse aus dem Land gewarnt hatten.

EU hebt Warnung gegen spanische Gurken auf

Die EU-Kommission hob ihre Warnung vor spanischen Gurken auf und erklärte, Tests hätten ergeben, dass diese nicht für die EHEC-Erkrankungen in Deutschland und anderen Ländern verantwortlich seien. Russland, in dem seit Montag bereits ein Einfuhrverbot für Gemüse aus Spanien und Deutschland galt, weitete dieses Verbot auf Gemüse aus der gesamten EU aus.