Bei den letzten Gemeindewahlen im Jahr 2011 waren lediglich 32,09 Prozent aller Kandidaten weiblich. Von den 105 Gemeinden des Großherzogtums werden nur 13 von Frauen geführt. In sechs Kommunen ist gar keine Frau im Schöffen- oder Gemeinderat vertreten.
Die Kampagne „wieltegaliteit.lu“ des Ministeriums für Chancengleichheit soll bei den bevorstehenden Gemeindewahlen 2017 für ausgeglichenere Verhältnisse in den Gemeinderäten sorgen. Bei einer TNS-Ilres-Umfrage, die im vergangenen März präsentiert wurde, wurden 894 Frauen zwischen 18 und 75 Jahren zu ihrem Verhältnis zur Politik gefragt. 84 Prozent aller Befragten gaben an, nicht politisch aktiv zu sein. Im Gegenzug dazu meinten 81 Prozent, dass sie die Politik nicht als reine Männerdomäne ansehen würden. 63 Prozent der Befragten erklärten, dass die Politik sehr wichtig sei, jedoch trauen rund 40 Prozent der Frauen ihr nicht. Der Präsident des Syvicol, Emile Eicher, gab ebenfalls zu, dass die Politik mit einem Imageproblem, „besonders bei Frauen“, zu kämpfen hätte und sie abschrecken würde.
Interesse
„Das Interesse an der Politik ist bei den Frauen vorhanden. Sie haben jedoch erhebliche Selbstzweifel, ob sie dem politischen Amt überhaupt gewachsen sind. Man muss nicht alles von Beginn an wissen, sondern man wächst mit seinen Aufgaben“, erklärte Lydia Mutsch, Ministerin für Chancengleichheit und Gesundheit.
Auf vier Info-Versammlungen konnten sich die Bürger mit Gemeindevertretern in einem kollegialen Umfeld unterhalten, um so weitere Vorurteile aus dem Weg zu räumen und die verschiedenen Abläufe besser kennenzulernen.
Aufgrund des großen Erfolgs werden noch zwei weitere Informationsabende in Differdingen (5. Oktober) und in Ettelbrück (8. November) organisiert. Außerdem wurde ein Infotelefon eingerichtet, um allen Interessierten Ratschläge zu geben. Zusätzlich werden die Gemeinden an drei Tagen im November allen Wählern einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Alle Info-Versammlungen werden parteiübergreifend abgehalten.
Die am meisten gestellte Frage bei den Versammlungen war, wie es möglich sei, die Gemeindepolitik mit dem Beruf unter einen Hut zu bekommen, gefolgt von der Frage, wie sich die Politik mit der Familie vereinbaren ließe. „Es ist alles eine Frage der Organisation“, wusste die Ministerin zu berichten.
Bis 2019 bei den Europawahlen sollen rund 40 Prozent aller gewählten Kandidaten Frauen sein. Erste Ergebnisse soll es jedoch schon bei den Gemeindewahlen 2017 geben. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Männer auch den Frauen eine Chance geben, so Mutsch. Im Gegensatz zur nationalen Quotenregelung möchte man die Frauen jedoch freiwillig dazu bringen, sich an der Politik zu beteiligen.
100.000 Euro
Vor allem in den Majorz-Gemeinden sollen mehr Frauen den Mut aufbringen, politisch aktiv zu werden. Für 2016 stehen dem zuständigen Ministerium 100.000 Euro zur Verfügung, um die Kampagne voranzutreiben.
Zu Demaart
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