Haben sie noch persönliches Material aus der Zeit zwischen 1914 und 1918 wie Fotos, Briefe, Feldpostkarten, Tagebücher, Filme und Tonaufnahmen oder einfach nur eine Geschichte? Erinnerungen an diese Zeit sollen im Internet lebendig gehalten werden. Die Luxemburger Nationalbibiothek sucht persönliche Erinnerungsstücke aus dieser Zeit zum Aufbau eines digitalen europäischen Archivs.
Das Spektrum der ausgewählten Objekte ist breit. Es soll das Leben in der Zeit zwischen 1914 und 1918 an der Front sowie in der Heimat dokumentieren. Das Projekt baut dabei maßgeblich auf «Crowdsourcing», der Sammlung von Wissen aus der Masse: Einwohner aus Luxemburg sind aufgerufen, Alltagsdokumente aus der Zeit des 1. Weltkriegs zur Verfügung zu stellen. Die Postkarten, Briefe, Bilder oder Tagebücher werden digitalisiert und stehen anschließend der interessierten Öffentlichkeit online zur Verfügung.
Einscannen oder vorbeibringen
Wer die technischen Möglichkeiten hat, kann die eigenen Stücke selber scannen und direkt von zu Hause aus in die Sammlung laden. Wem das zu kompliziert ist, der kann sein Material am 6. März in der Nationalbibliothek am Boulevard Roosevelt zwischen 09:00 und 19:30 Uhr Uhr vorbeibringen. Die Idee stammt von der Oxford University, die 2008 in Großbritannien dazu aufrief, das Great War Archive um private Exponate zu ergänzen. Deutschland folgte 2011. Dieses Jahr sollen Dänemark, Luxemburg, Irland, bis 2014 auch Frankreich, Belgien, Österreich und weitere Länder hinzukommen. «Europeana 1914-1918» ist eine gemeinsame Initiative der «Europeana» und der Universität Oxford.
«Wir behalten die Sammlerstücke natürlich nicht. Wir fertigen lediglich einen digitalen Abdruck,» betont Christine Kremer von der Luxemburger Nationalbibliothek gegenüber Tageblatt.lu. Auf die Frage hin: Was passiert, wenn jemand scharfe Munition aus dem ersten Weltkrieg mitbringt? «Also es wäre nett, wenn die Leute nicht gerade mit Granaten auftauchen,» unterstreicht Kremer. Für Kriegsmaterial werden am 6. März zwei Experten vom Nationalen Militärgeschichtlichen Museum aus Diekirch da sein. Daneben werden zwei Historiker der Oxford University vor Ort sein. Sie sollen bei kniffligen Fragen zu historischem Material helfen eine Antwort zu finden.
Ein digitaler Abdruck
Mit der virtuellen Sammlung von Quellen will man jetzt eine neue Grundlage für die historische Forschung über den Ersten Weltkrieg schaffen. Die online gestellten Objekte werden aber auch für alle interessant sein, die sich mit dieser Zeit beschäftigen, für Lokal- und Familienforscher, Schulen oder die Universität Luxemburg. Die digitalen Dokumente werden über das Portal www.europeanna1914-1918.eu allen Interessierten zur Verfügung gestellt.
Die Plattform für das Projekt, die Europeana, ist die europäische digitale Bibliothek. Sie macht Dokumente, Bücher, Gemälde, Filme und Fotos aus europäischen Sammlungen kostenlos im Internet zugänglich. Gegenwärtig findet man schon mehr als 15 Millionen Bücher, Filme, Gemälde, Archivalien und Museumsobjekte in der durch die EU finanzierten Internet-Datenbank.
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