Um die Bevölkerung und die Ärzte auf die Risiken der verschreibungspflichtigen Schlafmittel hinzuweisen, hat Gesundheitsminister Mars di Bartolomeo jetzt eine Sensibilisierungskampagne gestartet.
Schlafphasen
Unterschieden werden vier bis fünf Zyklen à jeweils 90 Minuten:
o Stadium 1 und 2:
Leichter Schlaf – 50 Prozent der Nachto Stadium 3 und 4:
Tiefschlaf – 25 Prozent der Nachto Stadium 5:
Rapid Eye Movement (REM) oder paradoxer Schlaf – 25 Prozent der Nacht, während dieser Phase träumen wir(Quelle: Gesundheitsministerium)
Schlaftipps
o Schlafgewohnheiten
– Finden Sie Ihren Schlafrhythmus
– Schlafen Sie tagsüber besser nicht
– Den Schlaf nicht erzwingen
o Bewegung, Entspannung
– Regelmäßige körperliche Bewegung (Mindestens 30 Minuten täglich)
– Nutzen Sie die Abendstunden zur Entspannung
– Nehmen Sie keine belastenden Gedanken mit ins Schlafzimmer
– Entspannungstechniken kann man lerneno Essen und Trinken
– Abends leichte Kost
– Ab dem Nachmittag keine anregenden Getränke mehr (Kaffee, Cola, Tee, Energydrinks, Alkohol)
– Abends nicht rauchen
– Auf Medikamente achten
– Sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre im Schlafzimmer
(Quelle: Gesundheitsministerium)
„Nicht Sparmaßnahmen, sondern die Besorgnis um die allgemeine Gesundheit sind der Grund, warum die Kampagne ins Leben gerufen wurde“, sagte der Minister am Donnerstag. Ein bestimmtes Schlafmittel, dessen Namen er nicht nennen wollte, sei derzeit das meistverkaufte Medikament in Luxemburg. 2010 seien pro Monat rund 22.000 Packungen verkauft worden, meinte Marcel Bruch von der „Division pharmacie“.
Das Problem seien aber nicht nur die Schlafmittel an sich, sondern der Missbrauch derselben. Deshalb will das Ministerium auch auf die Hausärzte einwirken, damit sie nicht leichtfertig Schlafmittel verschreiben. Fast 70 Prozent der Hypnotika werden von Allgemeinmedizinern verordnet.
„Schlafarchitektur“
Und das Suchtrisiko bei solchen Mitteln ist hoch, wie Thérèse Michaelis vom „Centre de prévention des toxicomanies“ (CePT) betont. Auch in niedriger Dosis und schon nach einigen Wochen des Konsums.
Neben der Abhängigkeit erhöhe die Einnahme von Schlafmitteln auch das Risiko von Verkehrsunfällen. Und eine medikamentöse Schlafhilfe bringe die „Schlafarchitektur“ durcheinander, erklärte der Psychotherapeut Dr. Jean-Marc Cloos. Wer den Film „Inception“ gesehen hat, weiß, was mit dem Begriff gemeint ist.
„Ein Drittel unseres Lebens schlafen wir“, so Cloos. Der Schlaf spiele eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Gehirns und im Traum verarbeiten wir die Informationen, die wir in der Wachzeit gesammelt haben. Schlafmangel führe zu Erinnerungsschwierigkeiten und Konzentrationsproblemen, Reizbarkeit sowie Energieverlust und stelle daher ein ernsthaftes Risiko für die Gesundheit dar. 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung leiden laut Jean-Marc Cloos an Schlafschwierigkeiten. Rund neun Prozent greifen deshalb auf Medikamente zurück.
Alkohol und Tabak
Neben der seltenen primären Insomnie, deren Ursachen meist schwer auszumachen sind, gibt es auch noch die häufiger auftretende sekundäre Insomnie, die unterschiedliche Gründe haben kann, wie Cloos erklärte: psychische oder physische Beschwerden, Medikamenteneinnahme, Lärm oder schlechte Schlafhygiene. Zur letzten Kategorie gehören Alkohol- und Tabakkonsum, Koffein, ein schweres Abendessen oder wenn das Bett unbequem oder es im Zimmer zu laut ist. Hier lässt sich auf den ersten Blick leicht Abhilfe schaffen, wenn man die Tipps der Präventivmedizinerin des Gesundheitsministeriums, Dr. Simone Steil, befolgt.
„Schlafmedikamente helfen im Grunde genommen nur bedingt, denn sie behandeln nicht den Grund der Störung und machen zudem noch abhängig“, meint Jean-Marc Cloos. Am besten sollte man bei Schlafstörungen den Hausarzt aufsuchen.
Denn die Allgemeinmediziner will die Kampagne des Gesundheitsministeriums auch erreichen. Statistiken zeigen, dass immer mehr Schlafmittel verschrieben werden, insbesondere für ältere Menschen, die im Allgemeinen aber weniger Schlaf brauchen.
„Viele Schlafmittel werden über die verschriebene Dosis hinaus genommen“, meinte der Minister gestern. Eine effektive Kontrolle über die Ärzte, die eventuell zu häufig Schlafmittel verschreiben, wolle man in einer ersten Phase der Kampagne nicht ausüben. Stattdessen wolle man auch sie sensibilisieren.
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