Am Montag (21.3.2011) hat ArcelorMittal mit den Abrissarbeiten an den Betonteilen der Auffahrt vom Schifflinger Stahlwerk zur „Rondbréck“ über Esch-Neudorf begonnen. In den letzten Jahren war die baufällige Konstruktion bereits mit Netzen gesichert worden.
Die Stadt Esch deutet es als „gutes Zeichen“, dass die Betonverstrebungen der Brücke nun abgerissen werden. Auf diese Weise könne Platz für die Entwicklung des „Domaine Schlassgoart“ geschaffen werden, wie der Escher Schöffe Henri Hinterscheid uns gestern erklärte. Dort, wo abgerissen wird, soll ein unterirdisches Parkhaus entstehen.
„Cadeau empoisonné“
Die stählerne Rundbrücke selbst soll Informationen des Tageblatt zufolge 2012 abgebaut werden. Eigentlich hatte ArcelorMittal der Stadt Esch die Brücke schenken wollen, doch aus finanziellen Gründen lehnte die Stadtverwaltung das Geschenk ab. Als „cadeau empoisonné“ wertete Hinterscheid das Schenkungsvorhaben, denn die Kosten, die die Stadt für die Instandsetzung hätte tragen müssen, wären zu hoch gewesen. Außerdem führe die Brücke ins „Nirgendwo“ und auch die CFL und der Interessenverein Neudorf hätten bereits Druck gemacht, weil herabfallende Teile eine Gefahr darstellen würden, so Hinterscheid. Der Nutzungsvertrag zwischen der Arbed bzw. ArcelorMittal und CFL ist mittlerweile abgelaufen.
Die „Rondbréck“ wurde Ende der 1920er-Jahre erbaut, der Nutzungsvertrag im Juni 1927 abgeschlossen. Rund 70 Jahre lang stellte die Brücke die Zugverbindung zwischen dem Arbed-Werk Esch-Schifflingen („Metzeschmelz“) und den Werken auf „Terres-Rouges“ („Brasseurschmelz“) und Belval her.
Die mit Gusseisen gefüllten Pfannen- und Torpedowagen, die die Stahlbrücke nutzten, um zwischen den Werken hin und her zu pendeln, prägten lange Zeit das Escher Stadtbild.
Gichtgasleitung wird abmontiert
Schon in diesem Jahr wird voraussichtlich die Gichtgasleitung an der Rundbrücke abmontiert. Weite Teile dieser Leitung, die das giftige Gas aus den Hochöfen praktisch durch die ganze Minetteregion transportierte, wurden bereits entfernt. Auch hier an der Brücke stellt sie jetzt ein Sicherheitsproblem dar.
Sämtliche Renovierungspläne für die „Rondbréck“ selbst seien von der Stadt Esch verworfen worden, wie Henri Hinterscheid uns gestern bestätigte. In der Gemeinderatssitzung vom vergangenen Freitag hatte Bürgermeisterin Lydia Mutsch noch den „Service des sites et monuments“ aufgefordert, alle erhaltenswerten Industriegebäude im Süden als nationale Denkmäler zu klassieren.
Denkmalschutz …
Wie Patrick Sanavia, Leiter der nationalen Denkmalschutzbehörde, uns am Mittwoch mitteilte, sei man schon dabei, eine entsprechende Liste zu erstellen. Dies geschehe in Zusammenarbeit mit der Stadt Esch, anhand festgelegter Kriterien wie Authentizität, soziokultureller Wert und Einschätzung der Folgekosten. Ob die Rundbrücke (und die „Centrale thermique“) in dieser Liste vorkommen, konnte Sanavia uns nicht genau sagen. Aufgrund der Aussagen der Stadt Esch scheint dies aber eher unwahrscheinlich.
Einzige Aussicht auf eine „Rettung“ der Industriebauten wäre demnach eine „Unter-Schutz-Stellung“ oder Denkmal-Klassifizierung, unabhängig vom Willen der Stadt Esch. In diesem Fall müsste der Staat finanzielle Hilfe für die Erhaltung beisteuern.
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