Das „Comité de suivi des effectifs“ für ArcelorMittal in Luxemburg hat am Dienstag über die Zukunft des Stahlstandorte Rodange und Schifflingen diskutiert. Dabei ging es nicht nur um die Belegschaft sondern auch um zukünftige Investitionen und um neue Produkte. Beide Werke haben bis heute an den Folgen der Flaute auf dem Stahlmarkt zu leiden. Vor einigen Monaten war der Abbau von bis zu 262 Stellen angekündigt worden. Damit sollte die Produktivität nach oben gedrückt werden. Die Gewerkschaften witterten jedoch vor allem den Versuch, einen Teil von bisher intern verrichteten Arbeiten an Außenfirmen auszulagern.
Diese Gefahr ist nach der Sitzung von Regierungs- und ArcelorMittal-Vertretern sowie Gewerkschaftern am Dienstag gebannt. 136 Mitarbeiter könnten gleich in den Werken in Belval und Differdingen beschäftigt werden. 126 weitere sollen in die „Cellule de reclassement“ (CDR) überführt werden. Die CDR ist die werkseigene Auffangstelle für zeitweilig überschüssige Arbeitskräfte. Sie werden unter anderem für Unterhaltsarbeiten in den ArcelorMittal- Werken eingesetzt, können aber auch andere Betriebe vermittelt werden. Mit Unterhaltsarbeiten werden wohl nun auch jene Beschäftigten befasst werden, die bisher in Schifflingen und Rodange in der Produktion standen. Sie werden demnach jene Arbeiten verrichten, die ursprünglich für Zulieferbetriebe gedacht waren.
Arbeitskräfte-Reservoir
Das CDR-Puffer erlaubt es auch, Fachpersonal schnellstens wieder in die Produktion zu übernehmen, soll die Nachfrage nach Stahl stärken anziehen. ArcelorMittal hat in Luxemburg Kapazitäten von bis zu 4 Millionen Tonnen, sagte uns der Präsident der von OGBL und LCGB getragenen Sidérurgie asbl., John Castegnaro. Derzeit ist man auf 2,9 Millionen Tonnen zurückgefahren, insbesondere wegen Rodange und Schifflingen, deren Produkte, u.a. Betoneisen, zur Zeit wenig gefragt sind.
Zum positiven Verlauf der Sitzung am Dienstag trug sicherlich auch bei, dass über die Zukunft der Standorte in Rodange und Schifflingen geredet wurde. Man habe den diesbezüglichen strategischen Plan erörtert, so Castegnaro. Gemeint damit ist die zukünftige Produktionsausrichtung, die notwendigen Investitionen und die Belieferung mit Vormaterial. Hierzu seien klare Aussagen von der Unternehmensführung gemacht worden, betonte der Gewerkschafter. So soll die Belieferung mit Stahlbarren aus dem Schifflinger und Belvaler Werk vergrößert werden. Vormaterial soll auch aus Polen in den Landessüden kommen. Wie die Produktpalette ausgebaut werden kann und welche Investitionen dazu benötigt werden, soll noch weiter diskutiert werden, betont Castegnaro.
Zusatzabkommen
Die Zukunft der beiden Produktionsstätten erscheint nach der Sitzung am Dienstag in einem weitaus günstigeren Licht als noch vor einigen Monaten. Die Vereinbarungen, die die Gewerkschaften, Beschäftigungsminister Nicolas Schmit als Regierungsvertreter und die Unternehmensdirektion trafen, sollen in ein Zusatzabkommen zu Lux2011 fließen. Lux2011 ist das 2008 von der Stahltripartite unterzeichnete Abkommen, das die Investitionen und die Belegschaftsstärke für die ArcelorMittal-Werke in Luxemburg festlegt.
Auch die neue Zusatzvereinbarung soll von der Stahltripartite abgesegnet werden. Diese soll bereits im Mai zusammenkommen. Die Dreierkonferenz sollte jedoch ihre Tagesordnung um einen Punkt ergänzen, meint Castegnaro: Die CO2-Problematik. Der Stahlindustrie als starke Emittentin des Treibhausgases CO2 machen die Auflagen zur Emissionsbegrenzung und Hinzukauf von Emissionsrechten schwer zu schaffen.
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