Die vier Angeklagten sollen zwischen 2008 und 2011 in einem Nachtlokal in Remich tätig gewesen sein. Einer von ihnen war der Besitzer, die anderen waren Mitarbeiter. In diesem Nachtlokal sollen die Angeklagten über 25 Mädchen aus osteuropäischen Ländern, hauptsächlich aus Estland zur Prostitution gezwungen haben. Die Tänzerinnen haben angeblich unter einem Tänzervertrag gearbeitet. Es bestanden laut Polizeibeamten enge Kontakte zwischen dem Club-Besitzer und einem Mann aus Tallinn, der die Mädchen in sehr jungem Alter (knapp über 18 Jahren) an die einzelnen Nachtclubs in Europa vermittelte. Darunter auch das Nachtlokal in Remich.
Aufgedeckt wurde die Affäre, weil einzelne Mädchen sich in Estland bei der Polizei beschwert haben, sie wären in Luxemburg zur Prostitution gezwungen worden. Die Animierdamen beschwerten sich ebenfalls, dass sie teilweise sechs Tage die Woche arbeiteten mussten und nicht die notwendige Freiheiten im Nachtklub gehabt hätten. Zwischen 200 und 400 Euro sollen die Kunden für eine halbe, respektiv eine Stunde gezahlt haben. Die Animierdamen sollen allerdings nur 70 Euro am Tag verdient haben. Nicht nur wegen Menschenhandel und Prostitution, sondern auch wegen Geldwäsche und Verstoß gegen das Waffengesetz müssen die Angeklagten sich verantworten.
Am Mittwoch war es eine Polizeibeamtin, die die Finanzlage des Geschäftes beobachtete, die vor die Richter trat. Unter anderem wird den vier Angeklagten vorgeworfen, sie hätten in großem Stil Geld weiß gewaschen. Die Beamtin erklärte, dass der Hauptbeschuldigte Geldanleihen in Höhe von mehreren Millionen Euro hatte. „Bei einem Verdienst von ungefähr 4.000 Euro war die Zurückerstattung quasi unmöglich. Zudem haben wir über die verschieden Konten des Beschuldigten herausgefunden, dass er auf einem Betrag von 4,5 Millionen Euro zwischen den Jahren 1999 und 2011 keine Steuern gezahlt hat“, so die Zeugin.
Alles mitbekommen
Anschließend war es an zwei ehemaligen Kunden die aussagten. Sie unterstrichen, dass man entweder vom Kellner oder von der Animierdame gefragt wurde um ins sogenannte „séparé“ zu verschwinden. „Manchmal hat einer der Kellner einen kurzen Blick ins „séparé“ geworfen, um zu überprüfen ob die Flasche leer war und ob man eine neue bestellen will. Dies geschah laut Zeugen meistens nach rund einer Stunde. Die Kellner wussten somit genau Bescheid was sich hinter den Vorhängen der „séparés“ abspielte“, so einer der Zeugen. Auch sei es laut Zeugen manchmal zu sexuellen Kontakte ohne Kondom gekommen sein. Ein Kunde bestätigte, dass er eine Affäre außerhalb des Nachtklubs mit einem der Mädchen hatte. Der Zeuge unterstrich, dass solch eine Beziehung sehr schwierig war. Der Besitzer des Nachtklubs soll die Mädchen sehr streng behandelt haben.
Einer der Beschuldigten, der ehemalige Verwalter des Nachtlokals, sagte aus, dass er eigentlich nichts mit der Prostitution zu tun hatte. Er wusste nichts davon. Er stellte dem Besitzer lediglich nur seine Lizenz um Alkohol zu verkaufen zur Verfügung. „Mit dem Tagesgeschäft hatte ich nichts zu tun. Ich hatte finanzielle Probleme und stellte dem Besitzer die Lizenz zur Verfügung unter der Bedingung, dass keine Prostitution betrieben wird. Die willigte er ein. Doch es kam anders“, so der Beschuldigte.
Am Donnerstag wird der Prozess mit weiteren Zeugen fortgesetzt.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können