«Das Schülerkomitee des Athénée war das erste, das mich einlud, um auf eure offenen Fragen zu antworten», begrüßte Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres am Montagnachmittag die Schüler im Festsaal des Athénée. Das «Kolléisch» ist die erste Schule, welche die Ministerin besucht hat, um die geplante Reform zu erläutern und auf die Fragen der Schüler zu antworten.
Dem aufmerksamen Beobachter fiel am Montag auf, dass sich wohl einige Schüler im Vorfeld genauer mit der geplanten Reform auseinandergesetzt haben. Denn wider Erwarten platzte der Saal nicht aus allen Nähten: mehr als die Hälfte der Stühle blieb leer. Das übrige Publikum setzte sich mehrheitlich aus Schülern der unteren Klassen zusammen.
Mady Delvaux-Stehres erklärte den Schülern zu Beginn der Informationsversammlung, was es mit der geplanten Reform im Detail auf sich hat und räumte mit Halbwahrheiten auf, die unter den Schülern kursierten.
Schritt für Schritt erklärte sie, was sich für die Schüler von der 7e bis 1re ändern wird. Viele Fragen drehten sich um das Zusammenfassen von 7e und 6e in einem Block und das damit verbundene Risiko, die jüngeren Schüler zum «faulenzen» zu animieren, da sie zwar jedes Jahr benotet, jedoch automatisch nach ihrer 7e versetzt werden. «Das System kann nur funktionieren, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen. Ohne Tutorat geht es nicht», entkräftete die Ministerin das Argument. So sei klar, dass man die Schüler nicht alleine lassen dürfe.
Faule Schüler?
Den Vorschlag des Schülerkomitees, den Schülern die Wahl zu lassen, sich einmal wöchentlich mit einem Lehrer zusammenzusetzen, um über Schwierigkeiten und Fortschritte zu diskutieren, sei eine Überlegung wert. «Lëtzebuerg ass Champion am Redoubléieren», kommentierte die Ministerin die Situation.
Daher müsse man dafür sorgen, dass die Schüler von morgen die unteren Klassen zügig durchlaufen. Denn wer schon auf 7e und 6e eine Ehrenrunde drehe, riskiert die Motivation zu verlieren und nach der gesetzlichen Schulpflicht zum Schulabbrecher zu werden.
Kompensieren abschaffen?
Die Bedenken, dass das neue System faulen Schülern das Leben erleichtere, zugleich aber stärkere Schüler unzureichend fordere, entkräftete die Ministerin in Windeseile: «Dann müssen wir das Kompensieren abschaffen.» Ein Vorschlag, mit dem selbst die Fragestellerin nicht einverstanden war.
Für Entrüstung sorgte die Möglichkeit, Schüler nach ihrer 6e (oder zu Beginn ihrer 7e) bei mangelhaften Resultaten in die technische Sekundarschule zu versetzen.
Auswahl nach Fachrichtung
Schüler der Oberstufen interessierten sich derweil verstärkt für die «dominantes» und die damit verbundene Wahl einer Fachrichtung auf 3e.
Da man zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht immer genau wisse, welchen Weg man später einschlagen möchte, würden alle Möglichkeiten offen bleiben, so die Ministerin, die im gleichen Atemzug verriet, dass Universitäten ihre Neuzugänge nach Punkten und nicht nach Fachrichtungen auswählen.
Der Einwand eines Schülers, dass es «egal ass, wat ee léiert, d’Haaptsaach d’Punkte stëmmen», ließ die schlagfertige Unterrichtsministerin nicht auf sich sitzen: «Mir bidde just sënnvoll Fächer un.» Absurde Kombinationen könne man durch «Packages» verhindern.
Zu Demaart
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