Die fröhlichen Zeiten des Finanzplatzes Luxemburg sind vorbei. Hatte sich das Finanzzentrum im Jahre 2008 und in der Zeit bis 2011 noch relativ gut geschlagen, so beginnt es nun, unter den Folgen der Staatsschuldenkrise zu leiden. Der Wettbewerb wird härter und nur die schnelle Reaktion bei der Dexia BIL hat Schlimmeres verhindert, sagt Walter Koob, Partner der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG in Luxemburg. Koob ist Experte für den Finanzplatz Luxemburg und stellt regelmäßig zum Ende eines Jahres vor dem Finanzclub «International Bankers Forum» seine Analyse zur Entwicklung Luxemburgs vor.
«Luxemburg», so Koob, «muss sich steigenden Risiken für die weitere Entwicklung seines Finanzplatzes stellen.» Die Abhängigkeit der Bankentöchter von ihren Muttergesellschaften im Ausland wachse weiter und die luxemburgischen Bankentöchter seien unbefriedigend in die Gesamt-Strategie ihrer Finanzkonzerne eingebunden.
Verschlechterung der Wettbewerbssituation
Koob will längerfristig eine Verschlechterung der Wettbewerbssituation nicht ausschließen. Welches sind die Gründe dafür? Die Finanzaufsichten verlangen eine höhere Liquidität und die Verbindlichkeiten innerhalb einer Gruppe stellen zusätzliche Risiken dar. Die Banken seien stark abhängig in ihren Erträgen von den Entwicklungen an den Kapitalmärkten. Finanzplätze wie Singapur, Malaysia, Saudi Arabien und Katar seien zunehmend wettbewerbsfähig und setzten Luxemburg unter Druck.
Luxemburg selbst kämpfe mit steigenden Kosten und sei nicht mehr attraktiv genug, um neue Finanzdienstleister anzuziehen. Außerdem leide das Land unter Reputationsrisiken. Chancen habe das Land wohl nur in der Zukunft, wenn die bisherigen fünf Pfeiler gestärkt werden könnten, auf denen der Finanzplatz ruhe. Diese Pfeiler seien: Die Vermögensverwaltung, die Investmentfonds, die Strukturierung von internationalen Geschäften, das internationale Kreditgeschäft und das Versicherungswesen.
Bankensektor nimmt an Bedeutung ab
Der Bankensektor, so Koob, nehme in seiner Bedeutung ab. In den vergangenen elf Jahren hätten 59 Banken Luxemburg verlassen. Das entspräche einem Drittel der einstmals vertretenen Banken in Luxemburg. Zu 30 Prozent handele es sich dabei um deutsche Banken, vor belgischen, die mit 29 Prozent am Wegzug beteiligt seien, und an dritter Stelle um französische, deren Anteil bei 28 Prozent liege. Die Mehrheit der deutschen Banken am Finanzplatz habe sich zwar in den vergangenen elf Jahren gehalten, ihr Anteil läge immer noch bei 30 Prozent, schrumpfe aber.
So sei die IKB geschlossen worden. Die LBBW würde abgewickelt. Es sei geplant, die Eurohypo zu verkaufen. DZ Privatbank und WGZ Bank hätten fusioniert. Mit Fragezeichen seien das Schicksal der BHF Bank und der Postbank zu versehen, die beide zum Deutsche Bank Konzern gehörten. Man müsse weiter mit Fusionen wegen Doppel-Präsenzen in Luxemburg rechnen und auch damit, dass kleinere Banken Luxemburg wegen eines nicht tragfähigen Geschäftsmodelles Luxemburg verlassen würden.
Verschiebung geographischer Herkunft
Koob sieht eine Verschiebung der geographischen Herkunft der Banken. Die Industrial and Commercial Bank of China habe ihren Europasitz in Luxemburg errichtet, weitere chinesische Banken seien im Gespräch. Die «Katar-Schiene» eröffne neue Möglichkeiten».
Andererseits müsse man bei den bisher in Luxemburg domizilierten Banken sehen, dass die Bilanzsummen seit 2008 um 14 Prozent zurückgegangen seien. Das sei die Folge von Schließungen und dem Umbau von Bilanzen. Auch die Luxemburger Banken hätten – nach Vorgabe ihrer Muttergesellschaften – Risiken abgebaut. Das bedeute ein Fortschreiten der Konsolidierung einerseits, eine Verlangsamung des Wachstums andererseits. Ein Beispiel für diese Konsolidierung: Alleine durch die Wertanpassungen griechischer Staatsanleihen sei der Jahresüberschuss im dritten Quartal 2011 um knapp 18 Prozent gesunken. Für das Jahresende sei eine weitere Belastung der Jahresüberschüsse durch den Schuldenschnitt von 50 Prozent und Kursrückgänge bei anderen Staatsanleihen zu erwarten.
Profitabilität Luxemburger Banken rückläufig
Das belaste die Banken besonders, so Koob, weil gleichzeitig Aufsichtsauflagen auf sie zukämen, die hohe Belastungen bedeuteten. So verursachten neue Anforderungen im Rechnungswesen, Verordnungen und Gesetze zu Steuern und Geldwäschebekämpfung Kosten. Die Banken müssten sich nach entsprechend qualifiziertem Personal umsehen und für eine gut ausgebaute Architektur ihrer Informatik sorgen.
Insgesamt müssten die Banken in Luxemburg mit einer Abnahme ihrer Profitabilität rechnen. Luxemburger Banken müssten überdies damit leben, dass in den Mutterhäusern nach dem Sinn einer Niederlassung in Luxemburg gefragt würde und die Luxemburger Attraktivität abnehmen würde. Die Zahl der Banken, so Koob, werde weiter leicht zurückgehen.
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