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Kritik an Behörden nach Massenpanik in Turin

Kritik an Behörden nach Massenpanik in Turin
(Alessandro di Marco)

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Die Massenflucht beim Public Viewing während der Champions League in Turin wirft schwerwiegende Fragen auf. Wieso konnte so ein Event in einem internationalen Klima der Angst nicht besser organisiert werden?

Nach der Massenpanik beim Public Viewing in Turin mit mehr als 1.500 Verletzten stehen die Behörden zunehmend in der Kritik. Der Kommune wird vor allem vorgeworfen, dass Glasflaschen auf dem Platz verkauft oder mitgebracht wurden. Viele der Opfer hatten Schnittverletzungen. Zeitgleich wurde am Montag nach möglichen Verursachern der Panik gesucht. Am Samstagabend hatte beim Champions-League-Finale zwischen Juventus Turin und Real Madrid vermutlich ein Geräusch und die Angst vor einem Anschlag die Leute in die Flucht getrieben.

Ein Junge liegt noch schwerstverletzt auf der Intensivstation. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. «Sehr viele Verletzte haben sich an Glas geschnitten, und das hätte leicht vermieden werden können», sagte der Gesundheitsbeauftragte der Region Piemont, Antonio Saitta. Die Kommune erklärte, es werde untersucht, ob und warum Schwarzhändler Flaschen verkauften und wer dafür verantwortlich sei. Die Ermittler prüfen auch, ob ein Knallkörper gezündet worden war und die Leute danach die Flucht ergriffen haben. Auf dem Platz San Carlo waren an dem Abend rund 30.000 Menschen.

Mengelnde Fluchtwege

Augenzeugen berichteten von Chaos und mangelnden Fluchtwegen. Die Masse sei von einer «Angstpsychose» vor einem Terrorangriff ergriffen gewesen, heißt es in einer Mitteilung der Präfektur Turin. «Eine Paniksituation auf einem öffentlichen Platz in den Griff zu bekommen, ist besonders komplex in einem internationalen Klima der Sorge», sagte Präfekt Renato Saccone. Medien berichteten von umgefallenen Absperrgittern und Menschen, die «Bombe» gerufen hätten. Fans berichteten von vollkommener Planlosigkeit und versperrten Fluchtwegen. Der gesamte Platz war mit Glasscherben und Schuhen übersäht. Die Kritik richtete sich auch gegen Bürgermeisterin Chiara Appendino, weil das Sicherheitskonzept mangelhaft gewesen sei. «Ich bin erschüttert von dem, was gestern auf dem Platz San Carlo passiert ist und stehe den betroffenen Menschen nahe», schrieb sie auf Twitter.

Der Trainer der italienischen Nationalmannschaft, Giampiero Ventura, sprach von einem «dramatischen Ereignis»: «Es reicht ein Nichts und ein Feuerwerkskörper wird zur Bombe, eine Bombe wird zum Attentat und es wird zur Katastrophe», zitierte ihn die Nachrichtenagentur ADN Kronos.

Der Präsident von Juventus Turin, Andrea Agnelli, drückte den Verletzten seine Solidarität aus. Die Mannschaft um Nationalspieler Sami Khedira und Kapitän Gianluigi Buffon kam am Sonntag in Turin an und wurde von Hunderten Fans trotz der Niederlage jubelnd empfangen. Juventus Turin hatte das Spiel in Cardiff mit 1:4 gegen Real Madrid verloren.