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Kleines Krisen-Lexikon

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Beim Sondergipfel zur Euro-Schuldenkrise an diesem Donnerstag in Brüssel werden Lösungen für die Euro-Schuldenkrise erhofft. Was ist unter den komplizierten Fachbegriffen zu verstehen.

Troika: Das Trio aus EU-Kommission, dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB). Die drei Organe schaufeln die Hilfsmilliarden für Griechenland zusammen und kontrollieren, ob Athen die angekündigten Spar-Reformen als Gegenleistung dafür auch wirklich durchzieht.

EFSF: Steht für «European Financial Stability Facility» und ist die Bezeichnung für den derzeitigen Euro-Rettungsschirm. Die Garantien wurden von anfangs 250 über 440 auf inzwischen gut 780 Milliarden Euro aufgestockt. Deutschland muss beim EFSF für 211 Milliarden Euro bürgen. Irland war im November 2010 als erstes Euro-Land unter den Rettungsschirm geschlüpft, Portugal folgte im Mai 2011. Schuldensünder Griechenland wird seit Mai 2010 mit einem gesonderten Hilfspaket von 110 Milliarden Euro über Wasser gehalten. Die Länder müssen strikte Sparprogramme einhalten, um ihre Defizite abzubauen.

ESM: Abkürzung für «Europäischer Stabilitätsmechanismus» und Name des künftigen Krisenfonds für Euro-Wackelkandidaten. Er soll die EFSF zum 1. Juli 2013 dauerhaft ablösen, die Papiere wurden bereits von den Euro-Ländern unterzeichnet. Der Fonds soll eine Ausstattung von 700 Milliarden Euro haben. Im Gespräch ist, ihn noch auszuweiten.

Haircut: Auch «harte» Umschuldung genannt. Meint, dass einem Land ein Teil seiner Schulden dauerhaft erlassen wird. Dafür müssten die Gläubiger – vor allem Banken, Investoren und Staaten – auf eine Menge Geld verzichten. Der «Haircut» ist äußerst umstritten, könnten dadurch doch auch Kreditinstitute in ernsthafte Schieflage geraten. Viele Banken würden Milliarden verlieren. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) kaufte in der Krise massenhaft Staatspapiere auf. Viele Experten halten einen harten Schuldenschnitt für unausweichlich, weil Griechenland seine Schulden nicht mehr schultern kann. Womöglich wären in der Folge milliardenschwere Hilfen für das griechische Bankensystem sowie ein Notprogramm auch für Irland und Portugal nötig.

Weiche Umschuldung: Die Schulden werden zwar nicht erlassen, dafür aber umstrukturiert: Möglich wären zum Beispiel ein Zahlungsaufschub oder niedrigere Zinssätze. Wird von vielen Experten im Falle der Griechenland-Rettung präferiert. Auch eine Stundung griechischer Schulden könnten die Ratingagenturen als Zahlungsausfall interpretieren – damit würde das Land als pleite gelten.

Eurobonds: Bezeichnet gemeinsame Anleihen aller Euro-Länder, um die Schuldenaufnahme auf den ganzen Raum zu verteilen. Auch müssten hoch verschuldete Länder wie Griechenland sich nicht mehr zu horrenden Zinssätzen Geld leihen, der Zinssatz wäre für alle Staaten gleich hoch. Die Euro-Krisenländer kämen zu günstigeren Konditionen an ihr Geld, für Euro-Länder mit starker Wirtschaftsleisung würde die Kreditaufnahme aber deutlich teurer.

Ratingagenturen: Sind in den vergangenen Monaten stark unter Kritik geraten. Das Geschäft mit der Risiko-Bewertung von Finanzprodukten wird von den drei großen US-Ratingagenturen Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch beherrscht. Für das Urteil bezahlen die Unternehmen und Staaten selbst, wodurch die Agenturen in Interessenkonflikte geraten können, wie Kritiker monieren. Ratingagenturen wird vorgeworfen, mit zweierlei Maß zu messen. So hätten die USA mit ihrer Rekordverschuldung noch erstklassige Noten, während die Kreditwürdigkeit der Euro-Länder wie Griechenland, Portugal oder Irland trotz der Rettungsmaßnahmen weiter drastisch herabgestuft wurde.