Rund einen Monat nach Ausbruch der Atomkatastrophe in Japan überlegt die Regierung, den geflohenen Menschen eine kurze Rückkehr in die Sperrzone zu erlauben. «Ja, es ist wahr, dass wir das erwägen», sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Donnerstag auf entsprechende Fragen von Journalisten.
Die Regierung und Atomexperten prüften derzeit, wie die Sicherheit zu gewährleisten sei, damit die Menschen an ihren früheren Wohnorten schnell noch Wertgegenstände und andere Dinge herausholen können. Die Regierung hat im Umkreis von 20 Kilometern um das havarierte Kernkraftwerk eine Evakuierungszone eingerichtet. Bewohner die zwischen 20 und 30 Kilometern von der Atomruine entfernt leben, sind aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben.
Kampf geht weiter
Die Arbeiter im zerstörten Atomkraftwerk Fukushima in Japan haben am Donnerstag weiter Stickstoff in das Reaktorgehäuse von Kraftwerksblock 1 gefüllt. Damit wollen sie verhindern, dass es in den zerstörten Reaktorgebäuden erneut zu Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie kommt. Die Arbeiten waren in der Nacht gestartet worden und sollen auch in die kommenden Tagen fortgesetzt werden, wie der Energiekonzern Tepco mitteilte. Unterdessen erwägt die Regierung, ein ferngesteuertes US-Flugzeug einzusetzen, um die extrem hohe Strahlung an den Abklingbecken der Reaktoren zu messen.
Laut Kyodo will US-Außenministerin Hillary Clinton nächste Woche Japan besuchen. Erst am vergangenen Wochenende war Bundesaußenminister Guido Westerwelle zu einem Kurzbesuch in Japan. Als erster ausländischer Staatsgast war Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy nach der Katastrophe nach Japan gereist.
Becken liegen offen
In Fukushima liegen die Becken mit den gebrauchten Kernbrennstäben liegen offen. Um sie zu kühlen, werden die Becken mit Wasser geflutet. Da dieses verseuchte Wasser überlaufen kann, muss das automatische Kühlsystem wieder in Gang gebracht werden. Die Arbeiter können diese Maschinen jedoch wegen der extremen Verstrahlung nicht erreichen. Sollten die Brennstäbe frei liegen, könnten radioaktive Partikel umherfliegen, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Mit Hilfe eines kleinen unbemannten Flugzeugs vom Typ T-Hawk könne die Strahlenkonzentration an den Abklingbecken ohne Gefahr gemessen werden.
Noch ist die Gefahr neuer Explosionen nicht gebannt. Die Brennstäbe im Reaktorblock 1 hatten zeitweise aus dem Kühlwasser geragt und sich gefährlich erhitzt. Dadurch könnte sich das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt haben. In diesem Fall stiege das Risiko einer Knallgasexplosion. Mit Stickstoff lässt sich das gefährliche Gemisch verdünnen. Stickstoff ist reaktionsträge, so dass unerwartete chemische Reaktionen ausgeschlossen sind. Neben Block Eins wird daher laut Betreiber auch in den Reaktorblöcken 2 und 3 Stickstoff eingefüllt. Eine unmittelbare Explosionsgefahr bestehe aber nicht, hatte der Sprecher der Atomsicherheitsbehörde NISA, Hidehiko Nishiyama, am Vortag erklärt. Es handele sich um Vorbeugung.
Dennoch gab die Atomsicherheitsbehörde zu bedenken, dass durch die Zuführung des Gases radioaktive Substanzen aus dem Reaktorsicherheitsbehälter entweichen könnten. Die Behörde wies Tepco an, die Strahlung in der Umgebung genau zu beobachten. In den Tagen nach dem Tsunami vom 11. März, der das Atomkraftwerk schwer getroffen hatte, war es in den Blöcken 1, 3 und 4 zu Wasserstoff-Explosionen gekommen. Sie hatten starke Zerstörungen angerichtet.
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