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«Ich bin der Fußnotenentferner»

«Ich bin der Fußnotenentferner»
(dpa)

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In mehreren Liedern, die im Internet kursieren, machen sich Musiker wegen der Plagiatsvorwürfe über den deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg lustig.

Sie singen über einen «Fußnotenentferner», eine «Riesen-Sauerei» und «Copy Paste»:
Passender hätte der Zeitpunkt, an dem die Vorwürfe an die Öffentlichkeit kamen, für die bayerische Band «Rainer von Vielen» kaum sein können. Seit mehr als einem Monat habe er an einem Lied geschrieben, sagt der Musiker. Darin gehe es um die Frage: Was ist Kopie und was ist Original? Der überwiegende Teil des Textes sei bei Bekanntwerden der Vorwürfe am vergangenen Mittwoch schon fertig gewesen.

Dann aber habe er die erste Strophe des Liedes auf zu Guttenberg zugeschrieben und sofort im Studio aufgenommen, erzählt Rainer. Seitdem ist das Musikstück auf der Internetseite der Band und auf der Musikplattform You Tube zu hören. Bis Dienstagmittag wurde das Lied bei You Tube mehr als 17.000 Mal aufgerufen – und stündlich kommen viele weitere Aufrufe hinzu, wie Rainer sagt.
In dem Lied singt er: «Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Verantwortung verpflichtet und bin ich an der Macht, dann Haargel in die Haare, AC/DC auf die Ohren. Hab› ich nichts zu sagen, hab› ich schnell verloren.» Weiter singt Rainer: «Also gucken, was die anderen schreiben, Quellen dürfen fließen, aber Namen nicht bleiben, damit die Lorbeeren sprießen. Riesen-Sauerei diese Haarspalterei, doch einem Saubermann will man keinen Schandfleck verzeihen.»

Mehrmals wird in dem Lied die Frage gestellt: «Copy Paste – bin ich Kopie oder Original?» Sänger Rainer sagt, es sei «schon peinlich» und «absolut nicht korrekt», dass zu Guttenberg die übernommenen Textstellen in seiner Doktorarbeit nicht gekennzeichnet habe.

Song im Radio

Auch der «Guttenberg-Song» des niedersächsichen Radiosenders ffn erfreut sich rapide steigender Klickzahlen. In dem Lied machen sich ein Redakteur und ein Produzent in einer eigenen Version des Prinzen-Hits «Alles nur geklaut» über zu Guttenberg lustig.

Programmdirektorin Ina Tenz sagt, das Lied komme «super» an. «Die Hörer sind begeistert.» Bei You Tube ist der rund eineinhalb Minuten lange Song bereits ein Renner. In dem Stück singt der Produzent zu der Melodie des Prinzen-Lieds: «Ich schreibe etwas ab, die ganze Nation weiß das schon. Jetzt steht’s in jedem Blatt. Ich hab› Mist gebaut und wurd› durchschaut. Keiner hält mich mehr für klug. Alle merken den Betrug.» Und im Refrain heißt es: «Denn ich hab› alles nur geklaut. Ich bin der Fußnotenentferner. Mein Doktortitel ist versaut, da hilft mir nicht mal mehr der Kerner. Ich hab alles nur geklaut, nur gestohlen, nur gezogen und geraubt – die Karriere ist versaut.»