Laut Ermittler habe der Beschuldigte der Klägerin unlautere Bemerkungen wegen deren weiblichen Ausstrahlung gemacht, die sie durch spezielle Kleidung noch unterstrich. Er habe ihr im Gang nachgepfiffen und sie aufgefordert, die neue Couch in seinem Büro mit ihr auszuprobieren, was mehrere Zeugen am Montag vor Gericht in Diekirch bestätigten. Auch wenn die Zeugen eher an einen Witz dachten, hat der Beschuldigte ihr aufgetragen, sich schon frei zu machen, er wäre gleich bei ihr. Laut einer anderen Zeugenaussage vor dem Ermittler, die aber keine Klage führte, habe der Arzt einer Soldatin, statt eine punktuelle Spritze mit Tupfer zu setzen, das gesamte Hinterteil mit einem desinfizierenden Mittel eingerieben.
Eine andere, in der Infirmerie tätige Soldatin sagte vor dem Ermittler aus, dass der Angeklagte ihr eines Tages begegnete, als er halbnackt über den Gang lief. Sie sollte diese Version als Zeugin relativieren, indem sie sagte, dass der Angeklagte auf dem direkten Weg zwischen der Dusche und seinem Büro war und es sich sicher nicht um Exibitionismus handelte.
Unter Tränen
Eine weitere vom Ermittler befragte Soldatin, die schon vier Jahre vorher den Herrenberg verlassen und diese Geschichte fast schon vergessen hatte, berichtete, dass der Arzt sie kurz vor ihrem Urlaub einbestellte und ihr unter vier Augen die abfällige Bemerkung machte, sie würde dann wieder «ausgeleiert» zurückkommen.
Es war dann das mutmaßliche Opfer Sandra M., das unter Tränen aussagte, wie der Beschuldigte sie vor den Soldaten demütigte, sie wegen ihrer Kleidung hänselte, indem er regelmäßig unter ihren Schreibtisch schaute, um zu überprüfen, was sie anhatte. Auch habe er sie einmal in der Unterhose empfangen, was ihr den Ausdruck «Oh wat ee Sch….!» entlockte. All diese tätlichen und verbalen Übergriffe hätten sie krank gemacht, und als sie einen Arzt aufsuchte, habe dieser ihr gesagt, sie leide unter dem Phänomen Stalking.
Etwas aufgebauscht
Es war dann ein Unteroffizier, der im Zeugenstand behauptete, die ganze Sache sei etwas aufgebauscht worden, auch wenn ihn der Angeklagte wissen liess, dass er verschiedene Aussagen, die aber nicht verletzend gemeint waren, hätte unterlassen können. Die Sache hätte durch eine Vermittlung gelöst werden können, so der Zeuge weiter. Dies verleitete Staatsanwältin Paulette Steil zur pertinenten Frage, warum diese nicht vorgenommen wurde und warum ein Mann, der sich keiner Schuld bewusst ist, sich einer Mediation hätte unterziehen sollen.
Es war dann ein füherer Hochleistungssportler und Offizier, der als Zeuge sich über die Leichtigkeit der Akte beklagte, deren Inhalte darüber hinaus nicht schlüssig wären und die, wenn er als oberster Personalchef früher davon gewusst hätte, längst bereinigt wäre. Dies nicht zuletzt, um den in «corps constitués» stets befürchteten Imageschaden von der Armee fernzuhalten. Zum eigentlichen Tatbestand, der vor Gericht verhandelt wurde, konnte er jedoch nicht viel beitragen.
Ein Zweisitzer
Der Angeklagte leugnete die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und sprach den Wunsch aus, dass die Aussagen gegenüber seiner Untergebenen relativiert würden, da er sie so nicht verstanden hat. Er wollte ihr lediglich beibringen, dass man sich in einem reinen Männerbetrieb nicht derart anziehend kleiden sollte. Der Beschuldigte zog dann gegen das mutmassliche Opfer zu Feld und zeigte damit lediglich, dass in der Krankenstation auf Herrenberg eine seltene Promiskuität herrschen musste. Zur Affäre mit der Couch, meinte er, es hätte sich eh um einen Zweisitzer gehandelt, der nicht für intime Beziehungen geeignet war. Den schon von den Zeugen entschärfte Vorwurf der Missachtung öffentlicher Sitten konnte der Angeklagte zusätzlich entschärfen. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.
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