Dienstag23. Dezember 2025

Demaart Zu Demaart

Headlines

Gaddafi in der Wüste beerdigt

Gaddafi in der Wüste beerdigt

Jetzt weiterlesen !

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Oder schließen Sie ein Abo ab.

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Die Leiche von Ex-Diktator Gaddafi ist an einem geheimen Ort in der Wüste beerdigt worden. Das berichtete der arabische Sender Al-Dschasira.

Der frühere libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi ist am Dienstagmorgen bei Sonnenaufgang in der Wüste begraben worden. Das berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Dschasira. Die Leiche des Diktators war zuvor mehrere Tage lang von den Revolutionstruppen in der Stadt Misrata gezeigt worden.

Gaddafi war am vergangenen Donnerstag in seiner Heimatstadt Sirte verletzt und kurz darauf getötet worden. Er sei nun an einem geheim gehaltenen Ort vergraben worden. Das meldete der Sender unter Berufung auf den libyschen Übergangsrat.

Massaker

Die Milizen des Übergangsrates geraten unterdessen zunehmend ins Zwielicht. Mitarbeiter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch fanden Anhaltspunkte für ein Massaker unter 53 Gaddafi-Anhängern in Sirte. Das wäre das schwerste Kriegsverbrechen der neuen Machthaber.

Bei einigen der Toten waren die Arme mit Plastikbändern hinter dem Rücken zusammengebunden, hieß es in dem Bericht, den die Organisation am Montag veröffentlichte. Mit Hilfe von Bewohnern der Umgebung konnten einige der Männer als örtliche Gaddafi-Kader und -Anhänger identifiziert werden.

Transparente Untersuchung gefordert

Human Rights Watch forderte den Übergangsrat auf, «eine unverzügliche und transparente Untersuchung der offensichtlichen Massenhinrichtung einzuleiten und die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen». Die Leichen lagen auf einem Grundstück nahe einem Hotel, das zum Zeitpunkt des Todes der Männer von Anti-Gaddafi-Kämpfern kontrolliert worden war. Die Blutspuren, Einschüsse im Grasboden und die Verteilung der Geschosshülsen deuteten darauf hin, dass die meisten Opfer gemeinsam an dieser Stelle erschossen worden seien, hieß es in dem Bericht.

Sollte sich die Massenerschießung eindeutig Anti-Gaddafi-Milizen zuschreiben lassen, wäre dies das schwerste Kriegsverbrechen, das diese in ihrem acht Monate währenden Kampf gegen das Regime begangen haben. Bislang wurden vor allem Übergriffe gegen Gaddafi-Anhänger wie willkürliche Verhaftungen und Misshandlungen bekannt. Außerdem wurden mancherorts Dorfbewohner vertrieben, weil sie der Sympathien für Gaddafi verdächtigt wurden.

Dschalil gerät unter Druck

Der Vorsitzende des Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil, gerät damit bereits am ersten Arbeitstag nach dem Neubeginn in Libyen weiter unter Druck. Weil die Vorwürfe einer gezielten Tötung Gaddafis nicht verstummen wollen, kündigte Dschalil eine seit Tagen geforderte Untersuchung an.

«Alle Libyer brannten darauf, Gaddafi wegen seiner Verbrechen vor Gericht zu sehen», erklärte Dschalil auf einer Pressekonferenz in Bengasi. «Die Libyer wollten ihn im Gefängnis und gedemütigt sehen», fügte er hinzu. Am Tag zuvor hatte der führende Politiker der Nach-Gaddafi-Ordnung das Land für befreit erklärt. Darüber hinaus hatte er zu Toleranz und Respekt sowie zur Einhaltung von Menschenrechten und Rechtstaatlichkeit aufgerufen. Die neuen Machthaber wollen sich außerdem an der islamischen Rechtsprechung Scharia orientieren.