In diesem Gebeinshaus werden Schädel aus dem 16. und dem 17. Jahrhundert aufbewahrt, darunter auch die Überreste zahlreicher aus Luxemburg stammender Einwohner aus Marville und Umgebung. Marville, das heute noch den Luxemburger Löwen in seinem Wappen führt, hatte über die Gräfin Ermesinde sehr enge Bindungen zwischen der luxemburgischen Dynastie und dem Duché de Bar. Die kleine, knapp 800 Seelen zählende Ortschaft gehört heute zum Département Meuse und ist unter anderem durch seine einmaligen architektonischen Schätze bekannt geworden.
Die mit der Untersuchung der Schändung beauftragten Polizeibeamten gehen im Augenblick mehreren Spuren nach, privilegieren aber diejenige eines gemeinen Einbruchs. Die Schädel werden nämlich zum Teil in sogenannten „horloges de la vie“ aufbewahrt. Das sind Kästen, für die auf dem Schwarzmarkt Sammler von Grabdenkmälern bereit sind zwischen 1.000 und 1.500 Euro auszugeben.
Unersetzlicher Schaden
Der Schaden, den die Schänder bei ihrem Einbruch angerichtet haben, ist laut lokalen Fremdenverkehrsverein enorm. Wie Céline Zienkewicz, Vorsitzende des Vereins, dem „Républicain lorrain“ gegenüber erklärte, ist diese Schängung nicht die erste dieser Art. Wiederholt wurde in den letzten Jahren in das Ossuarium eingebrochen und historisch wertvolle Gräber ausgeraubt.
Frau Zienkewicz bereitet derzeit zusammen mit den „Amis de Marville“ die Herausgabe eines Bildbandes über die Geschichte der Stadt und den Friedhof von Saint-Hilaire vor. Zur Seite als Fotograf steht ihr dabei der Tetinger Romain Becker. Beckers detaillierte Grossaufnahmen des Ossariums ermöglichen jetzt eine Bestandsaufnahme der gestohlenen Schädel und Gegenstände und sind eine wertvolle Hilfe für die französischen Investigatoren.
Im Rathaus von Marville will Bürgermeister Biwer eine Dringlichkeitssitzung einberufen, in der über die Einrichtung von Videokameras auf und um den Friedhof von Saint-Hilaire befunden werden soll.
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