«Dieses Risiko ist zuletzt gestiegen», sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio am Donnerstag in Frankfurt bei der Vorlage des jüngsten Finanzstabilitätsberichts. Sollten die USA protektionistische Schritte in der Wirtschaftspolitik einleiten, könne das entsprechende Reaktionen in anderen Ländern auslösen. Ein ohnehin bereits schwacher Welthandel würde weiter gebremst – mit negativen Folgen für die Währungsgemeinschaft.
Mit Sorge blickt die Notenbank auch nach Italien. Dort könnten politische Unsicherheiten nach dem Ausgang des Verfassungsreferendums Turbulenzen an den Börsen auslösen. «Abhängig vom Ausmaß eines Schocks haben wir dann zu erwägen, ob wir etwas tun müssen oder nicht», sagte Constancio. Es gebe am Markt allerdings keine Sorge, dass die Euro-Zone auseinanderfalle. Die Italiener stimmen am 4. Dezember über Verfassungsänderungen ab. Ministerpräsident Matteo Renzi hat sein politisches Schicksal an den Ausgang der Wahl geknüpft.
Sorgen um die Schuldentragfähigkeit könnten wieder aufflammen
Am Anleihemarkt wurde der Bericht der Notenbank als Hinweis gedeutet, dass die EZB auf ihrer Ratssitzung am 8. Dezember eine Verlängerung ihrer billionenschweren Bondskäufe beschließen wird. Die Verzinsung italienischer, spanischer und portugiesischer Staatsanleihen gab jeweils nach.
Die EZB warnte außerdem davor, dass Euro-Staaten im Zuge erhöhter politischer Unsicherheiten notwendige Haushalts- und Strukturreformen auf die lange Bank schieben könnten. Dies wiederum würde den Druck der Finanzmärkte auf die finanziell schwächsten Länder erhöhen. «Insbesondere könnten Sorgen um die Schuldentragfähigkeit wieder aufflammen.»
Generell hat sich nach Einschätzung der Notenbank das Finanzsystem der Euro-Zone in den vergangenen sechs Monaten zwar als widerstandsfähig erwiesen. Die Banken im Währungsgebiet blieben aber anfällig. Zu den Gründen zählte die EZB den nach wie vor hohen Bestand an faulen Krediten. Auch verdienten die Geldhäuser im internationalen Vergleich zu wenig.
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