Headlines

«Es gibt keine Tabus»

«Es gibt keine Tabus»
(AP)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Für eine Video-Dokumentation über den Zweiten Weltkrieg in Luxemburg sucht die Universität Luxemburg Frauen und Männer, die über ihre Erlebnisse aus dieser Zeit berichten können.

«Von Interesse für uns sind Erlebnisse aus den verschiedensten Blickwinkeln,» erklärt Dr. Vincent Artuso am Montag gegenüber Tageblatt.lu. «Wir möchten über diese Zeit berichten ohne Tabus,» unterstreicht der Historiker. Obwohl es bereits Publikationen über den Zweiten Weltkrieg in Luxemburg gibt, wurde bisher nur selten die Erlebnisse, Sorgen und Ängste der Bevölkerung dokumentiert. Oder sie war oft nur einseitig erzählt worden. Genau dort möchte der Historiker ansetzen.

Mittlerweile sind drei Generationen vergangen. «Wir haben hier eine historische Verantwortung,» sagt Artuso. Dazu gehöre auch die Kollaboration im II. Weltkrieg oder die «Verherrlichung» der Résistance. Es wurde lange Zeit nicht darüber gesprochen. Es war eine Frage von Eitelkeit, Angst aber auch eine soziale Frage. Die Menschen mußten nach dem Krieg oft bei Null anfangen. Viele hatten Angst um ihren Job und ihre Karriere. «Diese Reaktionen findet man in allen europäischen Ländern,» so Dr. Artuso.

30 Erinnerungsberichte

Die Interviews mit Zeitzeugen werden von der deutschen Filmemacherin Loretta Walz produziert. Sie hat in diesem Bereich langjährige Erfahrungen. Für ihren Film «Die Frauen von Ravensbrück» wurde sie 2006 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Seit 2007 arbeitet Loretta Walz mit der Universität Luxemburg zusammen. Bislang sind mehr als 30 Erinnerungsberichte von luxemburgischen Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg filmisch dokumentiert worden.

Wer hat Erinnerungen an die Zeit vom Einmarsch deutscher Truppen in Luxemburg? Wie hatte sich damals der Alltag mit den Besatzern verändert? Gesucht werden auch die Erinnerungen von Männern und Frauen, die für den Reichsarbeitsdienst (RAD) abgestellt wurden, zwangsrekrutiert, Widerstand leisteten oder flüchten mussten.
Das aufgezeichnete Material soll der Wissenschaft, der politischen Bildungsarbeit an Schulen und Bildungseinrichtungen dienen. Zeitzeugen werden gebeten, sich bei der Universität Luxemburg zu melden.