Mittwoch31. Dezember 2025

Demaart Zu Demaart

Headlines

Die Puppenspieler von Zypern

Die Puppenspieler von Zypern
(dpa)

Jetzt weiterlesen !

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Oder schließen Sie ein Abo ab.

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Das kleine Euro-Land Zypern ist durch die dramatischen Verhandlungen für ein Rettungspaket weltweit in die Schlagzeilen geraten. Mit ihm auch seine Führungskräfte. Eine Vorstellung.

In der Nacht zu Montag schnürten die Euro-Finanzminister im zweiten Anlauf ein Hilfspaket, das die weitere Finanzierung des geteilten Inselstaates sichern soll. Es folgen Kurzporträts der drei wichtigsten Akteure auf zyprischer Seite, die auch in den kommenden Wochen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen dürften.

Präsident Nikos Anastasiades

Bei dem zyprischen Präsidenten handelt es sich um einen konservativen Berufspolitiker, der im Februar 2013 gewählt worden war. Im Wahlkampf versprach er eine schnelle Umsetzung des bereits im Sommer 2012 beim ESM beantragten Finanzpakets. Der 66-jährige Vater von zwei Töchtern und mehrfache Opa hatte stets damit geworben, dass er – anders als sein kommunistischer Amtsvorgänger – wegen seiner Zugehörigkeit zur europäischen EVP-Parteienfamilie über gute Kontakte zu den meisten anderen EU-Regierungschefs verfüge. Ein Wahlkampfslogan war «Zypern ist nicht allein».

Anastasiades ist der erste Präsident des Euro-Landes, bei dem auch eine Wiederannäherung der beiden Teile der seit der türkischen Invasion 1974 geteilten Insel erwartet wird. Er fordert, dass die EU eine aktive Rolle in dem Streit zwischen dem griechisch-zyprischen Südteil und dem türkisch-zyprischen Nordteil der Insel übernimmt. Seine Partei und er persönlich hatten den 2004 von der UN vorgelegten Vereinigungsplan unterstützt, der eine lockere Förderation zwischen beiden Landesteilen vorsah. Der UN-Vorschlag wurde dann aber in einem Referendum von den griechischen Zyprern abgelehnt – Anastasiades hatte dafür gestimmt.

Dem Präsidenten werden ein scharfer politischer Umgangston und gelegentliche Wutausbrüche nachgesagt. Der starke Raucher bekam den Spitznamen «Tassakias» verpasst, was im zyprischen Dialekt «Aschenbecher» heißt. Hintergrund sind Gerüchte, wonach er Aschenbecher auf missliebige Parteimitglieder geschleudert haben soll. Wie viele griechische Politiker hat er einen Jura-Abschluss einer griechischen Universität, hat aber in London Schifffahrtsrecht studiert.

Finanzminister Michael Sarris

Der Hauptprotagonist des Landes bei den nächtlichen Verhandlungen in der Euro-Gruppe in Brüssel ist ein erfahrener Finanzminister, obwohl er erst Anfang März ins Amt gekommen ist. Denn der langjährige Weltbank-Mitarbeiter war bereits von 2005 bis 2008 Finanzminister seines Landes – allerdings unmittelbar vor der Finanzkrise und dem zyprischen Euro-Beitritt. Der 66-jährige Sarris, der in London und den USA Wirtschaft studiert hatte, lehnte 2011 einen Ministerposten in der kommunistisch geführten Regierung ab. Er hatte damals ein klares Mandat gefordert, die bereits schwelende Finanzkrise zu managen.

Den Wirtschaftskurs der Regierung lehnte er ab. Sarris spricht neben Griechisch fließend Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Er gilt als unkomplizierter, eigenständiger Politiker, der in Zypern oft den Kontakt mit der lokalen Bevölkerung suchte – nach der entscheidenden Nachtsitzung in Brüssel verfolgte er die abschließende Pressekonferenz des Euro-Gruppe-Chefs vom Pulk der Journalisten aus.

Zyperns Notenbankchef Panikos Demetriades

Der 54-Jährige gab im Mai 2012 seinen Posten als Finanzprofessor der britischen Universität Leicester auf, um Zentralbankchef Zyperns zu werden. Zuvor hatte er die Fixierung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf die Bekämpfung der Inflation in Frage gestellt. Der Keynesianer plädiert dafür, Wirtschaftskrisen mit verstärkten staatlichen Ausgaben zu bekämpfen. Demetriades, der bis zu seinem Amtsantritt intensiv bloggte, warnte davor, dass Austeritäts-Maßnahmen ein Land in eine Rezession stürzen könnten.

Nach dem Amtsantritt unter der früheren Regierung gab es häufiger Spannungen zwischen dem in Cambridge promovierten Wirtschaftswissenschaftler und der oppositionellen Partei von Präsident Anastasiades.