Aus Protest gegen den radikalen Sparkurs in Griechenland haben am Mittwoch umfangreiche Streiks in dem Mittelmeerland begonnen. Schon am frühen Morgen versammelten sich Menschen vor dem Parlament. Während des Tages wollen die sogenannten «Empörten Bürger» alle Zufahrtsstraßen zum Parlament blockieren. Wegen der Streiks fallen Züge, Fähren und die Athener Vorstadtbahn aus. Ministerien und staatliche Unternehmen sowie viele Banken bleiben geschlossen. Im Radio und Fernsehen gibt es keine Nachrichten, weil auch die Journalisten für 24 Stunden streiken. Am Nachmittag waren mehrere Demonstrationen geplant. Die Tourismusbranche soll darunter nicht direkt leiden, die Fluglotsen nehmen nicht am Streik teil.
Dutzende vermummte Autonome und Rechtsextremisten haben sich Schlägereien im Zentrum Athens vor dem Parlament geliefert. Die beiden Gruppen gingen mit Latten und Schlagstöcken aufeinander los. Zuvor hatten linksextreme Autonome die Polizei angegriffen, berichtete das Fernsehen. Die Beamten setzten Tränengas ein, um die Randalierer auseinanderzutreiben. Die Ausschreitungen fanden am Rande einer großen Demonstration auf dem Syntagma-Platz gegen das harte Sparprogramm der Regierung statt. Viele friedliche Demonstranten verließen daraufhin fluchtartig den Platz vor dem Parlament.
«Empörte Bürger»
Die «Empörten Bürger» demonstrieren seit mehr als 20 Tagen täglich vor dem Parlament und beschimpfen die Politiker des Landes als «Diebe und Verräter», weil sie das Land an den finanziellen Abgrund geführt hätten. Die Demonstrationen sollen bis zum Tag der Abstimmung über das Sparprogramm im Parlament am 30. Juni andauern.
Unterdessen gerät die Regierung weiter unter Druck. Am Vorabend hatte sich ein Abgeordneter der sozialistischen Regierungspartei für unabhängig erklärt. Damit schrumpfte die Mehrheit der Sozialisten im 300-köpfigen Parlament.
Ministerpräsident Giorgos Papandreou traf sich am Mittwoch mit Staatspräsident Karolos Papoulias. «Es ist ein historisch kritischer Moment», sagte Papandreou zur Lage in Griechenland. Am Nachmittag wollte sich Papandreou in einer Fernsehansprache an das Volk wenden, berichtete das staatliche Fernsehen (NET) weiter.
Zu Demaart
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